Archivbild: Im Sommer 2023 sterben in Langweid vier Menschen durch Schüsse.
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Archivbild: Im Sommer 2023 sterben in einem Wohnhaus in Langweid vier Menschen durch Schüsse.

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Überlebende der Bluttat von Langweid: "Leide immer noch"

Der Prozess um den Dreifachmord von Langweid geht weiter. Vor dem Landgericht Augsburg sagen auch Zeugen aus, die die Bluttat überlebt haben – und bis heute mit dem Trauma kämpfen.

Am Montagvormittag ist das Verfahren um den Dreifachmord von Langweid vor dem Augsburger Landgericht fortgesetzt worden. Es ist einer der Momente im Gericht, in dem ein folgenschweres Geschehen eine Stimme, ein Gesicht bekommt. Und in dem deutlich wird, wie schwer es für die Opfer ist, nach einer Gewalttat wieder zurechtzukommen, so Opferanwältin Daniela Rose.

Gewalttat wirkt psychisch und physisch nach

Als ihre Mandantin, eine junge Frau, im Zeugenstand des Augsburger Landgerichts schildert, wie sie vom Angeklagten durch die Wohnungstüre hindurch beschossen wurde, wird es mucksmäuschenstill im Gerichtssaal. Die Zeugin berichtet mit stockender Stimme, wie sie und ihr Lebensgefährte von dem mutmaßlichen Täter zu Hause überrascht und attackiert wurden.

Sie und ihr Partner wurden durch die Schüsse an den Armen verletzt, als der mutmaßliche Täter auf die Türe feuerte. Die Zeugin berichtet, dass sie immer noch unter dem Erlebten leide. Zum einen psychisch, weil sie sich kaum mehr irgendwo sicher fühle. Und zum anderen körperlich, weil sie immer noch Schmerzen habe in Arm und Hand. Ihre Finger könne sie noch nicht wieder so wie früher bewegen. Sobald es klingele, setze ihr Herzschlag aus, erzählt die Zeugin mit stockender Stimme. "Es gibt gute und schlechte Tage", so die junge Frau weiter.

Schüsse durch die Wohnungstür: "War für mich unvorstellbar"

Der Muttertag am Wochenende sei besonders schlimm gewesen für ihren Freund – seine Mutter war bei der Bluttat im vergangenen August getötet worden. Ein 64-jähriger Mann ist angeklagt, die 72-Jährige sowie ein Ehepaar aus der Nebenwohnung erschossen zu haben. Als die Zeugin aussagt, sitzt ihre Anwältin an ihrer rechten Seite und schirmt die junge Frau zur Anklagebank hin ab.

Dort sitzt der mutmaßliche Täter mit verschränkten Armen. Mit ihm habe es immer wieder Ärger gegeben. Die Eltern ihres Freundes hätten daher versucht, dem Nachbarn aus dem Weg zu gehen. Dennoch habe es regelmäßig Streit gegeben. Es sei ums Versperren der Haustüre gegangen oder um den Zugang zu den Mülltonnen. Sie habe dabei zu keiner Zeit mit einer Attacke oder gar mit Schüssen durch die Wohnungstüre gerechnet, so die Zeugin: "Das war für mich unvorstellbar."

Angeklagter soll drei Nachbarn getötet haben

Seit Anfang April steht der 64 Jahre alte Sportschütze vor dem Augsburger Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft Gerhard B. neben dreifachem Mord versuchten Mord in zwei Fällen sowie gefährliche Körperverletzung vor.

Unter den Nachbarn in der Schubertstraße in Langweid habe es immer wieder Streit gegeben, so der Staatsanwalt beim Prozessauftakt. So auch am Tattag im Juli vergangenen Jahres, als die Lage eskalierte. Der Angeklagte habe im Treppenhaus ein 49 und 52 Jahre altes Nachbarehepaar durch Kopfschüsse getötet. Anschließend soll er eine 72 Jahre alte Nachbarin durch deren Wohnungstür erschossen haben. Dann sei der Mann mit dem Auto zum Sohn der Nachbarin gefahren und habe dort vor der Haustür das Feuer eröffnet. Der Sohn konnte die Tür gerade noch rechtzeitig zudrücken, erlitt wie seine Partnerin, die am Montag vor dem Landgericht als Zeugin ausgesagt hat, aber einen Streifschuss.

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