Tippende Finger auf einem Smartphone (Symbolbild)
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"Immer zuerst online": So informieren sich Jugendliche

"Immer zuerst online": So informieren sich Jugendliche

Wie informieren sich junge Menschen über das Weltgeschehen? Soziale Netzwerke wie TikTok spielen eine immer wichtigere Rolle – aber Radio und TV haben nicht völlig ausgedient. Interessant ist, welche Art Nachrichten Jugendliche anspricht.

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Wer vor einigen Jahrzehnten jugendlich war, hatte nicht allzu viel Auswahl in Sachen Nachrichtenquellen. Einen Fernseher hatten die meisten zuhause, ein Radio sowieso, dazu hatten die Eltern vielleicht eine Tageszeitung abonniert. Ein Internet voller Angebote? Soziale Netzwerke? Podcasts? Auf die eigenen Interessen maßgeschneiderte Newsletter? Gab's alles noch nicht.

Heute ist das völlig anders. Quasi jeder Jugendliche hat ein eigenes Smartphone. Das birgt durchaus Risiken, bei TikTok finden sich besonders viele Falschnachrichten, Kampagnen und Lügen. Das digitale Zeitalter bietet aber auch jede Menge Chancen für junge Menschen, sich politisch und anderweitig zu informieren. Das betont Kathrin Demmler. Sie leitet das JFF – Institut für Medienpädagogik mit Sitz in München, Augsburg und Berlin.

Jugendliche: "Erste Informationsquelle immer online"

Generell gilt laut der Pädagogin für das Informationsverhalten junger Menschen: "Die erste mediale Informationsquelle ist immer online. Häufig stoßen sie auf eine Information durch einen Youtube-Clip, einen TikTok-Beitrag oder die Mail-Startseite eines Browsers." Im Normalfall passiere das nebenbei – und nicht, weil gezielt ein Informationsangebot angesteuert werde: "Die allerwenigsten Jugendlichen setzen sich abends um acht zuhause vor den Fernseher, um die Tagesschau zu gucken."

Demmler ist noch etwas wichtig: "Die Jugendlichen als eine soziale Gruppe gibt es nicht", sagt sie. "Was junge Menschen bewegt und welche Nachrichten sie interessieren, hängt stark von ihrem Lebensumfeld ab – deshalb gibt es ganz unterschiedliche Informationsbedürfnisse. Jugendliche auf dem Land beschäftigt oft das Thema Mobilität sehr. Jugendliche in der Stadt haben andere Schwerpunkte. Das zeigt auch unsere Forschung beim Projekt 'Das bewegt uns' (externer Link)."

Interesse an Nachrichten zwischen 35 und 81 Prozent

Wie und worüber sich Jugendliche informieren, haben Forschende des Leibniz-Instituts für Medienforschung untersucht. Ihre Studie "#UseTheNews" (externer Link) zeigte 2021, dass das Interesse an Nachrichten mit dem Alter und dem eigenen Bildungsgrad wächst. Bei den 14- bis 17-Jährigen mit formal niedriger Bildung hatten 35 Prozent großes oder sehr großes Interesse an Nachrichten. Bei den 18- bis 24-Jährigen mit formal hoher Bildung waren es 81 Prozent.

Das Interesse an Nachrichten aus der Politik ist bei Jugendlichen demnach geringer als an anderen Themen. Höher im Kurs stehen laut der Studie lustige oder sonderbare Ereignisse, Berichte über Stars, Umwelt und Natur sowie Sportereignisse und lokale Themen. Dafür sind sich bei der Motivation die meisten einig: Sie konsumieren Nachrichten, um mitreden zu können – ob in der Familie oder in der Schule. "Der eigenen Rolle als BürgerIn gerecht werden", das gab nur ein kleiner Teil als Motivation an.

Ob sich das ändert, wenn jetzt 16- und 17-Jährige bei der Europawahl abstimmen können, muss sich noch zeigen. Die Leibniz-Studie legt die Vermutung zumindest nahe: "Auffällig ist zudem, dass die Jugendlichen, die das Gefühl haben, politisch etwas bewirken zu können, deutlich mehr Interesse an Informationen über das aktuelle Geschehen äußern."

Berichterstattung: "Jugendliche finden sich oft nicht wieder"

Kathrin Demmler vom JFF – Institut für Medienpädagogik betont, dass junge Menschen oft aus einem ganz einfachen Grund nicht auf etablierte, massenmediale Angebote setzen: "Nachrichten werden in der Regel gemacht von gebildeten, älteren Menschen", sagt sie. "Jugendliche finden sich da oft nicht wieder." Dazu komme ein anderes Nutzungsverhalten: "Junge Leute folgen bei Social Media meistens Personen, weniger bestimmten Sendeanstalten."

Das heiße aber nicht, dass Jugendliche komplett auf klassische Medien verzichten würden. Allerdings eher im zweiten Schritt, eben nachdem eine Information oder Nachricht schon irgendwo im Smartphone aufgeploppt sei. Oder wenn ein besonders komplexes Thema wie der Nahost-Konflikt und der Krieg in Gaza die Timelines beherrsche. "Dann greifen manche sogar wieder auf Kinder- und Jugendangebote wie 'Logo' zurück, um besser zu verstehen, was da gerade passiert", sagt Demmler.

Welche Informationsquellen nutzen Jugendliche?

Welche Informationsangebote junge Menschen konsumieren, hängt natürlich auch davon ab, was ihnen im Elternhaus vorgelebt wird, was im Freundeskreis besprochen und weitergeleitet wird – und was sie in der Schule lernen über Medienkompetenz.

In der Studie des Leibniz-Instituts für Medienforschung wurde gefragt, welche Informationsquellen junge Menschen nutzen. Bei den 14- bis 17-Jährigen klar vorne lagen, wenig überraschend, soziale Netzwerke. Wer Interesse an Nachrichten hatte, schaltete zudem häufig Radio und Fernsehen ein, gefolgt von Podcasts, Rundfunk, Online und Tageszeitungen (gedruckt oder online).

Übrigens: Wichtig ist Jugendlichen bei journalistischer Berichterstattung der Untersuchung zufolge "die Vermittlung von Fakten und die tiefergehende Analyse des aktuellen Geschehens". Die persönliche Meinung der Journalisten sei dagegen nur für geringe Anteile der Jugendlichen relevant.

Podcast BR24 Medien zum Nachhören: "Schülermedientage im BR – mehr als nur Tiktok?"

Ein Jugendlicher schaut auf sein Smartphone mit geöffneter TikTok-App.
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Ein Jugendlicher schaut auf sein Smartphone mit geöffneter TikTok-App.

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