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TSV 1860 München Weiß-blau wird braun

Bei den Löwen "war der Machtwechsel reibungsloser gegangen", schreibt Stadtarchivar Anton Löffelmeier im Vergleich zum Rivalen FC Bayern. Von 1934 bis 1945 lag die Vereinsführung in den Händen von alt gedienten Nationalsozialisten.

Stand: 20.07.2015 | Archiv

TSV 1860 München im Jahr 1942 | Bild: TSV 1860 München

1932, ein Jahr nach dem knapp verpassten Titel für die Löwen, wurde München dann doch deutsche Fußballhauptstadt, als der FC Bayern zum ersten Mal Meister wurde. Die "Roten" hatten zu jenem Zeitpunkt in Kurt Landauer einen jüdischen Vereinspräsidenten. Von ihm wollten sich die Bayern nach der NS-Machtübernahme nicht umgehend trennen. Dieser anfängliche Widerstand gegen die Gleichschaltung wurde ihnen während des gesamten "Dritten Reichs" zum Vorwurf gemacht.

Reibungsloser Wechsel ins Nazi-Lager

1935: Hitlergruß vor dem Länderspiel gegen Finnland in München

Anders die Löwen: bei ihnen "war der Machtwechsel reibungsloser gegangen", schreibt Stadtarchivar Anton Löffelmeier. Von 1934 bis 1945 lag die Vereinsführung in den Händen von alt gedienten Nationalsozialisten. So stand Fritz Ebenböck, der als Mitglied der NSDAP und der SA auch am Hitler-Putsch von 1923 teilgenommen hatte, den Sechzigern 1934 bis 1935 vor. Auch sein Nachfolger, SA-Sturmbannführer Ludwig Holzer, gehörte zu den Putschisten von 1923. Von 1936 bis Kriegsende hieß der Präsident Emil Ketterer, Mitglied von SA und Kampfbund "Reichskriegsflagge".

Münchens ehemaliger OB Christian Ude, bekennender Fan und ehemaliges Mitglied im Aufsichtsrat, schrieb zu "seinen" Löwen, die sich selbst gern als traditionellen Arbeiterverein bezeichnen: "In Wahrheit ist die Vereinsführung von Sechzig erschreckend früh und schnell zu den Nazis übergelaufen, während beim FC Bayern, der so gerne in der Nähe der Herrschenden vermutet wird, ein jüdischer Präsident staatliche Repressionen zu erleiden hatte."

1942: Erster großer Titel

Ernst Willimowski (l.) erzielt das 1:0 für 1860. Schalkes Torwart Heinz Flotho am Boden.

Am 15. November 1942, als in Berlin die Luftangriffe der Alliierten schon an der Tagesordnung waren, fand im Olympiastadion das Endspiel um den deutschen Pokal statt. Der Vorläufer des DFB-Pokals hieß damals Tschammer-Pokal. Im Finale trafen die Löwen auf den amtierenden Meister FC Schalke 04, mit Fritz Szepan und Ernst Kuzorra das damals dominierende Team in Deutschland. Dennoch gewannen die Sechziger mit 2:0 - und reisten mit ihrem bislang größten Erfolg zurück nach München.


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