Kultur - Film und Serie


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Porträt Juliane Köhler Ein Standbein, ein Spielbein

Sie ist vielseitig: Als Lilly in "Aimée und Jaguar" hat sich Juliane Köhler einem breiten Publikum eingeprägt. Trotz ihrer Kino-Erfolge gilt ihre wahre Leidenschaft der Bühne. Seit fast 20 Jahren gehört sie zum Ensemble des Bayerischen Staatsschauspiels.

Stand: 28.08.2013 | Archiv

Juliane Köhler und Maria Schrader in "Aimée und Jaguar" | Bild: picture-alliance/dpa

Wieder hat sich Felice tagelang nicht blicken lassen. Es ist Krieg und Lilly stirbt jedes Mal fast vor Sorge um ihre Geliebte. Dann steht Felice in der Tür als sei nichts geschehen. Lilly brüllt. Als Felice ihr sagt, dass sie Jüdin ist, spiegelt sich auf Lillys Gesicht ein Chaos, in dessen Mitte die Frage steht: "Wie kannst du mich lieben?" Juliane Köhler hat in "Aimée und Jaguar" gezeigt, welche Kraft in ihr steckt.

Sie kann sich durchsetzen

Während der Dreharbeiten zu "Aimée und Jaguar" 1997 versäumte Köhler eine Probe am Münchner Residenz Theater. Daraufhin hat der Intendant sie kurzerhand entlassen. Zwei Jahre später stand sie wieder auf der Bühne - und drehte trotzdem weiter Filme.

Juliane Köhler bei der Nominierungsparty für den Deutschen Filmpreis | Bild: picture-alliance/dpa zur Bildergalerie Einblicke Zuhause am Theater und im Film

Ihre Leidenschaft gilt dem Theater, obwohl sie auch zu guten Filmdrehbüchern nicht Nein sagt. [mehr]

Sie hat eine Möglichkeit gesucht, ihre Filmkarriere mit ihrer Leidenschaft fürs Theater zu vereinbaren und hat sie gefunden: "Wenn man dem Theater entgegenkommt und ein halbes Jahr im Voraus plant, dann kann sich ein Theater darauf einrichten." Von ihrem Einsatz profitierten auch ihre Kollegen, die fest in einem Ensemble engagiert sind und dennoch Filme drehen wollen. Ausgerechnet "Aimée und Jaguar", der Film, der die Schauspielerin vorübergehend ihr Theaterengagement kostete, war ihr bislang größter Kino-Erfolg. Zehn Jahre zuvor, 1988, hatte Köhler ihr Filmdebüt mit "24 Crying Beauties". Im selben Jahr schloss sie ihre Schauspielausbildung in New York ab.

Das Standbein am Theater

Juliane Köhler in "Maria Stuart" am Münchner Residenz Theater | Bild: Thomas Dashuber

Ihre Theaterkarriere begann in Niedersachsen: Im Staatstheater Hannover stand sie in Goethes "Clavigo", Brechts "Baal" und Schillers "Kabale und Liebe" auf der Bühne. In München arbeitete sie am Cuvilliés Theater und am Residenz Theater, wo sie 1995 eine herausragende Doris in "Das kunstseidene Mädchen" bot. Am Residenz Theater ist sie in der neuen Spielzeit unter anderem in "Die Ballade vom traurigen Café" zu sehen, am Cuvilliés Theater in "Hotel Capri" von Thomas Jonigk.

Köhlers "still-große Schauspielkunst"

Ihr Erfolg und ihr Standbein am Theater erlauben es der 48-Jährigen, Filmangebote sehr kritisch zu prüfen und nicht jede Rolle anzunehmen, die man ihr anträgt. Ihr Spielbein stellt sie nur da auf die Erde, wo sie eine Herausforderung sieht - wie in "Mondkalb" aus dem Jahr 2007. In der Rolle der Alex muss sie sich in eine Frau hineinversetzen, die aus dem Gefängnis kommt und kaum spricht. Dass Köhler auch die schwierigsten Rollen meistert, hat sie schon im TV-Film "In Sachen Kaminski" gezeigt, in dem sie eine geistig behinderte Mutter spielt, die mit ihrem Mann um das Sorgerecht für ihre Tochter kämpft. Die FAZ bekundete ihr im Juli 2005 "Hochachtung vor so viel still-großer Schauspielkunst".

Kino-Filmografie (Auswahl):
JahrTitel 
2013Zwei Leben
2011Das Blaue vom Himmel
2009Effi Briest
2008Ein Leben für ein Leben - Adam Resurrected
2007Mondkalb
2004Der Untergang
2001Nirgendwo in Afrika
1999Aimée und Jaguar

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