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Grammatik Wort und Wortarten

Von: Maria Geipel

Stand: 14.07.2021

Hier beantworten wir folgende Fragen:

  • Was ist ein Wort?
  • Wie lässt sich aus dem Wortbegriff ein Wortsystem ableiten?
  • Wie bestimmt man Wortarten?

Bei der Bestimmung eines Wortes unterscheiden wir zwei Ebenen:

Das lexikalische Wort meint das Wort im allgemeinen Sinn (z. B. Frosch). Es ist nicht in einen syntaktischen Kontext eingebettet. In dieser Grundform erscheint das Wort auch im Wörterbuch (Eselsbrücke: "Wörterbuchwort", "Ursprungswort").

Viele Lexeme verändern sich, sobald sie in eine Wortgruppe oder in einen Satz eingebunden sind: Sie bilden verschiedene Wortformen bzw. syntaktische Wörter (Eselsbrücke: "Textwörter") aus, je nachdem welche Funktion sie übernehmen und wie sie kombiniert werden. Ein syntaktisches Wort ist also an seine Umgebung im Satz formal angepasst und besitzt bestimmte grammatische Eigenschaften (Kasus, Numerus etc.). Zum Beispiel: Die Haut des Froschs ist glatt.

Zuerst bestimme ich die lexikalische Wortart. Dabei überlege ich mir die Grundform, das Lexem, und frage mich: Kann sich das Wort verändern, ist es flektierbar? Wenn ja: Wie kann das Wort flektiert werden? Wir kommen so auf fünf lexikalische Wortarten: Verben, Nomen, Artikel/Pronomen, Adjektive und Nichtflektierbare. Schauen wir uns die einzelnen Wortarten genauer an.

Verben

werden konjugiert. Sie können also z. B. das Tempus, die Zeit, verändern. 

Nomen, Artikel, Pronomen und Adjektive werden hingegen dekliniert, das heißt, sie alle können sich hinsichtlich des Kasus verändern. Worin unterscheiden sie sich?

Das Nomen

hat meist ein festes grammatisches Geschlecht, das Genus. Es kann im Singular oder im Plural (= Numerus) und auch in einem bestimmten Fall (= Kasus) stehen. Aus syntaktischer Perspektive können wir festhalten: Es kann einen Artikel an sich binden.

Adjektive

sind komparierbar. Sie können gesteigert werden. Außerdem besitzen sie kein festes Genus, sondern können es verändern. Da es auch Adjektive gibt, die nicht steigerbar sind (z. B. schwanger), lohnt es sich, die syntaktischen Eigenschaften anzuschauen: Adjektive können zwischen Artikel und Nomen stehen, also die Funktion eines Attributs übernehmen (die schwangere Frau).

Artikel und Pronomen

können das Genus verändern, aber sie sind nicht komparierbar. Um zwischen diesen beiden Wortarten zu unterscheiden, muss die Syntax angeschaut werden. Artikel begleiten ein Nomen (Begleiter), Pronomen vertreten hingegen Nomen und sind somit ihr Stellvertreter.
Zum Beispiel:

  • Das ist ihr Haus. (ihr = Artikel)
  • aber: Das ist ihres. (ihres = Pronomen)

Bei der Bestimmung der syntaktischen Wortart sehen wir uns das Wort im tatsächlichen vorliegenden Satz an und fragen uns: Was zeigt das Wort im Satz? Welche Aufgabe übernimmt es? Meist stimmen syntaktische und lexikalische Wortart überein. Aber wie sieht es in folgendem Beispiel aus?
Der Neue schwimmt wie ein Profi.

Neu kennen wir als Adjektiv, aber hier steht ein Artikel davor und es wird großgeschrieben. Es sieht also wie ein Nomen aus. Was ist richtig? Beides stimmt. Das syntaktische Wort Neue ist eine Form des lexikalischen Wortes neu – so lautet die Grundform, wie wir sie im Wörterbuch finden. Wir fragen uns: Was kann das Grundwort?

  • Es kann kompariert werden: neu, neuer, am neusten.
  • Es kann zwischen Artikel und Nomen stehen: der neue Sportler.

Es handelt sich bei der lexikalischen Wortart (Wortart des "Ursprungswortes") also zweifellos um ein Adjektiv.

Wenn wir das syntaktische Wort untersuchen, dann fragen wir: Was sehen wir im Satz? Ist hier vielleicht etwas anders? Tatsächlich liegt hier eine andere Wortart vor. Die syntaktische Wortart ist ein Nomen, deshalb wird Der Neue hier von einem Artikel begleitet und großgeschrieben. Das bedeutet, es liegt eine Nominalisierung vor: Aus einem Adjektiv wird ein Nomen.

Und was ist mit den Wörtern, die wir nicht verändern können? Das sind die sogenannten Nichtflektierbaren, bei denen zwischen den folgenden syntaktischen Wortarten unterschieden wird:

  • Konjunktionen: Sie dienen der Verbindung von Satzteilen, z. B. und, oder, weil.
  • Präpositionen: Sie stehen meist vor einem Nomen oder einem Pronomen und legen fest, in welchem Fall, also in welchem Kasus, das Nomen steht. Typische Präpositionen sind wegen, unter, neben.
  • Adverbien: Sie können allein im Satz verschoben werden und machen Angaben über die Umstände, also über den Ort, die Zeit, den Grund oder die Art und Weise. Typische Adverbien sind heute, oben, glücklicherweise.
  • Interjektionen: Das sind satzwertige Ausdrücke, die z. B. in Comics verwendet werden (Hilfe!, Grr!, Grummel!, Brr!, Peng! oder Quak!)

1.

Die Nichtbeachtung der Unterscheidung von lexikalischer und syntaktischer Wortart, was zu Oberflächlichkeiten und Inkonsequenzen bei der Bestimmung führt

2.

Zu denken, dass Artikel und Pronomen sowie Nichtflektierbare allein aus ihrer Form heraus klassifiziert werden können

3.

Adjektive allein durch die Möglichkeit der Komparation identifizieren zu wollen

4.

Artikel und Pronomen nicht konsequent auseinanderzuhalten

5.

Zu meinen, dass lexikalische und syntaktische Wortart immer übereinstimmen müssen

Wortartenbestimmung

Zweischrittiges Vorgehen bei der Wortartbestimmung:

1. Bestimmung der lexikalischen Wortart: Was kann das Wort prototypisch? ("Wörterbuchwort", "Ursprungswort")
2. Bestimmung der syntaktischen Wortart: Was zeigt das Wort tatsächlich im Satz? ("Textwort")

Lexikalische Wortarten

Verb, Adjektiv, Nomen, Artikel/Pronomen, Nichtflektierbare (= alle nicht veränderbaren Wörter)

Unterarten

Die Unterarten der Artikel/Pronomen und der Nichtflektierbaren zeigen sich erst im syntaktischen Kontext. Zum Teil muss die Bedeutung beachtet werden (= semantisches Kriterium).

Syntaktische Wortart

Das syntaktische Wort meint das Wort im konkreten Satz ("Textwort"). Die syntaktische Wortart richtet sich nach dem, was das Wort im Satz zeigt.

Heterogene Klassifikation

= Zusammenwirken von morphologischen und syntaktischen Gesichtspunkten

Peter Gallmann/Horst Sitta/Maria Geipel/Anne Wagner: Schülerduden Grammatik. Die Schulgrammatik zum Lernen, Nachschlagen und Üben. 7. Auflage, Berlin 2013.