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3200 Phaethon Rätselhafter Asteroid oder doch ein Komet?

Der Asteroid 3200 Phaethon benimmt sich so gar nicht, wie es sich für einen Asteroiden gehört und wirft für Astronomen daher so einige Rätsel auf. War er vielleicht einst ein Komet? Und ist er der Ursprung wunderschöner Sternschnuppen?

Stand: 16.12.2019

Illustration des Asteroiden 3200 Phaeton. Der rund 5 Kilometer im Durchmesser große Asteroid stellt Forscher vor ein Rätsel: Er scheint wie ein Komet Quelle der Geminiden-Sternschnuppen zu sein und hinterlässt gelegentlich eine Spur aus Gesteinsmaterial im All. Auch seine Flugbahn gleicht eher einem Kometen. Ist 3200 Phaeton ein ausgebrannter Kometenkern? | Bild: NASA/JPL-Caltech

Seit rund vierzig Jahren ist 3200 Phaethon den Astronomen bekannt: Am 11. Oktober 1983 wurde der Asteroid entdeckt. Doch seither stellt er die Forscher vor Rätsel, denn der Asteroid benimmt sich in mancher Hinsicht so gar nicht, wie es sich für Asteroiden gehört.

Fünf Kilometer große Kugel

Von seinem Äußeren her ist 3200 Phaethon nicht besonders auffällig. Der Gesteinsbrocken misst etwa fünf Kilometer im Durchmesser, ist also ein eher kleiner Himmelskörper. Unter den bislang bekannten erdnahen Asteroiden, die potenziell eine Gefahr für uns auf der Erde darstellen könnten, ist 3200 Phaethon allerdings der drittgrößte. Er ist - anders als zigarrenförmige interstellare Asteroid Oumuamua - recht kugelförmig, an den Polen wohl etwas abgeplattet. Kein Wunder, denn 3200 Phaethon rotiert alle 3,6 Stunden einmal um seine Achse.

Asteroid auf Abwegen

Der Sonnen-Sohn Phaeton

Was diesen Asteroiden für die Astronomie so interessant macht, ist zum Einen seine merkwürdige Bahn: Anders als bei Planeten und einem Großteil der Asteroiden, die auf mehr oder weniger kreisrunden Bahnen um die Sonne kreisen, ist die Umlaufbahn von 3200 Phaethon sehr exzentrisch, das heißt elliptisch. Sein sonnenfernster Punkt liegt außerhalb der Umlaufbahn unseres äußeren Nachbarn Mars, sein sonnennächster Punkt (das Perihel) ist dagegen extrem dicht bei der Sonne: Auf rund zwanzig Millionen Kilometer (0,14 Astronomische Einheiten AE) nähert er sich unserem zentralen Gestirn - doppelt so nah wie der innerste Planet Merkur. Und das alle 1,4 Jahre. Das brachte dem Asteroiden seinen Beinamen "Phaethon" ein - Sohn des griechischen Sonnengottes Helios.

3200 Phaeton - Quelle der Geminiden-Sternschnuppen?

Sternschnuppen von einem Asteroiden?

Aber es gibt noch einen Grund, warum Forscher seit über dreißig Jahren auf 3200 Phaethon achten. Seine Umlaufbahn passt sehr genau zur Umlaufbahn eines Meteorstroms: den Geminiden-Sternschnuppen, die jeden Dezember übers Firmament flitzen. Astronomen vermuten, der Asteroid könnte der Mutterkörper für diese Sternschnuppen (Meteore) sein. Normalerweise bringen Asteroiden jedoch keine Sternschnuppen hervor. Die stammen aus dem lockeren, nur von Eis verbackenem Staub der Kometen, der sich bei jeder Runde um die Sonne im strahlenden Schweif löst und als "Dreckspur" im All zurückbleibt.

Asteroid mit Ausbrüchen

Auch 3200 Phaethon ist, wie es sich für einen Asteroiden gehört, ein Körper mit fester, steinerner Oberfläche - kein gutes Sternschnuppen-Material. Seine exzentrische Umlaufbahn aber ist eher kometenhaft und untypisch für einen Asteroiden. Und es wurde inzwischen auch beobachtet, dass 3200 Phaethon hin und wieder aktiv ist: Gelegentlich kommt es bei dem Asteroiden zu Ausbrüchen, bei denen kleine Partikel frei werden.

Der Sonne zu nah?

Vielleicht ist 3200 Phaethon ein ausgebrannter Kometenkern und der Meteorstrom der Geminiden stammt aus alten, aktiven Zeiten des ehemaligen Kometen. Das ist eine Vermutung unter Forschern. Andere Untersuchungen deuten darauf hin, dass dem Asteroiden seine häufige und große Sonnennähe gar nicht bekommt: Es könnte sein, dass die große Gravitationskraft der Sonne 3200 Phaethon so stark durchwalkt, dass sie den kleinen Gesteinskörper langsam schreddert.

3200 Phaeton im Dezember der Erde nah

Ein paar Rätsel um den Asteroiden 3200 Phaethon hoffte die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA zu lösen, denn sie konnte einen recht genauen Blick auf ihn werfen: Am 16. Dezember 2017 flog 3200 Phaethon in "nur" 0,069 AE Abstand an der Erde vorbei. Das sind etwa zehn Millionen Kilometer. Keine Sorge: So richtig nah ist das nicht, unser Mond ist fast 27-mal weiter weg. Doch immerhin nah genug, dass große Radio-Teleskope von der Erde aus mittels Radarwellen sehr genaue Aufnahmen von 3200 Phaeton machen konnten - bis zu einer Auflösung von nur mehr 15 Metern pro Bildpunkt (Pixel). Die NASA möchte ein genaues 3D-Modell von 3200 Phaethon erzeugen.


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