alpha Lernen - Deutsch

Kommunikation und Sprache Kommunikationsstörungen

Von: Maria Geipel

Stand: 08.04.2020

Hier beantworten wir folgende Fragen:

  • Wie entstehen Kommunikationsstörungen?
  • Wie lassen sich Kommunikationsstörungen vermeiden?
  • Wie können bestehende Kommunikationsstörungen ausgeräumt werden?

Hier eine Übersicht:

Kommunikation geschieht nicht losgelöst von Raum und Zeit. Die Umstände, unter denen sie stattfindet, können ungünstig sein (z. B. schlechte Telefonleitung, laute Umgebung).

Der Sender übermittelt seine Nachricht so, dass der Empfänger gar keine Möglichkeit hat, sie korrekt zu entschlüsseln (z. B. andere Sprache, anderer Dialekt, Fachsprache, inkorrekter Satzbau oder inkorrekte Aussprache).

Störungen können ebenso auf jeder der vier Seiten einer Nachricht auftreten, also durch alle "vier Schnäbel", wie Friedemann Schulz von Thun es nennt, verursacht sein (z. B. unverständliche Präsentation des Sachinhalts oder falsches Einschätzen der Beziehung zum Empfänger).

Ein Sender kann inkongruente Nachrichten übermitteln. Da passen die ausgesendeten Signale nicht zueinander oder widersprechen sich sogar. Jemand sagt weinend, es sei alles in Ordnung und er möchte allein sein. Diese Doppelbotschaft bietet mehrere Deutungsmöglichkeiten für den Empfänger und damit auch verschiedene Reaktionsmöglichkeiten: Gehen oder bleiben? In Ruhe lassen oder Hilfe anbieten? Der Empfänger sitzt in einer Zwickmühle.

Kommunikationsstörungen können sowohl vom Sender als auch vom Empfänger ausgehen.

Nicht nur der Sender beeinflusst, ob Kommunikation gelingt, sondern auch der Empfänger hat einen großen Anteil daran. Wie die Nachricht "gehört" wird, ist abhängig

  • von der Tagesform des Empfängers. Hat er z. B. einen schlechten Tag?
  • vom Selbstkonzept des Empfängers. Fühlt er sich z. B. schnell angegriffen?
  • vom allgemeinen Bild, das der Empfänger über den Sender aufgebaut hat.
  • von dem Ohr (der vier Ohren des Nachrichten-Quadrats), das der Empfänger primär spitzt.
  • von den Ohren, die neben dem "Hauptohr" noch aktiv sind. Die Hauptbotschaft wird so an andere Botschaften gekoppelt. Hier ist besonders das Beziehungsohr aktiv, was dazu führt, dass die eigentliche Hauptbotschaft "überhört" wird.

Friedemann Schulz von Thun sagt: Es macht einen Unterschied, ob wir etwas wahrnehmen, interpretieren oder fühlen.

  • Wahrnehmen: Was nehme ich bei einer Botschaft wahr? Was sehe und höre ich?
  • Interpretieren: Wie deute ich diese Nachricht? Die Interpretation kann richtig oder falsch sein, denn die eigene Deutung muss mit der Intention des Senders nicht unbedingt übereinstimmen.
  • Fühlen: Was fühle ich, wenn ich diese Nachricht höre? Das Wahrgenommene und Interpretierte führt zu einem Gefühl, das weder richtig noch falsch ist. Für den Empfänger ist das Gefühl eine vorhandene Tatsache, die nicht zu leugnen oder zu widerlegen ist.

Gibt es Missstimmungen, rät Schulz von Thun dazu, eine Vogelperspektive einzunehmen. Das heißt, etwas Abstand zu gewinnen und mit dem anderen über die Kommunikation zu sprechen, sie zu hinterfragen. Redet man über die Kommunikation, dann spricht man von Metakommunikation. Entscheidende Fragen sind: Wie ging es dem Empfänger, als er die Nachricht empfangen hat? Was hast er gehört und gefühlt, wie hat es der Sender aber gemeint? Wie kommen beide wieder miteinander klar? So lassen sich die Schwierigkeiten identifizieren und gemeinsam Lösungsmöglichkeiten entwickeln.

Um Konflikte zu lösen, gibt es auch noch eine einfache und bewährte Kommunikationstechnik. Sie besteht darin, "Du-Botschaften", bei denen ich mit dem Finger auf andere zeige und von mir ablenke, in "Ich-Botschaften" zu verwandeln.

"Du kommst immer zu spät und das nervt!"  Diese "Du-Botschaft" ist eine klare Anklage, aber ich kann sie umdrehen und daraus eine "Ich-Botschaft" machen. Ich zeige damit, wie ich mich fühle und wie es mir dabei geht: "Ich muss immer auf dich warten – das ärgert mich und gibt mir das Gefühl, dass ich für dich nicht wichtig bin." Die Anklage ist weg, die den anderen in die Defensive treibt – und du gibst ihm die Chance, dich zu verstehen.

1.

Zu denken, dass Kommunikationsstörungen etwas Unnormales sind und nicht jedem passieren

2.

Nach dem Schuldigen zu fragen, um Missverständnisse oder Streitigkeiten zu klären

3.

Die Vielfältigkeit und das Zusammenspiel der Ursachen nicht zu bedenken

4

Zu denken: Gesagt ist gesagt. Hier kann man nichts mehr retten.

5.

Zu denken, dass Metakommunikation, z. B. das Hinterfragen von Reaktionen, peinlich ist

6.

Die eigenen Interpretationen und die eigenen Gefühle dem Gegenüber zu verheimlichen

7.

Wahrnehmen, Interpretieren und Fühlen gleichzusetzen

1. Wie Kommunikation gelingt – Ein Rezept: Man nehme ...

... günstige Rahmenbedingungen, die eine Kommunikation technisch einwandfrei ermöglichen (zum Beispiel Lärm vermeiden).

2.

... einen Code, mit dem Sender und Empfänger vertraut sind.

3.

... sachliche Genauigkeit und Verständlichkeit.

4.

... übereinstimmende verbale und non-verbale Signale.

5.

... ausreichend Empathie aufseiten des Senders und des Empfängers.

6.

... Ich-Botschaften, die Einblick in die eigenen Gefühle und Gedanken geben, statt mit Du-Botschaften den anderen anzugreifen und ihm etwas vorzuwerfen.

7.

... Reaktionen, in denen die Interpretation offen gelegt und zur Diskussion gestellt wird.

8.

... mehr Selbstoffenbarung statt (in)direkte Vorwürfe.

9.

... alle Ohren, nicht nur das Beziehungsohr.

10.

... die Bereitschaft zur Metakommunikation.