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Thema LUTHER!

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500 Jahre Reformation

Von: Sabine Rauh und Claudia Christophersen

Stand: 30.09.2013 | Archiv

Illustration: Martin Luther, dahinter ein Feuerwerk | Bild: BR

2017 ist es 500 Jahre her, dass Luther in Wittenberg 95 Thesen zum Ablass veröffentlichte – das Ereignis, das letztlich zu Kirchenspaltung und Reformation führte. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) feiert dieses Jubiläum nicht nur mit einer prominenten Botschafterin, Margot Käßmann, sondern auch mit einer ganzen Dekade: seit 2008 setzt sie sich zehn Jahre lang mit verschiedenen Themenschwerpunkten auseinander.

Reformation und Wirkung

Nicht nur die EKD, auch die einzelnen Landeskirchen und viele Gemeinden machen Programm. 2012 ist das Schwerpunktthema "Reformation und Musik", 2013 wird es "Toleranz" sein. Das bundesweite Treffen "Runder Tisch der Religionen" findet dazu am 24. Oktober 2013 in Coburg statt.
Manche Orte, auch in Bayern, bekommen in dieser Dekade besondere Aufmerksamkeit. In Augsburg wurde das Museum Lutherstiege neu gestaltet, im ehemaligen Karmeliterkloster bei St. Anna, wo Luther während des Verhörs durch Cajetan 1518 wohnte. Eine besondere Geschichte hat Ortenburg, eine evangelische Enklave im katholischen Niederbayern. Und schließlich die Medienstadt Nürnberg, die mit ihren damals 21 Druckereien und einer interessierten Stadtgesellschaft viel zur Verbreitung von Luthers Schriften beigetragen hat.

Luther – immer wieder anders

Die Lutherjubiläen der Vergangenheit zeigen, dass man Luther für viele verschiedene Ideen und Ideologien in Anspruch nehmen kann. Je nachdem, in welchem Jahrzehnt sich sein Geburts- oder Todestag oder der "Thesenanschlag" mit einer runden Zahl jährte, verehrte man den frommen Mann und sorgenden Familienvater, den Kämpfer gegen mittelalterlichen Aberglauben oder den deutschen Nationalhelden.

"Wir haben von keiner Person der älteren deutschen Geschichte so umfassende Kenntnis wie von der Person Luthers, von keiner Person so viele Briefe, Texte, Tischreden und so weiter. Sie haben, wenn Sie sich mit Luther beschäftigen, für so ziemlich alles Textgrundlagen und sie können daraus basteln, was immer sie wollen."

Thomas Kaufmann, Kirchenhistoriker in Göttingen

Auf allen Seiten: Luther

So konnten die Nationalsozialisten sich auf seine "Judenschriften" berufen, die zwar nicht im rassistischen Sinn antisemitisch, aber im religiösen Sinn antijudaistisch waren, und gleichzeitig konnten Gegner des Regimes ihn wegen seiner "Standhaftigkeit" gegenüber dem Kaiser rühmen. "Schlag nach bei Luther" – das funktioniert immer und für jeden.

Literaturtipps:

  • "Schlag nach bei Luther. Texte für den Alltag“, Edition Chrismon 2012. Margot Käßmann hat ein Büchlein mit Luther-Texten herausgegeben, in denen Theologie im Alltag greifbar wird. Durchaus geeignet, sich dem Reformator auf eine persönliche Weise zu nähern, im Bewusstsein der auch hier nicht repräsentativen Auswahl.
  • Katharina Kunter: 500 Jahre Protestantismus. Eine Reise von den Anfängen bis in die Gegenwart, Gütersloher Verlagshaus 2011. Ein Geschichtsschnellkurs, der mit vielen schönen Illustrationen zum Blättern und Lesen einlädt und an den Grenzen Europas nicht endet.
  • Thomas Kaufmann: Geschichte der Reformation, Verlag der Weltreligionen 2009. Ein wissenschaftliches Standardwerk, nicht leicht, aber mit Freude zu lesen.

Auch die Ökumene im Blick

Der Anspruch von "Luther 2017" ist hoch. Man will nicht nur feiern, sondern auch kritisch beleuchten, mit Tagungen und Referaten, Ausstellungen und Broschüren. Auch die Ökumene wird in den Blick genommen, schließlich hat sich die katholische Kirche seit Luther verändert.
Zentren sind bei allem die Städte, in denen Martin Luther gelebt und gewirkt hat, Wittenberg natürlich und unter all den anderen auch Eisleben, wo Luther geboren wurde und starb. Dort wird gerade besonders viel gebaut. Ein schönes Sinnbild für diese Kirche, die als Provisorium startete und sich ständig verändert, ständig reformiert wird. "Ecclesia semper reformanda" eben.


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