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Flugpionier Hermann Köhl Erste Atlantik-Überquerung von Ost nach West

Am 12. April 1928 startete der Pilot in der Junkers W 33 "Bremen" zur ersten Überquerung des Atlantiks von Osten nach Westen, von Europa nach Amerika, mit einem Motorflugzeug. Als in New York gefeierter Held kehrte Köhl nach Deutschland zurück. Geboren wurde er am 15. April 1888.

Stand: 14.04.2022 | Archiv

Hermann Köhl (links) und Günther von Hünefeld auf der Tragfläche der Junkers W33 Bremen zum ersten Transatlantik-Flug von Ost nach West. | Bild: picture alliance / akg-images

Am 15. April 1888 wurde Hermann Köhl als zweites von acht Kindern in eine Offiziersfamilie in Neu-Ulm geboren. Nach einer durchwachsenen Schullaufbahn machte er beim Militär Karriere und wurde ein bekannter Flieger, der mit den höchsten Auszeichnungen geehrt wurde. 1925 wechselte Köhl, der immer als wagemutig galt, vom Militär zur Junkers Luftverkehr AG nach Berlin, um dort den zivilen Nachtflugverkehr auszubauen. Als ein Jahr später die neugeschaffene "Luft Hansa" den gesamten deutschen Luftverkehr übernahm, übernahm Köhl die Leitung des Nachflugverkehrs.

Atlantikflüge

Charles Lindbergh vor seinem Flugzeug "Spirit of St. Louis" im Jahr 1927

Ab 1927 wurde immer wieder versucht, den Atlantik von den USA nach Europa im Flug zu überqueren. Bei den Versuchen kamen einige Piloten über dem Ozean ums Leben - noch gab es zahlreiche technische Unwägbarkeiten. Als erstem gelang schließlich Charles Lindbergh am 20. Mai 1927 ein sensationeller Alleinflug von New York nach Paris. Wie alle Flieger war auch Hermann Köhl begeistert von dieser Leistung. Er überlegte und berechnete, ob auch er einen Versuch wagen sollte.

Vorbereitungen für den Atlantikflug

Schließlich entschied er sich, unterstützt von den Junkersflugwerken mit einer speziell für diesen Flug ausgerüsteten Junkers W 33 von Ost nach West den Atlantik zu überqueren. Finanziert wurde das Unterfangen von Freiherr von Hünefeld, der begeistert von der Idee war. Er kaufte die zwei Maschinen "Europa" und "Bremen" des Typs W 33, die mit weiteren Treibstofftanks für den Langstreckenflug ausgerüstet wurden.

Erster Versuch von Europa nach Amerika

Die Besatzung des ersten, missglückten Flugversuchs winkt im Jahr 1927 zum Abschied: Fritz Loose, Hermann Köhl und Günther von Hünefeld

Am 14. August 1927 starteten Köhl und seine Kollegen den ersten Versuch, mit beiden Maschinen den Ozean zu überqueren. Allerdings gerieten die Flugzeuge in eine Gewitterfront. Die "Europa" kehrte um und ging bei der Landung in Bremen zu Bruch. Auch die "Bremen" kam über Schottland in dichten Nebel und musste umkehren. Köhl erntete viel Kritik wegen des misslungenen Versuchs. Fachleute glaubten nicht, dass die Technik für solch ein Unterfangen schon ausgereift genug sei.

Trickreich bis Irland

Startvorbereitungen für die beiden Flugzeuge "Bremen" und "Europa"

Dennoch ließen Köhl und sein Geldgeber Hünefeld nicht locker. Sie bereiteten die "Bremen" zu einem erneuten Flug vor. Dieses Mal wurde die Maschine mit neuen Instrumenten für den Blindflug ausgestattet und sollte von Berlin-Tempelhof aus starten. In der Maschine war von Hünefeld versteckt. Der Flugwache gab Köhl an, er wolle zu einem Probeflug nach Dessau starten. In Wirklichkeit flogen die beiden auf den Flugplatz Baldonnel in die Nähe von Dublin. Von hier aus war der Start der beiden zum eigentlichen Atlantikflug geplant. Ein kleines Team wartete in Irland, um die Maschine für den Ozeanflug zu bestücken und den nötigen Treibstoff zuzuladen. Wegen dieses Täuschungsmanövers wurde Köhl in der Heimat von der Luft Hansa entlassen.

Start und Flug

Die Besatzung des ersten Flugs über den Atlantik von Osten nach Westen: Hermann Köhl, James Fitzmaurice und Günther von Hünefeld

Andauernder Regen war schuld, dass die "Bremen" 14 Tage lang nicht starten konnte. In der Zwischenzeit hatte sich der irische Kommandant des Lagers, Major Fitzmaurice, dem Team angeschlossen. Schließlich wurde der Termin auf den 12. April 1928 festgelegt. Trotz schwieriger Wetterbedingungen startete die Maschine - allerdings mit einigen Problemen. So musste Fitzmaurice am Steuer einem Schaf auf der Startbahn ausweichen. Doch am Ende konnte die "Bremen" an Höhe und Geschwindigkeit gewinnen, Irland überfliegen und die Reise über den riesigen Ozean antreten.

Turbulenter Flug

18 Stunden lang herrschte günstiges Wetter, doch dann erreichte man ein ausgedehntes Tief, das sich zum Orkan entwickelte. Ächzend hielt die Maschine den gewaltigen Windböen stand.

"Unser Flugzeug zitterte in allen Fugen. Es gehört für den Anfang ein dickes Bündel Nerven dazu."

Hermann Köhl

Dann kam die Nacht und die Piloten konnten sich nur an den Instrumenten orientieren. Müde und durchgeschüttelt entdeckten die Flieger schließlich unter sich das verschneite Labrador. Nun ging der Flug über Eis und Schnee nach Süden. Die Piloten kämpften mit der Müdigkeit, als sie plötzlich eine Küste sahen und einen Leuchtturm entdeckten. Nach 36 Stunden endete der Ozeanflug auf der verschneiten, vereisten Insel Greenly Island vor der Küste Kanadas. Von einer nahegelegenen Telegrafenstation wurde die Nachricht in die Welt gefunkt: Zum ersten Mal war der Atlantik von Osten nach Westen überflogen worden!

Als Held gefeiert

Köhl, Fitzmaurice und von Hünefeld winken von der Kommandobrücke des Dampfers "Columbus" auf der Heimfahrt nach Bremerhaven.

Während die Piloten den versäumten Schlaf nachholten, trafen unter anderem Glückwünsche von Reichspräsident von Hindenburg, dem amerikanischen Präsidenten und Professor Junkers ein. Nach einigen Tagen wurden Köhl und seine Crew abgeholt, die "Bremen" blieb dagegen zunächst auf Greenly Island. Von dort kam sie ins Henry-Ford-Museum in Dearborn/USA. Köhl und seine Begleiter wurden in New York mit einem großen Triumphzug empfangen. Als erster Ausländer wurde Hermann Köhl die höchste amerikanische Fliegerauszeichnung verliehen, das "Flying Cross".

Triumphaler Empfang für die Piloten auf dem Berliner Flughafen Tempelhof

Auch in seiner Heimatstadt Neu-Ulm und in Pfaffenhofen wurde Köhl die Ehrenbürgerschaft verliehen. Auch nach seinem Erfolg widmete sich Hermann Köhl der Fliegerei und der technischen Weiterentwicklung von Flugzeugen. 1938 starb Köhl an einem Nierenleiden in München. Beerdigt wurde er im Heimatort seiner Mutter, in Pfaffenhofen an der Roth.


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