Neue Weitwanderung in Nepal Der Langtang (Climate) Trek
Wer Himalaja-Feeling spüren, aber nicht allzu hoch hinauswill, für den bietet sich ein Besuch in der nepalesischen Helambu- oder Langtang-Region an. Die Luft ist dort nicht zu dünn, trotzdem kann man sich den höchsten Gipfeln der Erde nahe fühlen.

Helambu und Langtang waren die Areale, die von dem schweren Erdbeben in Nepal 2015 besonders schwer verwüstet wurden. Mittlerweile ist der Wiederaufbau dort weit vorangeschritten und an vielen Stellen hat die Katastrophe Neues hervorgebracht. Etwa wurde im Langtang-Gebiet 2022 der sogenannte „Climate Trek“ eröffnet – eine Mehrtageswanderung mit klimafreundlichen Öko-Lodges. Das Trekking-Geschäft in den Bergen nordwestlich der Hauptstadt Kathmandu läuft gut, der bekannte Wanderweg ins Langtang ist viel besucht.
Von der Jeep-Piste bei Syabrubesi geht es zu Fuß steil ins Gebirge hinauf. Lasten-Mulis und Packpferde drängeln sich an den Wanderern vorbei, die nach Sherpagaon aufsteigen. Friedlich ist die Abendstimmung in dem westnepalesischen Bergdorf, wo auch bei Sonnenuntergang die Menschen noch auf den steilen Terrassenfeldern arbeiten. Auf den kleinen Äckern an den Hängen bauen sie Hirse, Gerste, Weizen sowie Kohl an. Und die Langtang-Kartoffeln haben im Land sogar eine gewisse Berühmtheit.
Vom Dschungel ins Hochgebirge
Dass man auf dem Trek unter 7000 Meter hohen Gipfeln einher läuft, spürt man tief unten im Tal kaum. Drunten tost der Langtang Khola in seinem Canyon. In der Schlucht hat sich ein richtiger Dschungel gebildet. Der wird weiter oben abgelöst von Himalaja-Bergwald. Und der ist überraschend belebt: Languren – kleine Äffchen – klettern in den Bäumen umher. Wildschweine schleichen durchs Unterholz. Außerdem ist das Areal bekannt für seine Population an seltenen und scheuen Roten Pandas.
Nach drei Tagen Fußmarsch weitet sich das Tal. Der Wald weicht Sträuchern, Weiden, einzelnen Äckern, schließlich Staub und Geröll. Hier und da stehen Yaks in der Landschaft. Himalaja-Feeling kommt auf. Auch, weil erstmals Gletscherberge zu sehen sind. Beim Bergdorf Langtang erstreckt sich heutzutage eine kilometerlange Geröllhalde, die die Trekker überqueren müssen. Trauriges Zeugnis eines Bergsturzes am Langtang Lirung, der das Dorf fast völlig auslöschte. 300 Menschen starben hier beim Beben im Jahr 2015, 40 bis 60 Häuser wurden von einer Lawine aus Fels, Eis und Schlamm begraben. Das Erdbeben war wohl der Auslöser, aber auch der durch den Klimawandel schmelzende Permafrostboden führte zur Katastrophe.
Schutz vor Naturkatastrophen
Weiter hinten im Hochtal wird die Hochgebirgs-Szenerie von gletscherbedeckten Berg-Riesen bestimmt, die sich am Tal-Ende aufreihen: Naya Kanga, Kinshung, Ganchenpo. In einer Mulde versteckt sich Kyanjin Gompa, der Hauptort. Fast eine kleine Stadt, in der jetzt viele Menschen aus dem Oberen Langtang wohnen. Weil sie hoffen, hier sicher vor Naturgefahren leben zu können. In Kyanjin endet auch der Langtang Climate Trek – ein Öko-Wander-Pfad mit umweltfreundlich gebauten Quartieren. Die Betreiber der Hotels und Pensionen haben sich auf die Fahnen geschrieben, ihre Betriebe möglichst klimaschonend zu betreiben.
Moderne Häuser mit isolierten Wänden und regenerativer Energie
Es gibt Photovoltaikanlagen und Solaranlagen für Warmwasser. Die Technologien sind nicht neu, aber die Anlagen größer, moderner und effektiver als die, die bislang in Nepal Verwendung finden. Die nach dem Erdbeben 2015 wiederaufgebauten Lodges zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie etwas mehr Komfort bieten als ansonsten im nepalesischen Hochgebirge üblich: Feste Wände statt Sperrholzverschläge in den Häusern. Die Ess- und Tagesräume sind ordentlich geheizt. Es gibt richtige Betten mit ordentlichen Matratzen. Außerdem wurden die meisten Climate Lodges isoliert – zum Teil mit ökologischem Hanf-Kalk-Putz. Gebäudeisolierung ist in Nepal ansonsten nirgendwo üblich. Mit der „Komfort“-Unterbringung können die Lodge-Besitzer auch mehr verdienen – ein sozialer Nebeneffekt also.
Umbau durch Finanzhilfen beim Wiederaufbau
Ein wesentlicher Anschub für das Climate-Trek-Projekt, das ein Vorbild in der benachbarten Helambu-Region fand, kam tatsächlich von außerhalb Nepals: Viele Reiseanbieter aus dem deutschsprachigen Raum hatten ein großes Interesse daran, nach dem Erdbeben 2015 den Tourismus in Helambu und im Langtang wiederaufzubauen. Weil die Region attraktiv für Himalaja-Neulinge ist. Lokale Lodgebetreiber wurden von mehreren Reiseagenturen zu einem nachhaltigen und klimafreundlichen Wiederaufbau geködert. Es gab finanzielle Hilfen unter dem Dach des „forums anders reisen“, zusammen mit der KIimaschutzorganisation Atmosfair.
Eine treibende Kraft war dabei der Münchner Manfred Häupl, Chef des Reiseveranstalters Hauser Exkursionen. Aber auch der Deutsche Alpenverein hat sich im Helambu engagiert und dort Brücken finanziert. Im Langtang haben sich jetzt sieben Gästeunterkünfte dem Projekt angeschlossen, so dass bei der Weitwanderung auf jeder Etappe abends ein klimafreundliches Quartier angesteuert werden kann.