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Psychologie Die Sprache der Haare

Jede Frisur sendet psychologische Signale und verrät etwas über den Träger. Für junge Leute ist der Kopfputz ein Experimentierfeld auf der Suche nach der eigenen Identität. Und während ein Mensch mit seinen Haaren etwas mitteilen will, ziehen dessen Betrachter weitreichende Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit.

Stand: 09.07.2019

Professor Reinhold Bergler und die Psychologin Dr. Tanja Hoff haben in ihrer empirischen Untersuchung von 2008 "Die Psychologie des ersten Eindrucks" besonders die "Sprache der Haare" unter die Lupe genommen: Frauen glauben, an den Haaren ablesen zu können, wie temperamentvoll, gesund oder trendy jemand ist. Männer trauen sich sogar zu, über die Haare auf Intelligenz, Leistungsorientierung und Selbstbewusstsein von Frauen schließen zu können. Da überschätzen sie sich allerdings, wie Bergler und Hoff feststellten.

Erster Eindruck entscheidet

Dennoch hält Bergler die Frisur für einen der wichtigsten Schlüsselreize beim Zustandekommen des ersten Eindrucks: Das Haar ist für ihn einer der zentralen Auslöser von Sympathie und Antipathie. Eigenschaften wie Gepflegtheit oder Modebewusstsein könne man unter Umständen tatsächlich an der Frisur ablesen, gesteht der Autor des Buches "Die Psychologie des ersten Eindrucks - Die Sprache der Haare" zu.

Ergebnisse einer haarigen Studie

Götz Alsmann: Die 50-er Jahre Frisur ist Mittel zur Selbstdarstellung

Die Haare würden dem Mann zur Selbstdarstellung dienen - und von sich aus schließe er gleich noch auf andere, und meine, deren Persönlichkeit an den Haaren zu erkennen. So das Fazit der Studie. Aber auch bei Frauen gibt es spezifische Besonderheiten: Demnach sollen Frauen beim ersten Treffen den Männern zuerst ins Gesicht, dann aufs Haar schauen.

Männer wollen Intelligenz erkennen

Erstaunlich ist, dass die befragten Männer meinen, aus dem Frauenhaar auf die Eigenschaften der Trägerin schließen zu können. Anhand des Kopfschmucks wollen sie erkennen, ob ihr Gegenüber streitsüchtig oder verträglich, konservativ oder progressiv ist. Immerhin 44 Prozent der Befragten glauben, an den Haaren ablesen zu können, ob die Frau ehrgeizig ist oder nicht. Rund 35 Prozent behaupten sogar, den Haaren anzusehen, ob eine Frau intelligent ist oder nicht.

Haar-Psychologie

John Malkovivh: gepflegt, sexy oder auffallend?

"Dies ist reine Kaffeesatzleserei", kommentiert Professor Bergler. Männer sehen Haare also als Indikator für Charaktereigenschaften und wagen sich damit ziemlich aufs Glatteis. "Das lässt natürlich hohe Fehldiagnosen zu - höher als bei den Frauen." Denn Frauen maßen sich laut Studie höchstens an, anhand der Haare beurteilen zu können, ob ein Mann gepflegt sein, sexy sein oder auffallen möchte.

Signal der Gruppenzugehörigkeit

Die Frage, welchen Eindruck mein Haar auf andere macht, ist nur eine Perspektive. Die andere Sichtweise erforscht, was jemand mit seinem Haar ausdrücken will. Das Haar signalisiert die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Die Frisur ist nach wie vor stark abhängig von der gesellschaftlichen Schicht. Die Menschen tragen ihr Haar bewusst oder unbewusst so, wie ihr soziales Umfeld das möchte. Man will schließlich dazu gehören. So tragen betuchte ältere Damen meist einen blonden Pagenkopf.

Frisuren ändern sich, der Stil bleibt

Wer sich die lange Mähne zum raspelkurzen Schopf scheren lässt oder natürliches Blond rot überfärbt, der hat meist einen gravierenden Einschnitt in seinem Leben hinter sich, dies eine Beobachtung unter Friseuren. Aber der Stil werde dennoch gleich bleiben, sagen sie. Stilbildend sind dabei häufig die Medien. Die Jüngeren suchen sich ihre Frisur-Vorbilder bei "Viva" oder "MTV", die Älteren bei den Nachrichtensprechern.

Menschen können mit den Haaren aber nicht nur bewusst etwas ausdrücken. Die Psyche macht sich auch ganz selbstständig via Haare bemerkbar. Vom "bad hair day" bis zum totalen Haarausfall: Haare können signalisieren, wenn etwas im Inneren nicht stimmt.


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