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Pfingstmontag Pfingsten: Pferde, Bergfest, Bratwurstessen

Nie inszeniert der Bayer seinen Glauben bunter und prachtvoller als an Pfingsten: Eine ganze Reihe von Umritten, Wallfahrten und Heiligenfesten künden von der lebendigen Kraft der Volksfrömmigkeit.

Stand: 13.05.2016 | Archiv

Pfingstritt in Kötzting | Bild: picture-alliance/dpa

16 Mai

Montag, 16. Mai 2016

50 Tage liegen zwischen der Auferstehung Christi und dem Erscheinen des Heiligen Geistes - eine Spanne, die dem Pfingstfest den griechischen Namen gibt: "Pentekóste" ist der fünfzigste Tag. Dialektfeste Bayern fühlen sich zu Recht an das alte Wort "Pfinster" erinnert: Es stand für den - von Sonntag an gerechnet - fünften Wochentag, der heute Donnerstag heißt.

Offizielle Kirchengründung

Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahr 130 erwähnt. Seine theologischen Eckpfeiler: die Entsendung des Heiligen Geistes, der die Dreifaltigkeit komplettiert, und die offizielle Gründung der Kirche.

Lebendiges Brauchtum am Pfingstmontag in Bayern

Am Pfingstwochenende werden in Bayern Feste gefeiert, deren Wurzeln viele Jahrhunderte zurückreichen, wie etwa der Pfingstritt am Pfingstmontag in Kötzting. Die bis zu 1.000 Reiter auf ihren prächtigen geschmückten Pferden nehmen an einem der ältesten Bittgottesdienste in Europa teil. Der Legende nach begleiteten junge Burschen aus Kötzting 1412 ihren Pfarrer auf dem damals gefährlichen Weg ins sieben Kilometer entfernte Steinbühl, um einem Mann die Sterbesakramente zu erteilen. Nachdem sie glücklich und unversehrt zurückgekehrt waren, gelobten sie, den Ritt jedes Jahr zu wiederholen.

Junge Burschen tragen "Kerze" auf den Bogenberg

Am Pfingstsonntag nehmen mehrere hundert Pilger an der über 500 Jahre alten "Wallfahrt mit der langen Stang" auf den niederbayerischen Bogenberg teil. Eine Handvoll junger Burschen trägt dabei einen mehr als zehn Meter langen und mit rotem Wachs umwickelten Fichtenstamm aufrecht auf den Hausberg von Bogen. Zuvor wird die "Kerze" in einem zweitägigen Fußmarsch vom 75 Kilometer entfernten Holzkirchen im Landkreis Passau zum Bogenberg gebracht. Die Wallfahrt geht auf das Jahr 1492 zurück und soll gegen einen Borkenkäfer-Befall der Wälder sowie gegen Unwetter helfen.

Englmari-Suchen in Sankt Englmar

Ebenfalls auf Pferden findet am Pfingstmontag im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen das Englmari-Suchen statt: ein farbenfrohes Fest mit Böllerkrachen, Glockenläuten, Bergmesse und Reiterzug. Dabei suchen die Teilnehmer in dem höchstgelegenen Kirchdorf des Bayerischen Waldes, Sankt Englmar, symbolisch nach dem Leichnam des Namenspatrons der Gemeinde. Um 1100 soll der Eremit Englmar bei seiner Einsiedlerhütte von seinen Gefährten ermordet und unter Steinen und Reisig verscharrt worden sein. Später soll ein Geistlicher an Pfingsten den Toten gefunden und zu seinen Ehren eine Kapelle errichtet haben.

Zünftiges Fest der Bergleute

Bergknappenfest

In Berchtesgaden steht der Pfingstmontag im Zeichen des Bergfests der Knappen. Das Fest geht zurück bis zur Gründungszeit des Salzbergwerks um 1517. Das Bergfest war zunächst eine Lob- und Dankesmesse der Knappen. Mit der Zeit entwickelte es sich aber zu einem Jahrestag für die Privilegien, die den Knappen 1617 in einem Freiheitsbrief verliehen wurden. Zur Feier erhielten die Bergleute Rindfleisch, Knopflerwürste und Weingeld. Mit der Angliederung Berchtesgadens an Bayern im Jahr 1810 wurde das Bergfest zu einem Volksfest.

Heute ist das Bergfest die einzige große Veranstaltung in Bayern, die noch einen Eindruck davon vermittelt, wie sich die Zünfte früher in der Öffentlichkeit präsentierten. So tragen die Bergknappen beim großen Festzug durch den Markt ihre Werkzeuge und der Dienstälteste das Zunftzeichen, das so genannte Bergmandl. Auch heute noch erhält jeder Bergmann nach altem Brauch ein Kilo rohes Schweinefleisch und ein Kilo Rindfleisch.

In Ochsenfurt geht's um die Wurst

Bratwürste

Würste für alle gibt's beim großen Bratwurstfest in Ochsenfurt. Das Fest wird im 15. Jahrhundert das erste Mal erwähnt. Kurz vor Beginn der Erntezeit haben sich die Bauern in Ochsenfurt noch einmal richtig mit Bratwurst und Bier gestärkt. Der Volks- und Trachtenverein organisiert das Bratwurstfest noch heute jedes Jahr. Durch die romantische, fast vollständig erhaltene Altstadt hat das Fest in Ochsenfurt ein ganz besonderes Flair.

Information: Pfingstbräuche: Geschmückte Ochsen und "beiernde" Preußen

Anders als der Weihnachtskarpfen und die Kirchweihgans braucht der Pfingstochse das Fest, das ihm den Namen gibt, nicht zu fürchten. An den Pfingsttagen wurde er bis ins 19. Jahrhundert hinein überall, wo Vieh gehalten wurde, mit Blumen, Glocken und Kränzen geschmückt durchs Dorf getrieben: War das Pfingstfest doch zugleich Auftakt für Almwirtschaft und Sommerweide.


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