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25 Jahre Wirt auf dem Matrashaus Hochtour auf den Hochkönig

Traumhafte Sonnenaufgänge, grandiose Bergkulisse und ein origineller Hüttenwirt im Matrashaus: Der lange Aufstieg auf den Hochkönig lohnt sich, denn der Fast-Dreitausender in den Berchtesgadener Alpen gehört zu den prominentesten Bergen im Alpenraum.

Von: Ulrike Nikola

Stand: 10.06.2023 | Archiv

25 Jahre Wirt auf dem Matrashaus | Bild: BR; Ullie Nikola

Das Matrashaus steht in 2941 Meter Höhe direkt auf dem Gipfel des Hochkönigs und ist ein besonders reizvolles Ziel, weil man von dort einen wunderbaren Weitblick hat und schöne Sonnenauf- und untergänge genießen kann.

Das Matrashaus

Doch vor dem Genuss des farbenfrohen Lichtspektakels am Horizont steht der Schweiß: Über 1500 Höhenmeter geht es vom Arthurhaus über die Mitterfeldalm ins Ochsenkar und weiter hinauf zum Gipfel. Die Bergkulisse ist atemberaubend schön, denn der Normalweg führt unter anderem vorbei an der markanten Torsäule. Dieser freistehende Fels an der Ostflanke des Hochkönigs ragt turmartig rund 500 Meter empor. Obwohl es eine Landschaft grau in grau ist, faszinieren die unterschiedlichen Felsformen und Reste des Plateaugletschers „Übergossene Alm“. Einige Weg-Passagen sind mit einem Stahlseil und Leitern gesichert, so dass es keine extrem ausgesetzten oder ungesicherten Stellen gibt. Doch eine gute Kondition und Trittsicherheit sollte man für diese Hochgebirgstour auf jeden Fall mitbringen, auch die Höhe macht sich auf dem Weg zum Gipfel auf 2941 Meter bemerkbar.

Während die Glieder unterwegs allmählich schwerer werden und der Rucksack drückt, wird der Kopf immer freier von Sorgen und Gedanken. Die Wanderung im Hochgebirge wirkt wie eine Art „Reset“. Auf dem fünf bis sechs Stunden langen Aufstieg kommt angesichts des massiven Gebirgsstocks auch Demut auf: Wie klein doch der Mensch in dieser Weite der Berge wirkt. Demut klingt auch an, wenn Roman Kurz sagt: „Der Berg ist der Chef!“ Denn der Berg gibt die Bedingungen vor. Das betrifft nicht nur die Wetterbedingungen für den Aufstieg, sondern auch für die Hubschrauberflüge zur Lebensmittelversorgung. Seit 25 Jahren bewirtschaftet Roman Kurz das Matrashaus am Gipfel des Hochkönigs.

Roman Kurz ist seit 25 Jahren Hüttenwirt im Matrashaus

Roman Kurz ist Hüttenwirt mit Leib und Seele. Morgens ist er der Erste, der im Matrashaus aufsteht. Sein Wecker klingelt lange vor Sonnenaufgang und kurz drauf hantiert er schon in der Küche. Damit sein Team länger schlafen kann, bereitet er das Frühstück für die Gäste alleine vor. Den Begriff „work-life-balance“ mag er nicht, denn für ihn gibt es keine Trennung zwischen Arbeit und Leben. Beides gehört für ihn zusammen. Sein verschmitztes Lächeln fällt einem als Erstes auf, wenn der drahtige Hüttenwirt die Gäste empfängt und versorgt. Und jeder merkt gleich: Roman Kurz ist ein Profi. Auf Facebook verfolgen mehrere Tausend Nutzer und Nutzerinnen, wenn er über die aktuelle Schneelage oder einen Heli-Transport berichtet. Wirklich grandios sind aber seine kuriosen Erlebnisse, zum Beispiel mit einem selbsternannten Heiler, der vor dem Matrashaus sein Lager aufgeschlagen und ein Online-Seminar gestartet hatte. Roman Kurz schüttelt auch manchmal den Kopf über Wanderer, die unnützerweise ihren halben Hausstand auf den Hochkönig schleppen. Wenig Verständnis hat er für Bergsteiger, die sich und andere in Gefahr bringen, weil sie zu spät starten oder Wettervorhersagen und Warnungen ignorieren. Dann muss er als Bergretter ausrücken. Ansonsten reagiert Roman Kurz auf die Vorkommnisse im Hüttenalltag meistens gelassen, auch wenn sich ein Gast über „Stau“ vor den Toiletten aufregt.

Sonnenaufgang am Matrashaus als Höhepunkt der Tour

Auch wenn es nach einem abgegriffenen Klischee klingt: Roman Kurz sagt, dass sein Traumberuf schon immer Hüttenwirt gewesen ist. 1992 übernahm der Berchtesgadener das Watzmannhaus, 1998 dann das Matrashaus. Vielleicht liegt so ein Berufswunsch irgendwie in der DNA oder eben in der „Seele“: Diese Sehnsucht kennt sogar schon der elfjährige Tobi, der eine Woche lang ins Hüttenleben reinschnuppern darf und mithilft. 18 Jahre lang hat Roman Kurz zusammen mit seiner Frau Geni das Matrashaus gemeinsam bewirtschaftet. Mittlerweile geht sie im Tal einer anderen Arbeit nach und ihr Mann ist mit einem jungen Team von Juni bis September oben am Berg. Der 21-jährige Student Tassilo kommt in den Semesterferien immer sechs Wochen zum Arbeiten. Annika hat sich nach dem Abi entschieden, den ganzen Sommer am Gipfel des Hochkönigs zu arbeiten. Mittlerweile geht Roman Kurz auf die sechzig zu, doch auf dem Matrashaus möchte er noch mindestens zehn Jahre als Hüttenwirt bleiben. Oft wird er gefragt, ob er die Schönheit der Berge ringsherum und die fantastische Lage des Matrashauses überhaupt noch wahrnimmt nach einem Vierteljahrhundert als Hüttenwirt! Und wie! Gerade die besonderen Wolken- und Lichtstimmungen begeistern ihn immer wieder aufs Neue.

Das Wetter am Hochkönig kann schnell wechseln, weshalb es keine Garantie auf stimmungsvolle Sonnenauf- und -untergänge gibt. Für eine schöne und vor allem sichere Bergtour sollte man einen möglichen Wetterwechsel gut im Blick haben und rechtzeitig starten – für ein unvergesslich schönes Erlebnis am höchsten Gipfelstock der Berchtesgadener Alpen.


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