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Fakten Die Diskussion

Welche Fragen interessieren das Publikum? Welche Zusatzinformationen sind zum Verständnis des Themas notwendig? Wie gliedert man einen Diskussionsverlauf? - Mit der richtigen Vorbereitung gelingen spannende Diskussionen.

Stand: 18.04.2012 | Archiv

Gruppe von Männern im Speakers Corner, Londoner HydePark | Bild: picture-alliance/dpa

Diskussion im Anschluss an ein Referat

Oft gibt es im Anschluss an ein Referat oder an eine Serie von Referaten die Möglichkeit einer offenen Diskussion, bei der das gesamte Publikum teilnehmen und Fragen stellen kann. Die ReferentInnen erfüllen dann bereits eine entscheidende Voraussetzung zur Diskussion, sie sind ExpertInnen, firm in der zu verhandelnden Sache und haben bereits ihr Referat im Blick auf den zu erwartenden Wissensstand der Hörer verfasst. Trotzdem sollte man bei der Vorbereitung und der Durchführung einer solchen Diskussion folgendes beachten:

a) Vorbereitung

Was könnte das Publikum fragen? Um dies etwas zu lenken, könnte man schon im Referat eine (u.U. provozierende) These, die Konfliktstoff hergibt, formulieren. Darüber hinaus sollte man auf Nachfragen gefasst sein bei all den Thesen, die den Standardinterpretationen widersprechen oder die im Referat nur knapp begründet wurden.

Welche Zusatzinformationen könnte das Publikum brauchen? Wichtig ist es, alle wesentlichen Fakten und Daten (Autoren, Buchtitel, Geschichtsdaten etc.) im Umkreis des Themas parat zu haben (auf leicht zugänglichen Karteikarten oder besser noch im Kopf).

Welche Verständnisfragen könnten kommen? Das ist nicht vorhersehbar, aber etwas kalkulierbar, indem man z.B. reflektiert, was einem selbst anfangs beim Thema auch unklar war, oder was im Referat (wegen der begrenzten Redezeit) zu kurz kommen musste.

b) Durchführung

Wenn man selbst die Diskussion nicht leiten muss, kann man sich besser auf die Antworten konzentrieren. Dabei sollte man

genau zuhören, was, wie und wonach gefragt ist, und sich durchaus eine kurze Bedenkzeit gönnen, um präzise darauf zu antworten: Meinungsfragen durch die eigene begründete Meinungsäußerung, Sachfragen durch eine Erörterung, Verständnisfragen durch eine Erklärung beantworten

Gegenfragen stellen, wenn die Frage unklar oder u.U. auch, wenn sie unverschämt ist.

komplizierte und mehrteilige Fragen kurz notieren, auseinander nehmen, gliedern und strukturiert beantworten.

Fragen, die man selbst nicht beantworten kann, galant weitergeben an andere Experten oder das Publikum. Man kann schließlich nicht alles wissen.

sich weiter profilieren, zeigen, dass man mit dem Referat noch längst nicht alles Pulver verschossen hat, aber auf keinen Fall ein zweites Referat halten: sich kurz fassen!

Nicht nötig zu sagen, dass es immer besser ankommt, wenn man die Ruhe und möglichst sogar ein Lächeln bewahrt und selbst der provozierenden Frage oder widersprechenden Stellungnahme zunächst mit Anerkennung ("das ist ein interessanter Aspekt") be- und entgegnet.

Leitung einer Diskussion

Um eine Diskussion zu organisieren und zu leiten, sollte man

1. ein Thema wählen, dessen Relevanz ihr/ihm in ganzer Bandbreite präsent ist,

2. mindestens zwei Diskussionsteilnehmer mit verschiedenen Blickwinkeln, Erfahrungshorizonten und Meinungen einladen – bei einer Podiumsdiskussion aber nicht mehr als vier oder fünf. (Sonst droht Zerfaserung.)

3. zwar kein Experte auf dem Gebiet sein, aber sich mindestens so gut in dem Diskussionsthema auskennen, dass man eventuelle Abweichungen vom Thema bemerkt.

a) Vorbereitung

Der Einstieg ist auch hier die halbe Miete. Daher sollte man sich auf jeden Fall eine zündende Startfrage überlegen, um die Diskussion in Gang zu bringen. Darüber hinaus kann es nicht schaden,

• die wichtigsten Punkte, die in der Diskussion angeschnitten werden sollen, vorher schriftlich zu fixieren,

• sich selbst mögliche Argumente und Gegenargumente zu überlegen bzw. sie aus Publikationen über das Thema zu sammeln,

• sich über das Ziel/den Zweck der Diskussion klar zu werden,

• sich zu überlegen, was die Hörer fragen könnten und wie das Publikum auf was reagieren könnte.

b) Diskussionseröffnung

Beginnen sollte man natürlich mit der Begrüßung der Diskussionsteilnehmer und des Publikums. In welcher Reihenfolge man fortfährt, ist jeder/m selbst überlassen. Zur gelungenen Eröffnung gehört jedenfalls:

• eine kurze Vorstellung des Diskussionsthemas und warum es gerade so interessant/brisant ist

• Zielsetzung der Diskussion

• die Vorstellung der Diskussionsteilnehmer (Name, Funktion/Beruf, eventuell Publikationen)

• Bekanntgabe der Spielregeln:
o Handelt es sich um eine reine Podiumsdiskussion oder kann auch das Publikum Fragen stellen?
o Wie soll die Wortmeldung funktionieren (mit Handzeichen/der Reihe nach)?
o Wie lang sollte jeder Beitrag höchstens sein (2 Minuten)?
o Wie lange soll die Diskussion bestenfalls dauern?
o Ist der Diskussionsleiter nur Moderator oder beteiligt er sich auch an der Diskussion?

• zündende Startfrage oder provokante These

c) Diskussionsleitung

Vor allem wenn man nicht mitdiskutieren, sondern eher moderieren will, ist es möglich, sich voll auf die Aufgaben als DiskussionsleiterIn zu konzentrieren. Dazu gehört, dass man darauf achtet

• dass möglichst alle Diskussionsteilnehmer einigermaßen gleichmäßig zu Wort kommen (keine Bevorzugung!),

• dass die Spielregeln eingehalten werden,

• dass nur sachbezogene Beiträge weiterdiskutiert werden.

Außerdem ist es unter Umständen nötig,

• der Diskussion oder einzelnen (unsicheren oder zu abstrakten) Teilnehmern durch Verständnisfragen auf die Sprünge zu helfen,

• die Diskussionsbeiträge zu sammeln, zu ordnen und von Zeit zu Zeit nach Positionen gruppiert zusammenzufassen bzw. Querverbindungen aufzuzeigen und Zwischenergebnisse festzuhalten,

• das Thema neu in Erinnerung zu rufen, wieder zu erweitern oder einzugrenzen, wenn sich die Teilnehmer in Detailfragen verstrickt oder bei zu generellen Fragen verlaufen haben,

• Abweichungen vom Thema und Redeergüsse einzelner in Grenzen zu halten.

• sich durch geschickte Vorwegnahmen gegen Provokationen zu immunisieren.

Gegen Ende der Diskussion empfiehlt es sich

• das Ergebnis zusammenzufassen,

• gemeinsame Standpunkte und Differenzen namhaft zu machen,

• Folgerungen daraus zu ziehen,

• eventuell eine eigene abschließende Stellungnahme zu formulieren,

• den Diskussionsteilnehmern und den Hörern zu danken.

Literatur:

Rudolf Steiger. Lehrbuch der Diskussionstechnik. Frauenfeld 1993 (5. Aufl.)


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