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Der Damm Der Sylvensteinspeicher als Pegelregler

Ein kleines Dorf zieht um, um das Isar-Tal zu retten: vor zu viel Wasser und vor zu wenig. 1959 wird das letzte Haus der Ortschaft Fall abgerissen und das Tal zu einem riesigen Stausee geflutet.

Von: Ursula Zimmermann

Stand: 03.04.2012 | Archiv

Idyllisch eingebettet in die Landschaft, im Hintergrund grandioses Alpenpanorama - der Sylvensteinspeicher wirkt so, als sei er schon immer dagewesen. Doch der Schein trügt, er wurde vor 50 Jahren von Menschenhand erschaffen und erfüllt einen ganz besonderen Zweck.

Hochwasserschutz und Dürrevorrat

Besonders in den trockenen Monaten führt die Isar sehr wenig Wasser. Bereits im oberen Lauf wird schon sehr viel in den Walchensee abgeleitet. Und vom Achensee bekommt sie seit 1927 auch kein Wasser mehr. Denn seit dem Bau des Wasserkraftwerks in Jenbach wird der Achensee nicht mehr in die Isar, sondern in den Inn entwässert. So mutiert die einst mächtig strömende Isar im Oberlauf zu einem traurigen Restwasser-Rinnsal.

Der Sylvensteinspeicher sollte nicht nur Hochwasser vorbeugen, sondern auch eine Austrocknung der Isar.

Vor allem Bad Tölz war daher früher sehr stark von Wassermangel betroffen. Abhilfe schaffen sollte der Sylvensteinspeicher: Er sollte einen konstanten Wasserpegel und, durch eine Talsperre, eine geregelte Zufuhr garantieren. Aber der Speichersee hat eine weitere wichtige Funktion. Er soll das Isar-Tal vor dem jährlichen Hochwasser durch die Schneeschmelze schützen.

Ein Dorf verschwindet

Info

  • Höhe über Talsohle: 44 Meter
  • Kronenlänge: 180 Meter
  • Kronenbreite: 15 Meter
  • Bauwerksvolumen: 1,03 Millionen Kubikmeter

Zwei Kraftwerke an der Talsperre regulieren den Wasserstand und produzieren zusammen durchschnittlich 25 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.

Bei Niedrigwasser im Sylvensteinspeicher sieht man die Überreste des Dorfes Fall

Gegen das Megaprojekt vor 50 Jahren regte sich heftiger Widerstand der etwa 100 Bewohner. Immerhin sollte das Dorf Fall vom Erdboden verschwinden - zumindest von seiner ursprünglichen Lage. Denn geplant war, es wieder aufzubauen. Doch aller Protest half nichts, 1954 wurde mit den Abrissarbeiten begonnen, im Mai 1959 die letzten Mauern gesprengt. Die Bewohner von Fall fanden ihre neue Heimat einige hundert Meter weiter südlich, im neuen Dorf Neu-Fall.

Und nachts bimmeln die Glocken?

Ab und zu soll ja noch der Turm der gefluteten Kirche aus dem See spitzen. Oder gar um Mitternacht die Glocken bimmeln. Nur keine Angst, das gehört ins Reich der Fabeln: Die Kirche wurde komplett abgerissen.


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