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Dauerausstellung auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe 150 Jahre „Frauen im Aufstieg“ am Großglockner

So wie der Großglockner majestätisch da steht, zieht er einen magisch an und fast wie von selbst hinauf, sagt Herbert Haslinger, der Mankei-Wirt von der Fuscher Lacke. Und „raufgezogen“ auf den Großglockner hat es vor 150 Jahren, im Juli und August 1869, erstmals auch zwei Damen: die Britin Mary Whitehead und die Salzburgerin Anna von Frey.

Von: Andrea Zinnecker

Stand: 08.06.2023

Dauerausstellung auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe am Großglockner  | Bild: BR; Andrea Zinnecker

Die Erstbesteigung von Österreichs höchstem Berg durch zwei Frauen war Anlass für eine neue Dauerausstellung im Besucherzentrum der Großglockner-Hochalpenstraße auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe: „Frauen im Aufstieg“. Die kleine, aber feine Ausstellung thematisiert nicht nur die weibliche Glockner-Erstbesteigung, sondern ganz allgemein die alpine Emanzipation des angeblich schwachen Geschlechts und ist wirklich sehenswert.

Großglockner, Teufelshorn und Glocknerwand - ganz links oben die Adlersruhe

Auch der Großglockner ist jetzt weiblich geworden. „Berg, Komma, die“ - also „die Berg“ heißt der Haupttitel der Ausstellung, auch wenn so mancher männliche Besucher meint, dass es doch besser bei „dem Berg“ bleiben sollte. Egal ob der oder die Berg – die neue Dauerausstellung über Frauen im Aufstieg auf der Kaiser-Franz-Josephs-Höhe ist feministisch, aber nicht dogmatisch. Kaiserin Sisi, selbst ein Bergfex, hätte bestimmt ihre Freude daran gehabt, auch an der feinen Ironie, zum Beispiel, wenn es um all die Diskriminierungen, Klischees und Vorurteile geht, mit denen die bergsteigende Damenwelt seit Marie Paradis, der ersten Frau am Montblanc 1808, zu kämpfen hatte. Auch in puncto Bergkameradschaft - ein heikles Stichwort, sagt Sybille Kampl, die Kuratorin der Ausstellung, denn Frauen wurde lange Zeit die Fähigkeit zu echter Bergkameradschaft abgesprochen. „Schlag das Vorurteil“ heißt deshalb – mit Augenzwinkern - eine interaktive Installation in der Ausstellung.

Anfangs noch mit Krinoline

Frauen im Aufstieg - damals und heute. Moderne Lichtgestalten wie Helma Schimke und Gerlinde Kaltenbrunner gehören ebenso dazu wie verwegene Pionierinnen wie Anna von Frey, Gattin eines begüterten Salzburger Privatiers und wie Mary Whitehead aus London eine der beiden nachweislich ersten Frauen am Großglockner vor 150 Jahren. Ob Mary Whitehead aber wirklich die erste Frau am Großglockner war, ist nicht ganz hieb- und stichfest, denn da gab es noch Sidonia Theres Schmidl, im Volksmund „Glocknerfrau“ genannt, die schon 12 Jahre früher von Heiligenblut aus mit ein paar Bauernburschen den Gipfel erreicht haben soll. Informationen finden sich, wenn überhaupt, in den so genannten Glocknerbüchern – keine Gipfelbücher, sondern Bücher, die in den Gasthäusern auslagen und in die sich jeder eintragen konnte. Die beiden Glocknerbücher aus Heiligenblut sind verschollen, vermutlich verbrannt, und nur noch die beiden Kalser Glocknerbücher erhalten.

Emanzipation am Berg

Während Anna von Frey von Kals aus auf den Großglockner stieg, wählte Mary Whitehead den Aufstieg aus Heiligenblut, ab der Adlersruhe aber nahmen dann beide vermutlich denselben Weg auf den Gipfel. Felsenfest steht jedenfalls, das die Kleidung der „Frauen im Aufstieg“ jahrhundertelang lebensgefährlich war, denn mit den vielen langen und weiten Röcken und Unterröcken konnte man sich leicht verheddern oder Steinschlag auslösen, ganz abgesehen von den Zeiten, als die Damen noch mit Krinoline und Korsett am Berg unterwegs waren. Frauen in Hosen wurde später oft der Zutritt zur Hütte verweigert. So entstand dann um 1900 der abnehmbare Rock, erzählt Sybille Kampl.

Ambivalent war auch das Verhalten der Bergführer gegenüber ihren weiblichen Kunden. Wenn sie selber nicht mehr weitergehen konnten oder wollten, schoben sie die Schuld natürlich auf den weiblichen Gast am Seil. Generell waren die gesellschaftlichen Hürden in den Köpfen vieler vermutlich höher und schwieriger als der Berg selbst.

Die Großglockner-Hochalpenstraße bleibt – je nach Witterung - noch bis Ende Oktober offen. Die neue Dauerausstellung „Berg, die – Frauen im Aufstieg“ im Besucherzentrum auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe ist in diesem Zeitraum täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet und noch bis zum Sommer 2029 zu sehen. Sie können sich also Zeit lassen ...

Karte: Kaiser-Franz-Josefs-Höhe

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Karte: Kaiser-Franz-Josefs-Höhe


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