Stand mit Gemüse aus dem Knoblauchsland auf dem Nürnberger Hauptmarkt.
Bildrechte: BR24/Michael Reiner

Typisch für den Nürnberger Hauptmarkt: ein Gemüsestand unter rot-weiß gestreiften Schirmen. Nun gibt es die Idee, den Wochenmarkt zu verlegen,

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Keine Gemüsestände mehr? Debatte um Nürnberger Hauptmarkt

Er ist die gute Stube der Stadt Nürnberg. Wenn es um den Hauptmarkt geht, schlagen die Emotionen hoch. Auch im Stadtrat. Die Idee, die Gemüsestände dauerhaft zu verlegen, um den Hauptmarkt schöner zu machen, finden hier nicht alle gut.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Seit rund 600 Jahren werden auf dem Nürnberger Hauptmarkt Obst und Gemüse verkauft. Nun gibt es eine Debatte, ob der Grüne Markt aus der guten Stube der Stadt ausziehen und dauerhaft in der Fußgängerzone vor der Lorenzkirche Platz finden soll.

Angestoßen hat die Idee Nürnbergs Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier (CSU). Sie will die Innenstadt aufhübschen. Und sie reagiert damit auf die Kritik, dass der Wochenmarkt nicht attraktiv genug sei, zu wenig Aufenthaltsqualität biete und er wegen der vielen Veranstaltungen auf dem Hauptmarkt an 160 Tagen im Jahr sowieso verlegt werden muss. Für viele Nürnberger geht das gar nicht.

Markthändler wollen nicht umziehen

"Seit 1378 ist der Markt da. Die Verlegung wäre ein großer Witz", sagt Günter Reiß. Seine Familie betreibt den Gemüsestand schon seit der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Er selbst verkauft seit 24 Jahren auf dem Hauptmarkt die Produkte vom Bauernhof seiner Familie. Die Nürnberger seien gewohnt, unter den rot-weiß gestreiften Schirmen ihr Gemüse einzukaufen. "Wer kommt denn auf so eine Idee, das verlegen zu wollen?", fragt er.

Die Überlegung ist, den Wochenmarkt dauerhaft an die Lorenzkirche zu verlegen. Das ist jedenfalls eine der Ideen, die die Wirtschaftsreferentin derzeit umtreiben. Mehr Geschäft würde Reiß an dieser Stelle in der Fußgängerzone, etwa dreihundert Meter vom Hauptmarkt entfernt, nicht machen. Da ist er sich sicher. Sei Kollege Blerim Keqoli würde seinen Stand ganz aufgeben, wenn er vom Hauptmarkt wegziehen müsste. "Da oben machen wir kein Geschäft." Es sei schlecht für die Kunden und damit auch für die Händler.

Kunden wünschen Sonnenschirme und Sitzbänke

Ähnlich sind die Meinungen bei den Stammkunden an diesem Vormittag. Der Markt gehört auf den Hauptmarkt, sagen sie. Der Bürgerverein Altstadt spricht von einem Kulturschock und findet eine Verlegung nicht akzeptabel. Kleine Veränderungen könnten sich einige der Marktbesucher aber schon vorstellen, zum Beispiel eine paar Sitzgelegenheiten unter Sonnenschirmen.

Genau so etwas plant die Wirtschaftsreferentin, unabhängig von der Generaldebatte über die Nutzung des Hauptmarkts. In diesem Sommer soll eine Gastrofläche neben den Marktständen eingerichtet werden. An den Tischen unter großen Sonnenschirmen sollen die Besucher auch Produkte verzehren können, die sie zuvor auf dem Markt gekauft haben. Betrieben wird der Gastgarten von einer örtlichen Brauerei, sagt Heilmeier. Damit solle ein Angebot geschaffen werden, damit sich die Menschen gerne und länger auf dem Hauptmarkt aufhalten.

Stadträte sind sauer über den Stil der Debatte

All diese Ideen stellt sie am Mittwochabend auch den Stadträten vor. Vorgesehen hatte die CSU-Politikerin diese politische Debatte eigentlich nicht. Ein Fehler, den ihr vor allem Stadträte von den Grünen und der SPD ankreideten. "Mit welcher Prokura beschließt die Referentin ohne Beteiligung der Marktkaufleute, der Öffentlichkeit und des Stadtrates die Verlegung des Wochenmarkts", begründet Grünen-Fraktions-Chef Achim Mletzko den Dringlichkeitsantrag.

Das wiederum ärgert Heilmaier. Denn beschlossen habe sie nichts. "Der Wochenmarkt bleibt auf dem Hauptmarkt, bis der Stadtrat eine andere Entscheidung fällt", sagt sie. Sie sagt aber auch, dass es keine Denkverbote geben dürfe. Die Umgestaltung sei "ein Prozess, an dessen Anfang wir stehen". Und der dürfte intensiv werden. Denn wenn es um den Hauptmarkt geht, dann schlagen die Emotionen in der Stadt hoch. In der Stadtratssitzung im kommenden Monat soll umfassend über den Hauptmarkt diskutiert werden, kündigte Oberbürgermeister Marcus König (CSU) an.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!