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Der Bayerische Wald Nationalpark mit Wildwuchs

1970 wurde Deutschlands erster Nationalpark eröffnet. "Ein Urwald für unsere Kinder und Kindeskinder" sollte er werden. Doch das Konzept, möglichst wenig in die Natur einzugreifen, sorgt bis heute für Konflikte.

Stand: 27.05.2021

Nationalpark Bayerischer Wald | Bild: picture-alliance/dpa

Am 7. Oktober 1970 wurden rund 13.000 Hektar Staatswald im Grenzgebiet zu Tschechien zum ersten deutschen Nationalpark ausgewiesen, so wie es der Bayerische Landtag am 11. Juni 1969 einstimmig entschieden hatte. Ziel des damaligen Forstministers Hans Eisenmann (CSU) war es, einen sich selbst überlassenen Wald zu schaffen. Der Nationalpark war aber auch eine Art Entwicklungshilfe für die Region am damaligen Eisernen Vorhang, der streng abgeriegelten Grenze zwischen Ost- und Westeuropa.

Am 24. Mai ist "Europäischer Tag der Parke"

Normalerweise laden am 24. Mai die Organisatoren des Europäischen Tages der Parke zu Führungen, Ausstellungen und Kunstprojekten ein. Wie 2020 muss aber aufgrund der Corona-Pandemie auch 2021 der "Europäischer Tag der Parke" vor allem online stattfinden. Ziel des Gedenktages ist es, Menschen mit der Natur vertraut sowie auf Nationalparke und Großschutzgebiete aufmerksam zu machen. Der Gedenktag fällt auf den 24. Mai, weil an diesem Tag im Jahr 1909 in Schweden die ersten neun Nationalparke Europas gegründet wurden. In Deutschland war es erst 1970 so weit.

Wo liegt der Nationalpark Bayerischer Wald?

Link-Tipp

Mehr über den Nationalpark Bayerischer Wald finden Sie hier:

Der Bayerische Wald liegt am Südwestrand der "Böhmischen Masse", einem weitläufigen Mittelgebirge. Zusammen mit dem Böhmerwald, dem tschechischen Nationalpark Šumava und dem Mühlviertel bildet der Bayerische Wald das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas. Das Grundgestein aus Graniten und Gneisen zählt zum ältesten "Urgestein" der Erde.

Halbherziger Beginn im Schutzgebiet

Prominente Naturschützer hatten sich für die Gründung eines Nationalparks eingesetzt.

Mit dabei waren zum Beispiel der Umweltschützer Hubert Weinzierl, ehemaliger Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern, und der Zoologe und Tierschützer Bernhard Grzimek. Anfangs wurde der Naturschutz allerdings nur halbherzig umgesetzt: In den ersten Jahren nutzte man beispielsweise weiter Holz aus dem Bayerischen Wald. Das änderte sich schlagartig durch zwei zerstörerische Stürme im Jahr 1983. Die bayerische Staatsregierung beschloss, entwurzelte und umgeknickte Bäume im Nationalpark nicht mehr abzutransportieren, sondern liegen zu lassen.

Der Borkenkäfer macht sich breit

So konnte sich die Natur im Nationalpark Bayerischer Wald entfalten - und mit ihr allerdings auch der Borkenkäfer. In den Schutzzonen darf er seitdem den Nationalpark mitgestalten. In den Randbereichen werden hingegen vor allem die gefährdeten Fichten intensiv kontrolliert. Inzwischen sind auch High-Tech-Drohnen im Einsatz, die das Borkenkäfer-Treiben im gesamten Nationalpark Bayerischer Wald sichtbar machen sollen.

Streit um die Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald

Doch zwischen den grauen Baumgerippen, die der Borkenkäfer in den Anfangsjahren übrig gelassen hatte, wuchsen junge Bäume nach: Vogelbeeren, Fichten, Tannen, Buchen. Ein bunter Urwald entstand. Im Landkreis Freyung-Grafenau hatte man sich gerade mit der Urwald-Idee angefreundet, da wurde im Jahr 1997 der Streit um den Nationalpark neu angefacht: Das Schutzgebiet sollte in den Landkreis Regen erweitert werden.

Das Nationalpark-Konzept

Die Erweiterung auf 24.222 Hektar kam mit Kompromissen: Bis 2027 darf im Erweiterungsgebiet der Borkenkäfer bekämpft werden. Mindestens drei Viertel des Nationalparks werden sich selbst überlassen. In diesen sogenannten Naturzonen, die nach und nach ausgewiesen werden, darf der Mensch nicht eingreifen. Doch über die liegen gelassenen Bäume wird immer wieder heftig gestritten. Während die Menschen noch streiten, erobern seltene Tiere und Pflanzen den Nationalpark. So gibt es dort zum Beispiel mehr als 1.800 verschiedene Pilzarten - zehnmal mehr als in einem Wirtschaftswald. Mit speziellen Projekte wird die Ausbreitung seltener Pilze und Moose zusätzlich gefördert.

Luchse und Wölfe im Nationalpark

Für Diskussionen sorgen auch die Ansiedlung von Wolf und Luchs im Nationalpark Bayerischer Wald. Seit 2012 wurden Luchse immer wieder illegal getötet und brutal verstümmelt. Um geschützte Tierarten wie Luchs, Wolf und Wildkatze zu beobachten, setzt der Nationalpark schon seit vielen Jahren Kameras ein

Wildnis mitten in Deutschland

Rund zwei Millionen Besucher kommen jedes Jahr in eine der vielen Besuchereinrichtungen, die inzwischen im Nationalpark geschaffen wurden, vom Wildniscamp bis zum Baumwipfelpfad oder auch einfach nur zum ausgiebigen Wandern. Sie beobachten, laufen und staunen - über ein Stück Wildnis in Deutschland.

  • Nationalpark Bayerischer Wald - Forschung im Urwald: Planet Wissen, 28.05.2021, 18:15 Uhr, ARD-alpha
  • Der Nationalpark Bayerischer Wald: Abenteuer Wildnis, 30.11.2020, 14:45 Uhr
  • Nationalparks - Was sind sie wert?: Planet Wissen, 12.06.2019, 18:15 Uhr, ARD-alpha
  • Wie gut sind unsere Nationalparks? frag odysso mit Axel Wagner, 28.05.2019, 17:00 Uhr, ARD-alpha
  • Wildes Bayern - Der Nationalpark Bayerischer Wald: 15.05.2019, 10:25 Uhr, BR Fernsehen
  • Wildes Bayern - Geburt eines Urwaldes: 14.05.2019, 10:25 Uhr, BR Fernsehen
  • Nationalpark Bayerischer Wald - Gut gewappnet gegen den Klimawandel? Gut zu wissen, 09.06.2018, 19:00 Uhr, BR Fernsehen
  • Der Bayerische Wald - Ein Nationalpark der Sonderklasse: radioWissen, 24.05.2012, 09:05 Uhr, Bayern 2

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