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Voyager-Raumsonden NASA kann wieder mit Sonde Voyager 2 kommunizieren

Keine anderen Raumsonden sind so weit ins All vorgedrungen wie Voyager 1 und Voyager 2. Im Juli 2023 hatte die NASA versehentlich den Kontakt zu Voyager 2 verloren. Nach rund zwei Wochen konnte er jedoch wieder hergestellt werden.

Stand: 07.08.2023

Raumsonde Voyager 1 | Bild: NASA

Die beiden Voyager-Sonden sind bereits seit mehr als 45 Jahren im All unterwegs, obwohl ihre Missionen ursprünglich nur auf vier Jahre angesetzt waren. Voyager 2 startete am 20. August 1977 ins All, ihre Schwestersonde Voyager 1 am 5. September 1977.

Voyager 2: Nach falschem Kommando verschollen im All

Fun Fact

Der Speicher eines modernen Mobiltelefons ist drei Millionen Mal größer als der einer Voyager-Sonde.

Im Juli 2023 verlor die NASA versehentlich den Kontakt zur Raumsonde und die Kontrolle über Voyager 2: Flugkontrolleure schickten ihr einen falschen Befehl. Anschließend drehte sich die Antenne der Voyager 2 von der Erde weg. Das unterbrach die Kommunikation und die Sonde konnte weder Daten senden noch Befehle empfangen.

NASA konnte den Kontakt zur Raumsonde Voyager 2 wiederherstellen

Im August 2023, nach rund zwei Wochen ohne Kontakt, laufe die komplette Kommunikation wieder, teilte die US-Raumfahrtbehörde NASA mit. Die Raumsonde funktioniere normal und sei nach wie vor auf ihrer vorhergesagten Route.

Eine Raumkommunikationsstation im australischen Canberra habe Voyager 2 ein Signal geschickt, seine Antenne wieder zur Erde zu orientieren. 37 Stunden später sei die Bestätigung zurückgekommen, dass die Aktion funktioniert habe.

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Voyager 2 Launch | Bild: JPLraw (via YouTube)

Voyager 2 Launch

Voyager 1 und Voyager 2 senden Signale aus weiter Ferne

Voyager 1 und 2 sind die zwei am weitesten entfernten Objekte aus menschlicher Hand. Voyager 2 ist etwa 20 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Es dauert mehr als 18 Stunden, bis ein Signal aus dieser Entfernung die Erde erreicht.

Voyager 1 sendet wieder ordentlich

Voyager 1 zeigte zuletzt eine Altersschwäche, die sehr menschlich wirkt: Die Sonde sendete 2022 plötzlich wirre Daten.

Das Problem ist inzwischen gelöst: Offenbar sendete das Gerät plötzlich an einen alten, außer Betrieb genommenen Bordcomputer statt an den noch aktiven. Das konnte von der Erde aus behoben werden, jetzt kommen auch wieder ordentliche Daten an. Warum der Datenversand aber plötzlich auf den alten Computer gelenkt wurde, ist weiter unklar.

Voyager-Sonden sind sehr weit von der Erde entfernt

Zum Vergleich

Die Sonne ist nur rund 150 Millionen von uns entfernt - eine Astronomische Einheit (AE). Der Zwergplanet Pluto kreist mit einem durchschnittlichen Abstand von vierzig AE um die Sonne: sechs Milliarden Kilometer. Die beiden Sonden sind inzwischen drei- bis viermal weiter weg.

Eine Fehleranalyse ist nicht ganz einfach, denn die beiden Voyager-Sonden sind sehr weit weg: Ein Signal zur mehr als 23 Milliarden Kilometer entfernten Voyager 1 braucht rund zwanzig Stunden, bis es die Sonde erreicht. Und nochmal knapp zwanzig Stunden vergehen, bis Voyagers Antwort zurück ist. Die Schwestersonde Voyager 2 ist derzeit fast zwanzig Milliarden Kilometer von der Erde entfernt (Stand: August 2023).

Beide Voyager-Sonden befinden sich im interstellaren Raum

Voyager-Sonden im interstellaren Raum

Keine andere Sonde ist je so weit geflogen. Inzwischen sind beide Voyager-Sonden im interstellaren Raum und haben damit den engsten Wirkungsbereich der Sonne verlassen: den Bereich ihrer starken Magnetfelder. Der interstellare Raum beginnt dort, wo die Heliopause der Sonne endet, der äußerste Rand ihrer Heliosphäre. Das ist Voyager 2 am 5. November 2018 gelungen, Voyager 1 hat die Heliosphäre dagegen schon 2012 verlassen.

Raumsonden immer noch im Sonnensystem

Noch viel weiter weg: die Oortsche Wolke

Dass die beiden Sonden die Heliosphäre verlassen haben, bedeutet nach Angaben der NASA aber nicht, dass sie auch das Sonnensystem verlassen haben. Als Grenze des Sonnensystems gilt eine Region außerhalb der Oortschen Wolke. Wenn der Kontakt zu Voyager 2 wieder hergestellt werden kann und die Probleme behoben werden können, werde es rund 300 Jahre dauern, bis Voyager 2 die Oortsche Wolke erreicht. Bis sie an deren äußerem Ende ankommt, vergehen wahrscheinlich noch einmal 30.000 Jahre. Trotzdem lieferten die beiden Sonden bereits jetzt Daten, die keine anderen Sonden sammeln können. Zum Beispiel, welche Form die Heliopause hat, also die Grenze zwischen Heliosphäre und interstellarem Raum.

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Voyager verlässt unser Sonnensystem | Bild: ARD Mittagsmagazin (via YouTube)

Voyager verlässt unser Sonnensystem

Raumsonden bei Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun

Voyagers Blick auf den Jupiter

Beide Sonden hatten ein Rendezvous mit Jupiter und Saturn, Voyager 2 besuchte außerdem noch Uranus und Neptun. Insgesamt nahmen die je eine Tonne schweren Voyager-Zwillinge 48 Monde unter die Lupe.

Voyager-Sonden knipsten Bilder von allen äußeren Planeten

Ziel der Voyager-Mission war es ursprünglich, die großen Gasplaneten zu erkunden. Voyager 1 besuchte am 5. März 1979 den Planeten Jupiter und am 11. November 1980 den Saturn. Die Raumsonde funkte die ersten detaillierten Bilder von deren Monden zur Erde. Voyager 2 passierte am 9. Juli 1979 den Planeten Jupiter und am 25. August 1981 den Saturn. Am 24. Januar 1986 flog die Raumsonde an Uranus vorbei und am 25. August 1989 an Neptun, mit nur knapp 5.000 Kilometern Abstand. Bis heute ist sie die einzige Sonde, die jemals dem blauen Gasriesen Neptun nahe kam. Die Bilder, die Voyager 2 von Neptun machte, prägen immer noch unser Bild von ihm.

Die Bilder und Daten, die die beiden Sonden zur Erde zurückfunkten, versetzten Forscher in Begeisterung. Bis heute sind nur wenige Sonden so weit in die Tiefe des Sonnensystems vorgedrungen, zuletzt die Pluto-Mission New Horizons.

"Wenige Missionen können je die Errungenschaften der Voyager-Sonden erreichen. Sie haben uns über die zuvor unbekannten Wunder des Universums aufgeklärt und die Menschheit inspiriert, unser Sonnensystem und alles darüber hinaus zu entdecken."

Thomas Zurbuchen, NASA-Manager

Rüstige Voyager-Rentner - auch auf der Erde

Ein letzter Blick auf die Erde von Voyager 1

Die Voyager-Sonden sind besonders robust gebaut und mit Backup-Systemen versehen. Betrieben werden sie mit langlebigen Plutonium-Generatoren. Trotzdem schwinden ihre Kräfte Jahr für Jahr. Jährlich können die Sonden etwa vier Watt Leistung weniger produzieren. Um Energie zu sparen, werden daher nach und nach weitere Instrumente und Heizsysteme abgeschaltet.

Bei technischen Problemen müssen jahrzehntealte Dokumente oder gar in Rente gegangene NASA-Ingenieure konsultiert werden. "Die Technologie ist viele Generationen alt und es braucht jemanden mit Design-Erfahrung aus den 1970er-Jahren, um zu verstehen, wie die Sonden funktionieren und welche Updates gemacht werden können, damit sie heute und zukünftig weiter funktionieren können", sagt NASA-Managerin Suzanne Dodd.

Bis 2025 könnten einige der wissenschaftlichen Instrumente an Bord noch halten, vermutet die NASA. Aber selbst nach deren Ausfall muss die Reise der Voyager-Zwillinge nicht zu Ende sein. Wenn ihnen sonst nichts passiert, sausen sie auch dann noch mit einer Geschwindigkeit von rund 48.000 Stundenkilometern weiter durchs All.

Voyager-Sonden transportieren goldene Schallplatte für Außerirdische

Falls die Voyager-Sonden jemals auf Leben treffen sollten, sind sie bestens gerüstet. Beide Sonden transportieren eine goldene Schallplatte mit dem Titel "Sounds of Earth". Die vergoldeten Kupferscheiben mit einer Lebensdauer von angeblich 500 Millionen Jahren enthalten Bild- und Audiodateien über die Erde inklusive einer Anleitung zum Abspielen. "Freunde des Weltraums, wie geht es Euch. Habt Ihr schon gegessen? Besucht uns, wenn Ihr Zeit habt", so eine Grußbotschaft auf der Platte in der ostchinesischen Sprache Amoy. Insgesamt 55 verschiedene Sprachen kann sich der interessierte Außerirdische auf "Sounds of Earth" anhören. Die deutsche Botschaft lautet zum Beispiel "Herzliche Grüße an alle". Darüber hinaus sind auf der Platte diverse Geräusche und eine Musikauswahl gespeichert, die von Chuck Berry und Louis Armstrong über melanesische Panflöten bis Mozart und Beethoven reicht.

"Da die Sonden Milliarden von Jahren halten könnten, könnten diese Datenträger-Zeitkapseln einmal die einzigen verbliebenen Spuren der Menschheit sein."

NASA

Sendungen über die Raumsonden Voyager 1 und 2


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