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Wirtschaftsnobelpreis 2013 Auszeichnung für drei Börsenpropheten

Den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten in diesem Jahr Eugene F. Fama, Lars Peter Hansen und Robert J. Shiller. Die drei Amerikaner werden für ihre empirischen Analysen von Aktienkursen ausgezeichnet.

Stand: 14.10.2013 | Archiv

Eugene F. Fama, Lars Peter Hanson, Robert Shiller  | Bild: Universitiy of Chicago; Yale University, Montage: BR

Wie sich Aktienkurse oder Anleihenrenditen innerhalb der nächsten Tage oder Wochen entwickeln, das lässt sich nicht vorhersagen. Bewegungen über drei Jahre oder länger vorherzusehen, das ist dagegen durchaus möglich. Die Forschungen von Eugene F. Fama (University of Chicago, USA), Lars Peter Hansen (University of Chicago, USA) und Robert J. Shiller (Yale University, New Haven, USA) haben dazu beigetragen. Sie entwickelten unabhängig voneinander Methoden, um die Kursbildung an den Aktienmärkten zu beobachten. Ihre Arbeiten hätten wesentlichen Einfluss auf die Börsen und das Verhalten der Investoren genommen, gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften bekannt.

"Der Preis ehrt die empirischen Funde über die Preisbewegungen von Anlagen wie Aktien und Anleihen."

Staffan Normark, Ständiger Sekretär der Wissenschaftsakademie

Die Methoden von Fama, Hansen und Shiller sind mittlerweile zum Standard in der Forschung geworden und ihre Erkenntnisse liefern Richtlinien sowohl für die theoretische Weiterentwicklung als auch für die Praxis. Auch wenn man immer noch nicht vollständig herausgefunden hat, wie Vermögenswerte bestimmt werden: Die Forschung der Preisträger hat eine Reihe von wichtigen Regelmäßigkeiten enthüllt, um zu genaueren Erklärungen zu kommen. Das habe "vielen Haushalten rund um die Welt geholfen, viel günstiger in Aktienmärkte zu investieren als sie es sonst gekonnt hätten", sagte Per Strömberg vom Preiskomitee. "Die Bedeutung ihrer Arbeit ist, dass sie unser Verständnis darüber, wie Finanzmärkte funktionieren, wenn sie gut oder weniger gut funktionieren, wirklich sehr verbessert haben."

Die Preisträger

Eugene F. Fama

Eugene F. Fama | Bild: University of Chicago

Eugene F. Fama wurde 1939 in Boston, USA, geboren. Er ist Professor für Finanzwissenschaften an der University of Chicago.

Lars Peter Hansen

Lars Peter Hansen wurde 1952 in Urbana, Illinois (USA), geboren. Er ist Professor für Wirtschaftswissenschaften und Statistik an der University of Chicago.

Robert J. Shiller

Robert J. Shiller wurde 1946 in Detroit, USA, geboren. Er ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Yale University in New Haven.

Hinter das Auf und Ab geblickt

Bereits in den 1960er-Jahren fand der heute 74-jährige Eugene F. Fama heraus, dass es äußerst schwierig ist, den Verlauf von Aktienkursen kurzfristig vorherzusagen. Zugleich stellte er fest, dass sich neue Informationen sehr schnell in den Kursen niederschlagen. Seine Erkenntnisse revolutionierten die Praxis des Investments und führten zum Entstehen von Index-Fonds. Der 67-jährige Robert J. Shiller erkannte Anfang der 1980er-Jahre, dass Aktienkurse stärker als Firmendividenden schwanken. Er entdeckte außerdem, dass auf lange Sicht die Entwicklung an den Aktien- und Anleihenmärkten leichter vorausgesagt werden könne. Shiller ist Miterfinder eines wichtigen Barometers (Case-Shiller-Index) für den US-Immobilienmarkt und hatte vor den Immobilien- und Technologieblasen gewarnt. Der 61-jährige Lars Peter Hansen entwickelte eine statistische Methode, um die Theorien über Preisentwicklung zu überprüfen. Er lieferte neue Erkenntnisse darüber, wie Finanzmärkte funktionieren.

Der umstrittenste Nobelpreis

925.000 Euro für die Preisträger

Die Preisträger werden jedes Jahr vom Nobelpreis-Komitee am Karolinska-Institut in Stockholm bekannt gegeben. Jeder der Nobelpreise ist mit acht Millionen Schwedischen Kronen, fast 925.000 Euro, dotiert, die sich die Preisträger eines Faches teilen. Die Nobelpreise werden am 10. Dezember überreicht.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften nimmt unter den Nobelpreisen eine Sonderstellung ein: Er wurde erst 1969 zum ersten Mal verliehen. 2009 erhielt erstmals eine Frau diesen Preis. Und bei den männlichen Preisträgern überwiegen deutlich Ökonomen, die an US-Universitäten oder in den Vereinigten Staaten gearbeitet haben. Insgesamt gilt der Ehrenpreis als umstritten. Denn er geht nicht auf Alfred Nobels Testament zurück, sondern wurde erst nachträglich von der Schwedischen Reichsbank gestiftet - "in Gedenken an Alfred Nobel". Der Anlass war der 300. Geburtstag der Bank.

Dem Chemiker und Industriellen Alfred Nobel selbst sollen die Wirtschaftswissenschaften jedoch nie ganz geheuer und deshalb niemals preiswürdig gewesen sein. Jedoch werden die Preisträger wie bei den Nobelpreisen für Physik und Chemie von der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften nominiert und auch im Rahmen der gesamten Preisverleihung überreicht. Doch ihre Namen tauchen im Verzeichnis der Nobelpreisträger nur in einem Anhang auf und werden statt auf die Flächen der Nobel-Medaille auf deren Rand eingraviert.

Wirtschafts-Preisträger der vergangenen Jahre

  • 2012: Die Spieltheoretiker Alvin E. Roth (USA) und Lloyd S. Shapley (USA) für ihre grundlegenden Erkennisse, wie verschiedene wirtschaftliche Akteure optimal für alle zusammenkommen.
  • 2011: Thomas Sargent und Christopher Sims für ihre empirische Untersuchung von Ursache und Wirkung in der Makroökonomie
  • 2010: P. Diamond, D. Mortensen, C. Pissarides: für ihre Such-Theorie für Märkte wie den Arbeitsmarkt
  • 2009: Elinor Ostrom, Oliver Eaton Williamson, USA: für ihre Studien über eine konfliktfreie Organisation der Märkte
  • 2008: Paul Krugman, USA: für seine Studien als Handelstheoretiker
  • 2007: Leonid Hurwicz, Eric Maskin, Rober Myerson, alle USA: für die Entwicklung der Theorie des Mechanism Design
  • 2006: Edmund Phelps, USA: für die Erforschung des Zusammenhangs von Preisentwicklung und Arbeitsmarkt
  • 2005: Robert Aumann, Israel und USA, Thomas Schelling, USA: für die Weiterentwicklung der Spieltheorie auf Konfliktsituationen
  • 2004: Finn Kydland, Norwegen, Edward Prescott, USA: für ihren Beitrag zur dynamischen Makroökonomie
  • 2003: Robert Engle, USA, Clive Granger, Großbritannien: für Methoden zur Analyse ökonomischer Zeitreihen
  • 2002: Daniel Kahneman, USA und Israel, Vernon Smith, USA: für die Einführung psychologischer Herangehensweisen in die Wirtschaftswissenschaft
  • 2001: George Akerlof, Michal Spence, Joseph Stiglitz, alle USA: für ihre Analyse von Märkten asymmetrischer Information

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