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Elly Beinhorn Die Flugpionierin, die allein um die Welt flog

Elly Beinhorn gehört zu Deutschlands berühmtesten Fliegerinnen. In einer Zeit, als Frauen keine Passagierflugzeuge steuern durften, stellte die Pilotin Langstreckenrekorde auf. Mit 25 Jahren flog die Pionierin alleine um die Welt.

Stand: 04.05.2023 | Archiv

Elly Beinhorn war schon als Kind eigenwillig. Am 30. Mai 1907 geboren, träumte sie als einzige Tochter einer angesehenen Hannoveraner Kaufmannsfamilie vom großen Abenteuer. Im Urlaub mit ihren Eltern, erinnerte sie sich, habe sie "aus jeder kleinen Sache eine Expedition gemacht". Vor allem Afrika und seine wilden Tiere faszinierten sie schon damals und immer schon träumte sie davon, alleine dorthin zu reisen. Mit 16 Jahren verließ Elly Beinhorn die Schule, arbeitete zunächst als Modell und Schwimmlehrerin, bis ein Vortrag des Fliegers Hermann Köhl, der als erster den Atlantik in Ost-West-Richtung überflogen hatte, ihre Neugier fürs Fliegen weckte. Von diesem Moment an wusste Elly Beinhorn, wie sie ihre Träume verwirklichen würde.

Elly Beinhorn fliegt allein nach Afrika und muss notlanden

Mit einem Leichtflugzeug bricht Elly Beinhorn 1931 allein nach Afrika auf.

Gegen alle Widerstände ihrer Eltern - schon die Tatsache, dass sie Auto fuhr, galt zu jener Zeit als etwas Unerhörtes - ging sie nach Berlin und machte innerhalb weniger Wochen den Sportflugschein. Am 4. Januar 1931 befreite sich Elly Beinhorn endgültig von allen Fesseln der Konvention: Mit einem mit Stoff bespannten Klemm-Leichtflugzeug brach sie alleine ohne Funk, Radar und Navigationssystem nach Afrika auf. Nach 70 Stunden Flugzeit, 7.000 Kilometern und einigen Zwischenlandungen erreichte sie am 1. Februar 1931 ihr Ziel Bolama im heutigen Guinea-Bissau. Und das wäre dann auch beinahe ihr letzter Flug gewesen: Ein Ölrohrbruch auf dem Rückweg zwingt sie zur Notlandung in der Wüste. Vier Tage bleibt sie verschollen, bis sie nach einem 50-Kilometer-Fußmarsch erschöpft und krank Timbuktu erreicht.

Großer Erfolg: Die Pionierin Elly Beinhorn wird in Berlin bejubelt

Als das erste Lebenszeichen per Telegraph aus Timbuktu in Deutschland eintrifft, ist Elly Beinhorn schlagartig berühmt. In einem neuen Flugzeug landet sie am 29. April 1931 unter dem Jubel Tausender von Menschen auf dem Tempelhofer Feld in Berlin. Was sie mitbrachte von ihrer ersten Reise, war die Sehnsucht nach dem nächsten Abenteuer.

Berühmtheit ermöglicht Elly Beinhorn mehr Abenteuer und einen Flug um die Welt

Dank ihrer neu gewonnen Berühmtheit fiel es Elly Beinhorn in den nächsten Jahren leichter, ihre Abenteuerlust zu befriedigen. Zahlreiche Firmen unterstützten ihren nächsten Flug, mehr als vierzig Zeitungen wollten ihre Reiseberichte drucken. Und so konnte sie noch im selben Jahr, am 4. Dezember 1931, ihren historischen Flug um die Welt starten. Der 80-PS-Motor ihrer "Klemm L 26" sollte sie bis nach Australien tragen. Es wurde eine abenteuerliche Reise: Auf dem Weg nach Bagdad fiel sie in einem starken Sturm beinahe aus der Maschine. Am persischen Golf musste sie notlanden, in Bali wurde ein Freund von einem Raubfisch getötet. Trotzdem erreichte sie im April 1932 ihr vorläufiges Ziel Sydney.

Von dort aus wurde die Klemm in Einzelteile zerlegt per Schiff nach Panama transportiert. Die Strecke über den stillen Ozean wäre zu weit gewesen für das Leichtflugzeug. Über Kolumbien und Chile kam sie - jetzt wieder fliegend - schließlich nach rund 31.000 Kilometern nach Buenos Aires, von wo sie ein Schiff nach Deutschland zurückbrachte. Am 26. Juli 1932 kam sie stolz in Berlin an: Sie hatte ihr Ziel, einmal allein um die Welt zu fliegen, erreicht.

Elly Beinhorns Leichtflugzeug

Flugpionierin Elly Beinhorn schafft drei Kontinente an einem Tag

Elly Beinhorn stellte Langstreckenrekorde auf - für Frauen in den 1930er-Jahren undenkbar.

Flüge nach Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika wurden für die Luftfahrt-Pionierin in den nächsten Jahren zur Selbstverständlichkeit. 1936 flog sie auf der Strecke Berlin - Damaskus - Kairo - Athen - Budapest - Berlin in nur einem Tag drei Kontinente an.

Elly Beinhorn und Bernd Rosenmeyer: Traumpaar für zwei Jahre

Im selben Jahr wurde Elly Beinhorn noch ein Stück berühmter, als sie den populären Autorennfahrer Bernd Rosemeyer heiratete, mit dem sie zum deutschen Traumpaar der 1930er-Jahre wurde. 1938 allerdings starb Rosemeyer bei einem Weltrekordversuch auf einer Autobahn bei Frankfurt, kurz nach der Geburt ihres Sohnes Bernd.

Beinhorn und Rosenmeyer waren in den 1930er-Jahren ein abenteuerlustiges Traumpaar.

Noch im selben Jahr begann Elly Beinhorn wieder mit dem Fliegen und gewann unter anderem 1959 eine Goldmedaille im europäischen Sternflug. Anfang der 1940er-Jahre heiratete sie erneut, den Industriekaufmann Karl Wittmann. Ein Jahr später kam ihre Tochter Stefanie zur Welt. Erst mit 72 gab sie ihren Pilotenschein zurück und bis dahin, erklärte sie "bin ich 51 Jahre lang mit Anstand geflogen". Elly Beinhorn starb hundertjährig am 28. November 2007 in Ottobrunn bei München.

Sendungen zu Elly Beinhorn:


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