Kultur - Literatur


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Monika Mann Die stille Ungeliebte

Monika war das ungeliebte Kind der Manns, von der eigenen Mutter wurde sie als "muffig und unerfreulich" bezeichnet. Nach der Emanzipation von der Familie fand sie ihr Glück auf Capri.

Stand: 03.11.2011 | Archiv

Illustration: Die Kinder der Manns / Monika Mann | Bild: BR, Monacensia, Montage: BR/Tanja Begovic

Monika Mann machte eine seltsame Wandlung innerhalb ihrer Familie durch: Nach anfänglichem Hoch fielen ihre Aktien später ins Bodenlose. Dem Kleinkind stellte Mutter Katia noch ein blendendes Zeugnis aus: "Monika ist sehr niedlich." Später wurde Monika Mann zu einer für die Familie lästigen Sachfrage. Ihre Schwester Erika Anfang der 40er-Jahre: "Moni ist ein ganz unseliges Problemata." Die Eltern, bei denen sie damals in Kalifornien nach schier unglaublich überstandener Schiffskatastrophe wohnte, sahen es genauso. Thomas Mann schrieb in sein Tagebuch: "Zerwürfnis mit Moni ... Drang auf ihre Entfernung." Nun, Monika Mann entfernte sich von der Familie und fand - vermutlich deshalb - ihr Lebensglück. Sie zog nach Capri und lebte mehr als 30 Jahre auf der Insel mit einem Fischer.

Abgedankt in der Thronfolge der Niedlichkeit

Monika Mann kam am 7. Juni 1910 zur Welt - einen Tag nach Thomas Manns 35. Geburtstag. Sie und der ein Jahr ältere Golo verfügten zunächst über den privilegierten Status der "Kleinen" gegenüber den älteren Geschwistern Erika und Klaus. Katia Mann charakterisierte in ihrem "Moni-Büchlein" die zweite Tochter als "liebebedürftig und verwöhnt, trotzig und eigensinnig, schwatzhaft und phantasievoll." Thomas Mann schrieb noch vor der Geburt Monikas an einen Freund, "wenn ich zum fünften Male Vater werde, übergieße ich mich mit Petroleum und zünde mich an", hielt sich aber bekanntlich nicht an diesen "Vorsatz". Als 1918 die nächste, in den Augen des Vaters noch niedlichere Tochter geboren wurde, war für die achtjährige Monika Mann die "Kindheit beendet", wie sie später in ihren Erinnerungen formulierte. Die erste Anwartschaft auf elterliche Liebe hatte von da an Elisabeth.

Zwiespältig erlebtes Elternhaus

"Muffiges und unerfreuliches Kind"

Rückblickend schrieb Monika Mann über ihre Jugend: "Das inständig ichwärts gekehrte väterliche Wesen wirkte einschüchternd und beklemmend auf uns und gewährte uns gleichzeitig eine große Freiheit." Diese Freiheit nahm sie sich beim Schulbesuch: In der Volksschule noch brillant, flog sie - "faul und renitent" (Katia Mann) - aus der verhassten "Höheren Töchterschule". Auf der Beliebtheitsskala innerhalb der Familie war die 14-jährige Monika Mann nun ganz unten angekommen. Mutter Katia: "Aus dem Haus musste und sollte das Kind, so muffig und unerfreulich, wie es war." Man verfrachtete es in das reformpädagogische Institut Salem nahe des Bodensees. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Monika Mann aus dem elterlichen Haus hinauskomplimentiert wurde.


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