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Chemie-Nobelpreis 2014 Auszeichnung für eine neue Mikroskopie-Ära

Der diesjährige Nobelpreis für Chemie geht an Eric Betzig, Stefan Hell und William Moerner für ihre hochauflösende Lichtmikroskopie in der Nanodimension. Der Deutsche Stefan Hell arbeitet am Max-Planck-Institut in Göttingen.

Stand: 08.10.2014 | Archiv

Chemie-Nobelpreis 2014: Stefan Hell, Eric Betzig, William Moerner | Bild: picture-alliance/dpa, Paul Fetters, Stanford University; Montage: BR

Die ausgezeichneten Wissenschaftler Hell, Betzig und Moerner haben mit ihrer Arbeit eine neue Dimension der Mikroskopie entwickelt. Sie können mit dieser Art der superhochauflösenden Mikroskopie den Weg einzelner Moleküle in lebenden Zellen visualisieren und zeigen, wie sich Moleküle zwischen den Nervenzellen des Gehirns bewegen oder auch einzelnen Proteinen in befruchteten Eiern folgen.

"Lange Zeit wurde die optische Mikroskopie von einer vermuteten Begrenzung aufgehalten: Dass sie nie eine bessere Auflösung haben kann als die Wellenlänge von Licht. Mithilfe fluoreszierender Moleküle haben die Chemie-Nobelpreisträger von 2014 dies auf geniale Weise umgangen."

Das Nobelpreiskomitee bei Bekanntgabe

Dem Leben auf Zellebene zusehen

Stefan Hell vom MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen hat eine spezielle Mikroskopiertechnik entwickelt.

Der 51-jährige Max-Planck-Forscher Stefan Hell konnte im Jahr 2000 mithilfe von zwei Laserstrahlen bei der Lichtmikroskopie in die Nanosphäre vordringen. Er entwickelte das sogenannte STED-Mikroskop (Stimulated Emission Depletion). Der 54-jährige Eric Betzig vom Howard Hughes Medical Institute in Ashburn in den USA und der 61 Jahre alte William Moerner von der Stanford University in den USA legten den Grundstein für eine andere Methode. Ihnen gelang es 2006, die Fluoreszenz einzelner Moleküle zu aktivieren.

Zwei-Farben-STED-Aufnahme eines Glioblastoms, des häufigsten bösartigen Hirntumors bei Erwachsenen.

Für Hell ist die Lichtmikroskopie deshalb sehr wichtig, um zu verstehen, was in einer lebenden Zelle vor sich geht. Dadurch, dass man jetzt schärfere Bilder aus lebenden Zellen gewinnen kann, wird man besser verstehen, was in der Zelle abläuft. Nur dann lassen sich auch Krankheiten besser verstehen. Hell arbeitet am Max-Planck-Institut (MPI) für biophysikalische Chemie in Göttingen. Zudem sucht er am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg nach Wegen, seine Technik auch in der Krebsforschung einzusetzen.

Eric Betzig wurde am Tag der Bekanntgabe in München mit Blumen und Champagner begrüßt.

"Ich glaube, jeder Forscher stellt sich mal vor, wie das wohl wäre, da in Stockholm zu stehen. Aber man rechnet doch nicht ernsthaft damit. Hunderte Dinge erwartet man im Leben, aber doch nicht das. Ich muss das erst einmal verdauen."

Nobelpreisträger Eric Betzig in München, wo er sich für einen Vortrag aufhielt.

Deutsche Preisträger und Preisträgerinnen

Chronik: Chemie-Preisträger der vergangenen Jahre

  • 2013: Martin Karplus, Michael Levitt und Arieh Warshel (alle USA) für ihre Entwicklung von Computer-Modellen komplexer chemischer Systeme
  • 2012: Robert J. Lefkowitz (USA) und Brian K. Kobilka (USA) für die Entdeckung der Wirkungsweise G-Protein-gekoppelter Rezeptoren in Zellen
  • 2011: Dan Shechtman (Israel) für die Entdeckung der Quasikristalle
  • 2010: Richard F. Heck (USA), Ei-ichi Negishi  (Japan) und Akira Suzuki (Japan) für die Verbindung von Kohlenstoffatomen zu komplexen Molekülen
  • 2009: Venkatraman Ramakrishnan (USA), Thomas A. Steitz (USA) und Ada E. Jonath (Israel) für die Forschung zur Erbinformation in den Proteinen
  • 2008: Der in den USA forschende Japaner Osamu Shimomura und die beiden US-Amerikaner Martin Chalfie und Roger Tsien für die Entdeckung des grün fluoreszierenden Proteins GFP.
  • 2007: Gerhard Ertl (Deutschland) für seine Arbeiten zu chemischen Prozessen auf festen Oberflächen. Damit habe er die Grundlagen für die moderne Oberflächenchemie geschaffen.
  • 2006: Roger D. Kornberg (USA) für die Erforschung, wie die Zelle aus dem Bauplan in den Genen fertige Proteine herstellt.
  • 2005: Yves Chauvin (Frankreich), Robert H. Grubbs (USA) und Richard R. Schrock (USA) für die Entwicklung neuer Reaktionswege in der organischen Chemie, unter anderem zur Produktion von Plastik und Arzneien.
  • 2004: Aaron Ciechanover und Avram Hershko (beide Israel) sowie Irwin Rose (USA) für die Entdeckung eines lebenswichtigen Prozesses zum Abbau von Proteinen im Körper.
  • 2003: Peter Agre (USA) und Roderick MacKinnon (USA) für die Erforschung von Ionen- und Wasserkanälen der Körperzellen.
  • 2002: John B. Fenn (USA), Koichi Tanaka (Japan) und Kurt Wüthrich (Schweiz) für ihre Methoden zum Vermessen von biologischen Molekülen.
  • 2001: William S. Knowles (USA), Barry Sharpless (USA) und Ryoji Noyori (Japan) für die Beschreibung neuer Katalysatoren.

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