Der Klinikverbund Regiomed ist ein kompliziertes Konstrukt mit vielen Gesellschaften und Einrichtungen. Insgesamt sind fünf Städte und Landkreise aus Thüringen und Oberfranken als Gesellschafter involviert. Bereits im vergangenen Jahr klagte Regiomed über Finanznot, schon damals kam der Plan auf, die Kliniken wieder jeweils in die kommunale Trägerschaft zu überführen. Bislang wurde dieser Plan noch nicht umgesetzt, bleibt aber – neben dem Einstieg von Investoren – ein denkbares Szenario. Allerdings nicht für Boris Augurzky.
"Rechtsform kann wirtschaftliche Schwierigkeiten nicht wegzaubern"
Der Gesundheitsexperte vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsförderung in Essen ist Mitglied in der Regierungskommission für die Krankenhausreform. Zu den Überlegungen, Regiomed im Rahmen des Insolvenzverfahrens wieder in kleinere Einheiten aufzuteilen, zeigte sich Augurzky im BR24-Interview skeptisch. "Das hört sich an wie Zauberei, dass es dann plötzlich alles besser wird. Es gibt offenbar wirtschaftliche Schwierigkeiten, die kann ich nicht durch eine Rechtsform wegzaubern." Laut Augurzky gehe es darum, effiziente Strukturen zu schaffen, diese seien nicht von der Rechtsform abhängig. In der Insolvenz müsse man die Chance sehen, solche effizienten Strukturen zu schaffen.
Augurzky spricht sich auch deshalb für einen größeren Klinikverbund aus, weil die immer stärker als Solisten seien, weil sie besser Schwerpunkte setzen und Personal besser gewinnen und einsetzen könnten. Allerdings sieht der Gesundheitsexperte nicht nur Vorteile in Krankenhausverbünden, die sich über mehrere Bundesländer erstrecken: Durch unterschiedliche Gesetze und Krankenhausplanungen könne es zu Reibereien kommen.
Standortfragen für einzelne Regiomed-Kliniken
Wie es mit den Regiomed-Kliniken weitergeht, ist laut Augurzky auch eine Frage der Priorisierung. Man müsse sich in jedem einzelnen Fall anschauen, ob man die kleinen Krankenhäuser braucht, um eine Erreichbarkeit für die Bevölkerung zu gewährleisten und wenn ja, welche Abteilungen diese vorhalten sollten.
Es könne beispielsweise in Coburg ein Zentrum entstehen, das dann auch eine telemedizinische Versorgung – also beispielsweise den Einsatz von Videosprechstunden – anbiete. Die Frage, welche kleineren Standorte sinnvoll sind, werde auch im Rahmen der bundesweiten Krankenhausreform diskutiert werden müssen. Die kleinen Häuser, die erhalten werden sollen, werden dann auch mit Sicherstellungszuschlägen rechnen können, glaubt Augurzky.
In seiner Funktion als Mitglied der Regierungskommission für die Krankenhausreform kennt Boris Augurzky die bundesweiten Fälle von Kliniken in Finanznot. Alleine im vergangenen Jahr seien rund 50 Krankenhäuser in Deutschland in ein Insolvenzverfahren gegangen. Immerhin, und das könnte auch für die Regiomed-Kliniken eine leise Hoffnung sein: Die meisten Häuser werden laut Augurzky weiterleben.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!