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Artenvielfalt im Garten Heimische Wildblumen für die Biodiversität

Buchsbaum und Geranien statt Wiesenschaumkraut: In deutschen Blumenbeeten und Balkonkästen geben Exoten den Ton an. Dabei locken heimische Wildpflanzen eine Vielfalt an Tieren an.

Stand: 20.10.2022

Eine einzige Wildpflanzenart ist Lebensgrundlage für zahlreiche verschiedene Tierarten. Wer Wildblumen in seinem Garten hat, bietet deshalb auch seltenen Vögeln, Eidechsen, Bienen oder Schmetterlingen eine Heimat. Hierzulande gibt es knapp 10.000 wild lebende Pflanzenarten. Etwa ein Drittel davon sind Blütenpflanzen wie Wildblumen. Sie gelten als heimisch, wenn sie sich über mehrere Generationen ohne menschliche Hilfe in freier Natur halten können.

Wie heimische Arten verdrängt werden

Der Alpenbalsam erblüht wild auch in kargen Höhenlagen

Viele heimische Gewächse sind bedroht. Zum einen, weil der Mensch immer mehr natürliche Lebensräume zerstört. Zum anderen, weil er eine Vorliebe für exotische Pflanzen hat. Einmal eingeführt und im großen Stil angepflanzt drängen sie die etablierten Arten zurück. Viele dieser Arten stehen inzwischen auf der "Roten Liste" und gelten als besonders gefährdet oder bereits ausgestorben. Deshalb sind auch zahlreiche Tierarten bedroht, die direkt oder indirekt auf Wildpflanzen angewiesen sind.

Wie ihr im Garten für Artenvielfalt sorgt

Wer etwas für die Biodiversität tun will, kann schon mit kleinen Maßnahmen Großes bewirken. Eine Kletterpflanze an der Hausmauer, ein Quadratmeter Blumenwiese oder ein Balkonkübel mit heimischen Kräutern können schnell zur Arche Noah für seltene Pflanzen und Tiere werden.

Ob im Garten oder am Balkon: Warum nicht mal zu anderen Pflanzen greifen? Herkömmliche Balkonblumen wie Geranien oder Dahlien sind zwar dekorativ, aber ihre Ansprüche sind oft nicht auf unser Klima ausgerichtet. Sie stammen aus deutlich wärmeren Erdregionen. Bei uns blühen sie nur wenige Wochen im Jahr und stehen Insekten so nur kurz zur Verfügung.

Warum Wildblumen mehr Leben auf den Balkon holen

Heimische Pflanzen haben da schon mehr zu bieten: Sie können den Tieren das ganze Jahr über als Futterplatz, Nistgelegenheit oder sogar als Winterquartier dienen. Wer seine Fensterfront statt mit Geranien mit Alpenbalsam dekoriert, kann sich schon bald über Wildbienen oder Schmetterlinge freuen. Wildpflanzen haben noch einen Vorteil: Sie bleiben in der Regel mehrere Jahre im gleichen Topf.

Hummeln und andere Wildbienen freuen sich über heimische Pflanzen.

Außerdem sind sie winterfest und können auch in der kalten Jahreszeit draußen stehen bleiben. Aber Vorsicht: Blumenerde aus dem Supermarkt ist für Wildpflanzen ungeeignet. Der hohe Torfanteil ist vielen heimischen Pflanzen zu nährstoffreich. Abgesehen davon schadet Torfabbau dem Klima, weil dafür wichtige Moore zerstört und Treibhausgase freigesetzt werden. Besser ist eine selbstgemachte Erdmischung - Anleitungen und Tips findet ihr online oder im Gartencenter.

So geht's: Der Weg zur wilden Blumenwiese

Auf Blumenwiesen können 70 verschiedene wilde Blumenarten wachsen - sie bieten Lebensraum und Nahrung für bis zu 3.500 verschiedene Tierarten. Wenn ihr eine Blumenwiese anlegen möchtet, solltet ihr euren Rasen nicht mehr düngen. Die meisten Wiesenblumen bevorzugen mageren, nährstoffarmen Boden. Deshalb könnt ihr zusätzlich Sand in die Erde einarbeiten. Nach einigen Jahren wandern die ersten Wiesenblumen von selbst ein. Schneller geht es, wenn ihr den bisherigen Rasen abtragt und eine Wiesenblumenmischung sät.


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