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Gebrüder Montgolfier Himmelsstürmer im Heißluftballon

Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit selbst. Doch erst den Gebrüdern Montgolfier gelang es, Menschen in die Luft zu heben. Mit ihrer Erfindung des Heißluftballons begann das Zeitalter der Luftfahrt.

Stand: 12.09.2023 | Archiv

Historisches Sammelbild: Zuschauer jubeln dem ersten Aufstieg eines Heißluftballons zu. Erfunden wurde er von den Brüdern Montgolfier. | Bild: picture alliance / akg-images | akg-images

Die Brüder Montgolfier Jacques-Etienne und Joseph-Michel Montgolfier, kurz Etienne und Joseph genannt, arbeiteten als Papierfabrikanten im elterlichen Betrieb. Ihre Leidenschaft galt jedoch den Naturwissenschaften. Während Etienne als fleißig und verbindlich galt, war Joseph ein vergesslicher Träumer. Sein Interesse wurde nur geweckt, wenn es um Experimente und Erfindungen ging.

Wann erfanden die Gebrüder Montgolfier den Heißluftballon?

Papierfabrikant Joseph-Michel de Montgolfier hatte die zündende Idee zur Erfindung des Heißluftballons.

Die Initialzündung für einen Heißluftballon kam deshalb wohl von Joseph - angeblich, als er vor einem Kamin saß und den Funkenflug beobachtete. Dabei fiel ihm auf, wie sich ein Unterrock seiner Frau, der zum Trocknen über dem Ofen hing, unter dem Zustrom der heißen Luft in die Höhe bauschte. Am 4. Juni 1783 zeigten sie ihre Erfindung erstmals der Öffentlichkeit. In Annonay, nahe Lyon, breiteten sie die "35 Schuh" lange Hülle aus Leinwand und Papier aus, Joseph entzündete die unter der Öffnung liegenden zehn Ballen Stroh und Wolle. Der Ballon stieg auf, erreichte eine Höhe von 1.000 Metern und blieb ganze zehn Minuten am Himmel.

Wie funktionierte der Ballon der Gebrüder Montgolfier?

Joseph-Michel Montgolfier (1740-1810) und Jacques-Etienne Montgolfier, (1745-1799)

Die Brüder glaubten, dies wäre dem Gas "Phlogiston" zu verdanken, das freigesetzt wird, wenn man einen festen Körper verbrennt. Sie mischten ihren Versuchen extra nasse Wolle bei, damit es ordentlich qualmte. Sie meinten, die Menge des Rauches wäre entscheidend. Heute weiß man, dass es viel einfacher ist: Die erwärmte Luft bringt den Ballon zum Steigen, weil sie leichter ist als kalte.

Konkurrenz zwischen Heißluftballon und Gasballon

In Paris konnte man es nicht ertragen, dass ein Provinznest solche Erfindungen zutage brachte. Daher wurde der Physikprofessor Jacques Alexandre César Charles ins Rennen geschickt. Am 27. August 1783 hob sich in Paris sein mit Wasserstoff gefüllter Ballon in die Luft. Er blieb 45 Minuten in der Luft und kam 24 Kilometer weit. Der Wettlauf zwischen den Montgolfiers und Charles hatte begonnen. Was ist besser, der Heißluftballon - Montgolfière genannt - oder der Gasballon Charlière? Aus heutiger Sicht der Gasballon, bei ihm musste man nicht nachfeuern.

Erstmals steigen Lebewesen im Heißluftballon auf

Die ersten Passagiere im Heißluftballon der Gebrüder Montgolfier waren Tiere: ein Schaf, eine Ente und ein Hahn.

Den Brüdern Montgolfier war damals klar: Sie mussten mehr bieten als Charles. Sie fertigten ein blaues Prachtexemplar, verziert mit goldenen Ranken und Symbolen, 17 Meter hoch, 12 Meter Durchmesser. Dieser Schmuckballon sollte am Pariser Königshof steigen. Außerdem setzten sie zum ersten Mal Lebewesen in den Korb: einen Schaf, eine Ente und einen Hahn. Sie sollten erkunden, welche Gefahren die luftige Höhe birgt. Das tierische Trio startete am 19. September 1783 und landete wohlbehalten wieder auf der Erde.

Der erste bemannte Ballonflug

Jetzt sollten auch Menschen in den Genuss des Fliegens kommen. Doch Vater Montgolfier verbot es seinen Söhnen. Zum Zuge kam der Physiker Jean-François Pilâtre de Rozier am 21. November 1783. Der erste bemannte Ballon war eine 20 Meter hohe Montgolfière mit 14 Metern Durchmesser. Nach 25 Minuten Flug landete auch er wieder sicher.

Neue Rekorde im Ballonflug

Wieder setzte Professor Charles an, die Montgolfiers zu übertreffen: Am 1. Dezember 1783 blieb er mit seinem Gasballon zwei Stunden in der Luft, flog 36 Kilometer weit und sogar 3.000 Meter hoch. Der Ballon wurde zum Symbol des Zeitalters vor der Französischen Revolution, in dem die Menschen sich danach sehnten, sich im Namen von Wissenschaft, Vernunft und Aufklärung aus den Fesseln der Tradition zu befreien und die Welt neu zu begreifen.

Die Gebrüder Montgolfier ziehen sich aus der Ballonfahrt zurück

Nach Charles' Erfolg mussten die Montgolfiers wieder nachlegen: Sie bauten die größte Montgolfière, die es je gab. Sie stieg im Januar 1784 mit sieben Menschen an Bord auf - hoffnungslos überladen: Sie blieb nur zwölf Minuten in der Luft. Die Montgolfiers mussten einsehen: Technisch war die Charlière einfach besser. Doch dies war nicht der einzige Grund, warum sie sich zurückzogen: Die Begleiterscheinungen des Ruhms waren ihnen zu lästig. Sie bekamen zwar Adelstitel, aber unterschiedlich hohe finanzielle Aufwendungen. Das war ungerecht und für sie ein Grund mehr, sich wieder der Papierfabrikation zu widmen.

In Europa und Nordamerika brach derweil das Ballonfieber aus: Hüte und Röcke der Damen wurden ballonförmig, sogar die Frisuren. Auf Jahrmärkten wurden Miniballons zum Selbstfüllen verkauft, immer mehr professionelle Ballonfahrer sorgten für spektakuläre Effekte und boten öffentliche Aufstiege an.

Jean-Francois Blanchards Ballonflug wird Thema in einer Aufführung der Zauberflöte

Am 7. Januar 1785 überquerten der Franzose Jean-Pierre Francois Blanchard und der Arzt John Jeffries den Ärmelkanal in einem Gasballon. Wenige Jahre später - am 6. Juli 1791 - startete Blanchard den nächsten Flug-Versuch. Dieses Mal hob er vom Wiener Prater ab, woraufhin Theaterdirektor Schikaneder die spektakuläre Ballonfahrt in sein Opernprojekt "Zauberflöte" mit einbaute.

Der erste Tote der Luftfahrt

Einen ersten Dämpfer für die Ballonfahrei gab es am 15. Juli 1785: Pilâtre de Rozier versuchte ebenfalls, den Ärmelkanal zu überqueren - allerdings mit einem neuen Ballontyp, einer gefährliche Mischung aus Gas- und Heißluftballon. Das Gefährt entzündete sich und stürzte ab, der Fahrer starb.

Der Hype um die Heißluftballons lässt nach

Der Ballon wurde immer mehr zur bloßen Jahrmarktsattraktion. Im 19. Jahrhundert erlebte er eine kurze Renaissance: Wissenschaftler untersuchten mit Ballons die Atmosphäre. Dann jedoch suchte man andere Wege, die Luft zu erobern.

Renaissance der Ballonfahrt

Sendungen über die Brüder Montgolfier und die Ballonfahrt:


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