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Naturkenntnisse für Kids Umweltbildung im Nationalpark Berchtesgaden

Zu den Aufgaben eines Nationalparks zählt auch die Natur- und Umweltbildung. Das ganze Jahr über sind deshalb Schulklassen im Nationalpark Berchtesgaden unterwegs, um die Natur besser kennenzulernen. Im vergangenen Jahr haben 329 Schulklassen von der Grundschule bis zur Berufsschule an den kostenlosen Exkursionen teilgenommen.

Von: Georg Bayerle

Stand: 30.11.2024

Umweltbildung im Nationalpark Berchtesgaden | Bild: BR; Georg Bayerle

Es ist frostig im schattigen Klausbachtal, aber das macht den Kindern der vierten Klasse der Grundschule Ramsau nichts aus.

Unterwegs an der Ache

Erstens sind sie warm angezogen und zweitens voller Leidenschaft dabei, die Fragen eines Stationenspiels zu lösen. Gerade schauen einige auf vier Federn von 30 Zentimeter bis fast einen halben Meter Länge. Sie liegen nebeneinander vor den Kindern im Gras auf einer Lichtung im Klausbachtal. Jetzt sollen sie die Federn den richtigen Vögeln zuordnen, die auf Karten abgebildet sind: Bart- und Gänsegeier, Adler und Bussard. Helena und Bea sortieren die Federn zu Bildern der verschiedenen Vögel, dann holen sie die Lösungskarte hinter dem Baum hervor. Auch wenn sich herausstellt, dass sie zweimal falsch liegen, hat es sie umso mehr beeindruckt, wie groß die Federn dieser Greifvögel sind.

Natur begeistert

Es geht tiefer in den Wald

In kleinen Gruppen wechseln sie von Station zu Station und lernen, wieviel Kraft die Greifvögel in den Krallen haben und wann Adler oder Barthgeier ihre Eier legen. Sie sind voll dabei, weil es immer toll ist, in der Natur zu sein und im Wald, sagen sie. Daher braucht es auch keine besonderen Tricks, um die Kinder zu motivieren, ergänzt Theresa Schöbinger. Die Pädagogin entwickelt die Programme für Schulklassen und setzt auf viel Bewegung und spielerisches Lernen. So begeistert sie mit ihren Kolleginnen auch Klassen aus entfernten Regionen, die zum ersten Mal die Bergnatur erleben.

Der Adleraugentest

Werden und Vergehen

Zwischendurch sollen die Kinder bestimmte Dinge suchen. Hannah bringt einen halbabgenagten Fichtenzapfen, Helena hat ein seltsam gekräuseltes, raues Etwas gefunden, das sie nicht kennt. Es schaut schön aus, lag unter einem Baum und ist eine Flechte, wie die Biologin erklärt, die auf der Exkursion für die Naturkenntnisse zuständig ist. Nächste Station: der Adleraugentest, den sie mit Ferngläsern simulieren. Die Kinder sollen einen Schneehasen suchen, der hinter einer Latsche versteckt ist. Der Adler könnte ihn noch aus drei Kilometern Entfernung erkennen, lernen sie. Diesmal ist es nur ein Plüschschneehase, aber zum Abschluss gibt es ein echtes Tier: In einer Mulde am Berghang seitab des Weges liegt ein totes Reh, das von einem Auto erfasst wurde und hier nun verrottet.

Ein totes Reh erleben

Eine ungewöhnliche Erfahrung und Neuland für die Kinder. Theresa Schöbinger bereitet sie deshalb vorab auf die Begegnung mit dem toten Tier vor. Ihr Ziel ist es, Offenheit auch für dieses Tabuthema zu schaffen und zu erklären, dass der Tod ebenfalls zur Natur gehört und sogar eine wichtige Funktion für die Biodiversität hat. Nach anfänglicher Scheu gehen die Kinder ganz natürlich mit dem Erlebnis um - und nach knapp vier Stunden unterwegs in der Kälte sind sie immer noch quicklebendig, begeistert und aufmerksam. Auch Theresa Schöbinger, die Pädagogin, ist zufrieden mit dem Ergebnis. Die Kinder sollen lernen, wie einzigartig die Natur vor der Haustür ist und wie schützenswert.


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