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Sankt Georg Nothelfer und Nationalheiliger

Georgitag: Wer heute etwas länger aus dem Fenster und in den Himmel schaut, steht in guter Tradition. Seit jeher gilt St. Georg den Wetterkundigen als wichtigster "Lostag" zwischen Lichtmess am 2. Februar und dem Siebenschläfertag am 27. Juni.

Stand: 05.05.2014 | Archiv

Teilnehmer des traditionellen Georgiritts  | Bild: picture-alliance/dpa

23 April

Donnerstag, 23. April 2015

Schlau werden aus den alten Wetterregeln aber nur Pessimisten. "Regnet's am Georgitag, dauert lang des Regens Plag". Andererseits: "Ist's an Georgi hell und warm, gibt's bald ein Wetter, dass Gott erbarm". Und: "An St. Georg Donnerkrach, folgt bestimmt noch Kälte nach". April, April?

Pferdesegen und Krähen im Korn

Fest steht jedenfalls, dass dem Heiligen Georg im bäuerlichen Alltag einige Bedeutung zukam: Dienstboten wechselten an seinem Ehrentag die Herrschaft, Schulden mussten jetzt unbedingt beglichen werden. Die Pferde bekamen ihren Segen und die Äcker ein grünes - bisweilen auch grünweißes - Kleid. "Am Georgstag soll sich's Korn so recken, dass sich die Kräh' drin kann verstecken." Die Getreide-Aussaat ist spätestens heute abgehakt, jetzt darf die Felder nur noch der Bauer betreten.

Ein Heiliger gibt Rätsel auf

Mit St. Georg selbst hat das alles nur am Rande zu tun - obwohl der Name im Griechischen für "Landmann" steht. Wer die historische Gestalt hinter dem Heiligen war, liegt im Dunkeln; mehrere Märtyrer in Palästina, Persien und Alexandria kommen in Frage. 1969 wurde Georg sogar aus dem katholischen Heiligenkalender gestrichen.

Meist wird Georg als Soldat der römischen Besatzungstruppen in Nordafrika beschrieben, der im Zuge blutiger Christenverfolgungen die Seite wechselt und dafür mit dem Leben bezahlt. Als mögliche Todesarten kennt und nennt die lebhafte Phantasie der Heiligenverehrer Rädern, Pferdeschleifung, Bleibad und Nagelfolter.

Auf Mission mit Drachenblut

Noch mehr beflügelte die Vorstellungskraft nicht nur der Frommen der viel später ergänzte, dafür in zahllosen Abbildungen und Erzählungen verewigte Kampf Georgs mit dem Drachen: Jahrelang, sagt die Legende, ließ sich ein Seeungeheuer von den Einwohnern der lybischen Stadt Silena erst mit Schafen, dann mit Menschen füttern. Bis Georg das Höllentier mit einer Lanze durchbohrte, die das Zeichen des Kreuzes trug - nicht ohne zuvor den geplagten Stadtbewohnern das Versprechen abgenommen zu haben, den christlichen Glauben anzunehmen.

Nothelfer und Nationalheiliger

Kämpfte gegen "Heiden" statt Drachen: Richard Löwenherz

Heute hat St. Georg andere Aufgaben. Er zählt zu den 14 Nothelfern, ist Schutzpatron für Pfadfinder, Pferde und Schlachter, Namensgeber Georgiens und Nationalheiliger von Äthiopien und England. Dort war es Kreuzfahrer Richard Löwenherz, der in dem Heiligen aus dem Osten den idealen Ritter ausmachte. Das Georgskreuz - rot auf weißem Grund - ist heute Hauptbestandteil der englischen Nationalflagge.

Wurstsemmeln zu Georgi

In Bayern wird der Georgitag bevorzugt zu Pferde begangen. Oder Wurstsemmel kauend: In einem schwäbischen Dorf erhalten die Kinder alljährlich an Georgi eine Wurstsemmel und 50 Cent. Bezahlt wird aus der Hinterlassenschaft eines Pfarrers - und das seit 120 Jahren.

Der Georgiritt:

Im Süddeutschen ist der Ross-Heilige auch Namensgeber der Georgiritte - üppig ausstaffierte Pferdewallfahrten und Kirchenumritte, häufig verbunden mit kleinen Dressurkunststücken. Der bekannteste Georgiritt in Traunstein findet alljährlich an Ostermontag statt. Am Sonntag nach Georgi lässt sich das Spektakel im fränkischen Kammerstein und in Oberstaufen (Allgäu) bestaunen.


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