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Overtourism in den Alpen Massenhafter Besucherandrang dank Instagram

Hütte unter Felswand, Kapelle im Abendrot, glasklarer Bergsee: Bilder von beliebten Fotospots im Gebirge erreichen über Instagram und Co. ein riesiges Publikum. Doch jeder Post lockt weitere Besucher an. Quer durch die Alpen erleben Orte einen Massenansturm, deren Folgen vor Ort kaum noch zu bewältigen sind.

Author: Sebastian Nachbar

Published at: 1-7-2019

Massenhafter Besucherandrang dank Instagram | Bild: picture-alliance/dpa

Ein Wasserfall wie gemalt. Das Wasser stürzt über Klippen und sammelt sich in einem "natural infinity pool", wie die Badegumpe im Instagram-Deutsch heißt. Man kann darin baden und gleichzeitig auf den Königssee schauen, wo sich die Schiffe vor der berühmten Echowand in Stellung bringen.

Der perfekte Platz für einen Heiratsantrag, zum Nachdenken über das Leben – oder wenn man einfach mal in Ruhe schauen will. Wären da nicht diese vielen Leute. Denn die Gumpen am Königsbachfall, früher ein Geheimtipp, werden heute regelrecht überrannt. Ein Ortsbesuch in dieser Woche: Ein Dutzend Leute sind da. Verhältnismäßig wenig. Darunter drei junge Frauen aus Bad Tölz. Sie haben über Instagram und Pinterest von diesem Platz erfahren und waren so beeindruckt, dass sie extra dafür angereist sind. Ein Youtube-Video verriet ihnen, wo er genau liegt. Ob sie bald was posten werden?

Alles für die Likes?

"Naja, ich weiß nicht, wahrscheinlich schon", sagt Franzi. Für die Likes? "Nein, nein. Nur um zu zeigen, dass da die Landschaft schön ist." Ihr ist durchaus bewusst, was das bedeutet. "Ja dann kommen umso mehr Leute, schon klar, und dann war jeder irgendwann mal da. Aber man will ja auch zeigen, an was für einem schönen Ort man war. Schwierig."

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nomadic.sam - Dienstag, 23-4-2019, 10:00 nachm.
This waterfall rock pool provides the perfect views over Königssee . . . . . #königsbachfall #schönauamkönigssee #königssee #berchtesgaden #nationalpark #glacierwater #waterfallsfordays #waterfalls #rockpool #germany_insta #visitbavaria #germanroamers #exploregermany #lakeview #mountainview #instagood10k #vibesofvisuals #motherearth #earthfocus #earthoutdoors #thehikemovement #mountainstories #allaboutadventures #thewanderco #exploresocially #raykaexpert #theoutbound #exploreshareinspire #roamnation #outside_project

This waterfall rock pool provides the perfect views over Königssee
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#königsbachfall #schönauamkönigssee #königssee #berchtesgaden #nationalpark #glacierwater #waterfallsfordays #waterfalls #rockpool #germany_insta #visitbavaria #germanroamers #exploregermany #lakeview #mountainview #instagood10k #vibesofvisuals #motherearth #earthfocus #earthoutdoors #thehikemovement #mountainstories #allaboutadventures #thewanderco #exploresocially #raykaexpert #theoutbound #exploreshareinspire #roamnation #outside_project | Bild: nomadic.sam (via Instagram)

Einen offiziellen Weg zu den Gumpen am Königsbachfall gibt es nicht, das Gelände ist steil und ausgesetzt. Und auch das Baden selbst ist gefährlich: Erst im April sind zwei junge Männer dabei gestorben. Eine ziemlich neue Entwicklung, sagt Carolin Scheiter vom Nationalpark Berchtesgaden:

"Im letzten Sommer ist dieser Spot über die Sozialen Medien massiv beworben worden. Da sind Gäste aus aller Welt. Die Bilder, die sehen so aus, als wäre man dort ganz alleine auf weiter Flur. Aber würde man die Kamera mal um 180 Grad drehen, dann sieht man, dass da an starken Tagen im Sommer eine Schlange ist an Leuten, die warten, weil das da einfach unfassbar voll ist und das Naturerlebnis da nicht mehr möglich ist."

Carolin Scheiter vom Nationalpark Berchtesgaden

Influencer und Hashtags als Reiseführer

Probleme wie die am Königssee sind kein Einzelfall. Viele fotogene Plätze in den Alpen werden durch die Bilder einiger "Influencer", also Meinungsmacher mit großer Reichweite, zu Instagram-Hotspots. Sie erleben einen massenhaften Besucheransturm. Mit Folgen, die vor Ort kaum noch zu bewältigen sind. Am Schrecksee im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen gibt es seit Jahren Probleme mit Leuten, die dort verbotenerweise campen, feiern und Müll hinterlassen. Und das, obwohl die Polizei Strafzettel verteilt.

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sashatanya_rolgaiser - Freitag, 10-5-2019, 11:59 vorm.

Женщины - слабый пол. Так принято думать. Особенно если ты хрупкая и миниатюрная, считай, у тебя почти нет шансов на признание силы. И в поход дальний не сможешь дойти, и рюкзак тяжелый не донесёшь. Такие они, стереотипы🙄
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Поэтому каждый раз мне так приятно смотреть на меняющиеся лица тех, с кем иду в горы - от лёгкой ухмылки, что со мной наверняка придётся тащиться, до удивления  от моего темпа ходьбы и выносливости💪🏼
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Когда мы первый раз с мужем пошли в горы, он ожидал, что прогулка будет спокойной и более-менее медленной, ведь я маленькая, худенькая, слабенькая. Но с первым шагом вверх Саша понял, что расслабиться не получится и принялся догонять меня😃
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Да, я невысокого роста и невеликого веса. Более того, я боюсь высоты. Но каждый раз в горах я преображаюсь. Ради них я готова на многое - тащить тяжелый рюкзак и сквозь страх подниматься выше.
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И знаете, у меня все получается. Ведь горы любят не только смелых и отважных. Горы любят тех, кто любит горы♥️
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Для конкурса @SalomonRussia  #Salomonwmnru | Bild: sashatanya_rolgaiser (via Instagram)

Am Pragser Wildsee in Südtirol tummelten sich vergangenen Sommer bis zu 10.000 Menschen. Pro Tag. Kein Wunder: Unter dem Schlagwort #lagodibraies findet man bei Instagram mehr als 200.000 Einträge. Anfang Juni haben die Behörden für die Stoßzeiten eine Autosperre bekannt gegeben.

In eine Touri-Hölle verwandelte sich vor zwei Jahren auch das Verzascatal im schweizerischen Tessin. Seit ein Video eines italienischen Bloggers vom Baden im smaragdgrünen Wasser bei Facebook viral ging, ist es dort mit der Ruhe vorbei.

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kai.janotta - Dienstag, 4-6-2019, 7:28 nachm.
River in the valley Verzasca. Unbelievable colours. Enjoy😉. - - - - #rivergram #verzasca #ticino #beautifuldestinations #colorful #travelgram

River in the valley Verzasca. Unbelievable colours. Enjoy😉.
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#rivergram #verzasca #ticino #beautifuldestinations #colorful #travelgram | Bild: kai.janotta (via Instagram)

Manche Hütten-Pächter sind überfordert

Komplett aufgegeben haben die langjährigen Pächter des weltberühmten Gasthauses Aescher-Wildkirchli im Appenzeller Land. Der Grund: In den letzten Jahren explodierten die Besucherzahlen auf der Hütte. Sogar Wasser und Strom wurden knapp. Am Ende waren die Betreiber komplett überfordert. Neue Pächter wollen jetzt mit frischer Energie starten.

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edsch64 - Freitag, 19-10-2018, 9:52 nachm.
Berggasthaus Äscher-Wildkirchli Vielleicht das letzte mal Rösti im Berggasthaus gegessen. #aescher #wildkirchli #aescherwildkirchli #berggasthausaescherwildkirchli #alpstein #appenzell #appenzellerland #myswitzerland #visitswitzerland

Berggasthaus Äscher-Wildkirchli
Vielleicht das letzte mal Rösti im Berggasthaus gegessen.
#aescher #wildkirchli #aescherwildkirchli #berggasthausaescherwildkirchli #alpstein #appenzell #appenzellerland #myswitzerland #visitswitzerland | Bild: edsch64 (via Instagram)

Nicht aufgeben will dagegen Gerhard Runggatscher vom Ranuihof im Südtiroler Villnösstal. Auf seiner Viehweide steht die Kapelle St. Johann in Ranui aus dem Jahr 1744. Dahinter ragen die Geislerspitzen in den Himmel. Der perfekte Fotospot. Bis zu 300 Leute zertrampeln täglich das Futter für die Tiere, Drohnen fliegen durch die Luft, Autos verstopfen die Straße, es ist laut. Schilder und eine eigens gebaute Fotoplattform helfen nichts, Runggatscher baut jetzt einen Zaun.

"Die letzten fünf Jahre ist ein starker Zuwachs und wir sind eigentlich momentan in einer Situation, wo wir es gar nicht mehr ertragen können." Auf die Probleme mit den vielen Besuchern im Talschluss des Villnösstals angesprochen, hat diese Dame aus New York nur eine Idee parat: Abkassieren. "Er sollte Parkgebühren verlangen und Eintritt kassieren. Um einen Ausgleich dafür zu schaffen, dass die Leute das Gras für die Kühe zertrampeln. Es ist doch ganz einfach: Ein Wirtschaftszweig unterstützt einen anderen." Ein schwacher Trost für jemanden, der die Kontrolle über sein Eigentum verliert.

"Instagramabilty" bestimmt das Urlaubsziel

All diese Orte haben eines gemeinsam: Sie geben das perfekte Instagram-Motiv ab. Und genau das wollen alle haben. Auch wenn die Fotos oft gleich aussehen. Und auch wenn man dafür sogar anstehen muss. Dass der Foto-Faktor beim Reisen immer wichtiger wird, ist belegt: In der Studie eines britischen Ferienhaus-Versicherers von 2017 gaben Menschen zwischen 18 und 33 Jahren an, ihre Urlaubslocation zuerst nach deren "Instagramability" auszusuchen. Billiger Alkohol, lokale Küche oder gar Sightseeing lagen abgeschlagen dahinter. Schöne neue Like-Welt: Vor lauter Geltungsbedürfnis lassen sich freie Menschen die Ferienziele von einem Algorithmus diktieren. Der weiß Dank Belohnungssystem und Interaktionsrate genau, was die Leute mögen. Und ist am Ende einzig und allein dazu da, die Kassen von Mark Zuckerbergs Facebook-Konzern zu füllen.


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