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Stundenablauf Vorschläge für die Unterrichtseinheit "Fake News im Netz erkennen"

Wie passt das alles in 45 Minuten? Hier haben wir einige Vorschläge erarbeitet ...

Stand: 15.05.2021

Unterrichtsablauf zum Thema: Bekämpfen von Fakes im Internet - Hai mit Laseraugen zielt auf die Wörter Fake, Phishing, Hoax | Bild: colourbox.com; Montage: BR

Sachinformation

Fake News sind bewusst gestreute Meldungen im Internet, die nicht der Wahrheit entsprechen. Sie sollen der Meinungsmache dienen, sind meist politisch motiviert, dienen dem persönlichen Interesse oder es steckt eine kriminelle Absicht hinter ihnen.

Methodische Überlegungen

Die Schüler*innen sind zunehmend mit Fake News konfrontiert. Sie haben inzwischen vermutlich von dem Begriff gehört, können gefälschte Meldungen meist aber nicht als solche identifizieren oder die dahinterstehende Absicht erkennen. Anhand der Rekonstruktion eines authentischen Beispiels erfahren die Jugendlichen, wie professionell gestaltet Fake News sein können. Mit dem Film „Fake News im Netz erkennen“ erweitern sie ihr Wissen zum Thema und übertragen das Gelernte, indem sie Tipps für jüngere Schüler*innen formulieren.

Lernziele

Von der Existenz von Fake News wissen und Wege zur Entlarvung kennenlernen:

  • Absicht hinter Fake News erkennen lernen
  • Typische Tricks der Fake News-Produzierenden erkennen
  • Wege der Entlarvung von Fake News kennenlernen
  • Grenzen von Satire und Fake News kennenlernen (Stundenablauf Variante 2)
Methodisches Vorgehen im Überblick
ZeitInhaltSozialformMaterial
10 MinVariante 1
An dem Beispiel „Vermisst: Marie, 6 Jahre zuletzt gesehen mit 2 Flüchtlingskindern“ eine Fake News mit krimineller Absicht kennenlernen. Im Klassengespräch Zusammenhänge und Hintergründe klären.
KlassengesprächBeamer / Whiteboard
Arbeitsblatt 1
10 MInVariante 2
An dem Beispiel „Ist das Greenscreenbild mit Greta Thunberg echt?“ lernen die Schüler*innen den Grenzfall von Fake News und Satire kennen. Diskussion in der Klasse, ob das noch Satire ist. Die Erklärung für „Satire“ findet sich auf Arbeitsblatt 3.
Beamer / Whiteboard
Arbeitsblatt 2
7 MinDen Film "Fake News entlarven" ansehen.Beamer / Whiteboard
20 MinTipps zum Erkennen von Fake News für jüngere Schüler*innen formulieren.Gruppenarbeit / PartnerarbeitArbeitsblatt 3 „Fake News entlarven“
5 MinVorlesen der Ergebnisse.Klassengespräch

Benötigtes Material

Variante 1:

  • Arbeitsblatt 1 mit dem Beispiel „Vermisst Marie, 6 Jahre“ für die Partnerarbeit ausdrucken oder Bild per Beamer oder Whiteboard projizieren. -
  • Arbeitsblatt 3 „Fake News entlarven“ für die Gruppen- oder Partnerarbeit ausdrucken.
  • Film „Fake News entlarven“ zur Einspielung vorbereiten


Variante 2:

  • Arbeitsblatt 2 mit den Fotos von Greta Thunberg im ICE bzw. in der Greenbox für die Partnerarbeit ausdrucken oder Bild per Beamer oder Whiteboard projizieren.
  • Arbeitsblatt 3 „Fake News entlarven“ für die Gruppen- oder Partnerarbeit ausdrucken.
  • Film „Fake News entlarven“ zur Einspielung vorbereiten.

Stundenablauf: Fake News erkennen Format: PDF Größe: 329,11 KB

Arbeitsblatt1 "Fake News entlarven" Format: PDF Größe: 677,96 KB

Arbeitsblatt 1: Fake News erkennen Format: PDF Größe: 771,13 KB

Arbeitsblatt 2: Fake News erkennen Format: PDF Größe: 262,65 KB

Die Unterrichtseinheit

Variante 1: Eine Fake News rekonstruieren: „Vermisst Marie, 6 Jahre“

Originalbilder aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen verändert.

Die Lehrkraft gibt als Denkimpuls das Arbeitsblatt „Vermisst Marie, 6 Jahre“ aus bzw. projiziert es für alle Schüler*innen gut lesbar auf die Tafel. Mit der Information, diese Meldung sei (2016) bei Facebook verbreitet worden. Die Schüler*innen versuchen zu rekonstruieren, was hier wohl passiert ist. Meist nehmen sie den Post als Nachricht einer sorgenvollen Mutter, die wirklich ihre Tochter vermisst. Der Hinweis auf die zwei Flüchtlingskinder wird zumeist so gedeutet, dass Geflüchtete das Kind wohl entführt hätten.

Die Lehrkraft beginnt mit Nachfragen wie: Warum haben das die Flüchtlinge wohl getan? Und widerlegt mit gesundem Menschenverstand die Antworten, die beispielsweise lauten: sie wollten den Pass (ein 6-jähriges Mädchen hat keinen Pass beim Spielen dabei), sie wollen Geld erpressen (und riskieren damit ihr Asyl in Deutschland?).

Dann löst die Lehrkraft auf:

Es handelt sich hierbei um eine Fake News. Die Person Bertha Hofmann gibt es nicht, es gab aber eine täuschend echt nachgebaute Facebook-Seite, auf der die Meldung gepostet war, Marie sei „gestern vom Spielen nicht nach Hause gekommen“. Das Profil weist Frau Hofmann als Mitarbeiterin der Universität Düsseldorf aus und gibt ihr so einen seriösen Kontext. Der Link verweist auf eine im Netz existierende Seite mit dem Namen vermisstenregister.de, die auf den ersten Blick durchaus glaubwürdig erscheint. Das geübte Auge sieht die unstimmige URL-Adresse (vermisstxyz/Marie). Beim weiteren Klicken auf der Webseite öffnen sich keine Unterseiten bzw. es erscheinen keine Informationen. Lange Zeit war in einer Ecke eine Werbung für eine Erotik-Seite zu sehen. Klickte Facebook 2016, Montage BR (Originalbilder aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen verändert.) 4 jemand auf den Link „Teilen“, kam die Frage, ob man 18 Jahre alt sei. Wurde dann der Fehler begangen auf „Ja“ zu drücken, willigte man in ein Abo einer Sexhotline ein. Nachdem diese Meldung sich in den sozialen Netzwerken verbreitet hatte und schon mehrere Anwaltskanzleien Warnungen und Hilfe anboten, verschwand diese Meldung nach einem Jahr wieder aus dem Netz. Hier verbindet sich politische Propaganda mit kriminellen Absichten. Wie viele Menschen auf diese Bauernfängerei hereingefallen sind, ist nicht bekannt.

Ein schwer zu identifizierendes Beispiel einer Fake News, dass sich aber durch seine Eindeutigkeit des kriminellen Hintergrundes und der Unsinnigkeit der Anschuldigung sehr gut eignet. Den Schüler*innen kann der Hinweis gegeben werden:

Diese Fake News will an euer Geld, die meisten anderen wollen eure Meinung beeinflussen.

Im Klassengespräch wird anschließend noch einmal gemeinsam herausgearbeitet, warum die Betreiber der Hotline eine solche Meldung aufsetzen. Wie sie vorgegangen sind und was die Meldung so ansprechend macht. Hier lohnt sich manchmal auch ein Hinweis darauf, dass historisch vielen ethnischen Minderheiten „Stehlen von Kindern“ vorgeworfen wurde, um diese in Verruf zu bringen.

Variante 2: Die Grenzen von Fake News und Satire: „Greenscreen-Bild mit Greta Thunberg“

Die Lehrkraft gibt das Arbeitsblatt 2 „Greenscreen-Bild mit Greta Thunberg“ aus bzw. projiziert es für alle Schüler*innen gut lesbar auf die Tafel. Mit der Information, dass der abgebildete Twitterpost am 14. Dezember 2019 publiziert worden ist und kurz darauf das Bild mit dem Greenscreen in den sozialen Medien und Messenger-Diensten kursierte. Dieses Greenscreen-Foto soll zeigen, dass Greta Thunberg gar nicht im Zug auf dem Boden gesessen ist, sondern die Szene in einem Studio nachgestellt wurde. Aber stimmt das?

Die Schüler*innen versuchen herauszufinden, ob das Foto echt ist oder ob es manipuliert wurde. Sie dürfen Onlinemedien, die ihnen zur Verfügung stehen, nutzen. Schüler*innen dürfen sich Tipps von der Lehrkraft holen, sie dürfen sich aktiv um den „Schlüssel“ bemühen, um aus diesem Rätselraum (Escape Room) herauszufinden.

8 Minuten vor Ende der Arbeitszeit macht die Lehrkraft auf die knapper werdende Zeit aufmerksam und bietet Hilfe an. Zum Beispiel: Habt ihr es schon mit einer Rückwärtsbildersuche probiert? Die Anleitung dafür findet sich auf dem Arbeitsblatt 3. Oder: Schaut euch mal diesen senkrechten braunen Balken im 5 Bild an, hinter dem der linke Fuß von Greta verdeckt ist? Man kann daran erkennen, dass das Element aus dem Zugbild kopiert wurde.

4 Minuten vor Ende der Arbeitszeit erneuter Hinweis und ein weiterer Tipp. Habt ihr schon geschaut, ob sichere Quellen über das Greenscreen-Bild mit Greta Thunberg berichten, zum Beispiel www.mimikama.at?

Nach Ablauf der Zeit löst die Lehrkraft auf, dass es sich um ein gefälschtes Bild handelt.

Gemeinsam den Film "Fake News entlarven" ansehen

Nach dem Film im Klassengespräch noch einmal zusammenfassen, woran man eine Fake News erkennen und entlarven kann.

Tipps zum Erkennen von Fake News formulieren

In Gruppenarbeit formulieren die Schüler*innen anschließend mit Hilfe des Arbeitsblattes Tipps für die Klassen unter ihnen, was Fake News sind und welche Tipps sie empfehlen würden, um diese zu entlarven.

Hier ein Überblick über Hinweise, die Schüler*innen bei der Analyse finden können:

1) Gibt man das Greenscreenbild mit Greta Thunberg in die Rückwärtsbildersuche ein, findet sich das Originalbild ohne das hineinmontierte Greta-Bild. Wenn das nicht gleich klappt, die Bildersuche mit einem Zeitfilter kombinieren, zum Beispiel bei Google im Suchfilter einen Zeitraum angeben, der deutlich vor Gretas Bahnfahrt im Dezember 2019 liegt, oder bei tineye.com nach den ältesten Fundstücken sortieren. Die älteste zu findende Variante ist von 2012 bei Wikimedia.

2) Hinweise im Bild suchen: Was ist der braune senkrechte Balken im Bild? Er ist unlogisch. Wenn man das Twitterbild aus dem ICE anschaut, sieht man: das ist ein Element aus dem Zug (vielleicht eine Schiebetür?). Es wurde also ein Ausschnitt aus dem Zugbild in das Greenscreenbild hineinmontiert und nicht umgekehrt. Da ein Fuß von Greta hinter diesem dunkelbraunen Element ist, konnte es nicht einfach weggelassen werden.

3) Für Spezialisten: Auf dem Tisch im Greenscreenbild wurde ein Buch von „Hooligans gegen Satzbau“ hineinkopiert, das sie über ihre Webseite verkaufen. Man könnte das Cover ausschneiden und mit einer Rückswärtsbildersuche danach recherchieren und käme so dem Urheber auf die Spur.

4) Auch bei der Überprüfung der Suchergebnisse (Bildersuche oder Suchbegriffe) können die Schüler*innen auf „Hooligans gegen Satzbau“ als Veröffentlicher des 6 Bildes stoßen. Die Überprüfung der Quelle (Impressum etc.) kann den Hinweis auf Satire geben.

5) Sichere Quellen suchen: Eine solche zuverlässige Quelle ist mimikama.at, das übrigens auch bei der Rückwärtsbildersuche erscheint. Andere Quellen aus der Internetsuche können geprüft werden.

6) Viele seriöse Medien haben darüber berichtet, dass Greta Thunberg im überfüllten ICE zumindest zeitweise auf dem Boden sitzen musste. Wenn das gefaked sein sollte, wäre das schon ziemlich absurd. Ein Hinweis auf Satire.

7) Ein Hinweis ist auch, dass das Bild im ICE auf Greta Thunbergs verifiziertem Twitteraccount (blauer Haken) gepostet worden ist. Da Greta Thunberg als moralisch integre Person gilt, kann man ihren Postings trauen.

Grundregel: Fakes lassen sich oft nicht mit einer einzigen Erkenntnis entlarven. Meist setzen sich mehrere Hinweise zu einem Gesamtbild zusammen.

Hintergrund:

Das Greenscreen-Bild ist eine Fotomontage von „Hooligans Gegen Satzbau“ (siehe Buch auf dem Tisch), die mit Satire und Ironie arbeiten. Die Initiative hat das Bild am 15. Dezember 2019 auf seiner Facebook-Seite mit den Worten gepostet:

„Nachdem Gretas Bahnfoto als angeblicher Fake entlarvt wurde, können wir mit der ganzen Wahrheit nicht mehr hinterm Berg halten. Nicht nur Gretas Fahrt auf dem Boden der Deutsche Bahn war gestellt, ihre ganze Reise ist in einem Greenscreenstudio gefaked worden, wie dieses heimlich aufgenommene Bild beweist!!!!!!!!! Ein Skandal ohne gleichen! #HoGeSatzbau #GretaFake#WaehltGruen“

Im Impressum auf dem Nutzerprofil von „Hooligans Gegen Satzbau“ steht als Info: „Querfront-Otto-Seite. ALLERGIEHINWEIS: Diese Seite kann Spuren von Satire und Ironie enthalten. Initiative gegen Rechts-Schreibung“. Weitere Informationen finden sich auf der zugehörigen Webseite https://www.hogesatzbau.de/, die als „Gesellschafts- und Kulturwebseite, Unterhaltungswebseite“ bezeichnet wird. Im Impressum zeichnet sich eine Person aus Berlin als verantwortlich. Die Initiative ist dem politisch linken Spektrum zuzuordnen und wirbt auf ihrer Webseite mit einer „ANTIFAmily“-Card.

Für Variante 1 und 2: Gemeinsam den Film „Fake News entlarven“ ansehen

Nach dem Film im Klassengespräch noch einmal zusammenfassen, woran man eine Fake News erkennen und entlarven kann.

7 Tipps zum Erkennen von Fake News formulieren

In Gruppenarbeit formulieren die Schüler*innen anschließend mit Hilfe des Arbeitsblatt 3 Tipps für die Klassen unter ihnen, was Fake News sind und welche Tipps sie empfehlen würden, um diese zu entlarven.

Zeichen für Fake Alarm: Daran erkennst du Fake News und das kannst du machen

1.    Die angegebene Quelle existiert nicht, bei der angegebenen Quelle steht von dieser Meldung überhaupt nichts oder die Meldung steht zwar auf der angegebenen Seite, aber die Seite ist nur für diesen Fake erstellt und nicht seriös.
-> Quellencheck: Ist die Quelle seriös?

2.    Die News gibt es nur bei der angegebenen Quelle und wird nirgendwo anders bestätigt.
-> Selbst recherchieren: Gib einen Teil des Textes in eine Suchmaschine ein. Findest du andere Quellen als die angegebene?

3.    Die Bilder sind geklaut oder zeigen gar nicht das, was in der News behauptet wird.
-> Bildercheck: Woher kommen die verwendeten Bilder?

4.    Die Überschrift und der erste Textteil sind sehr übertrieben geschildert, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Im Text sind Widersprüche.
-> Weiterlesen: Lies den gesamten Text durch, um kein Detail zu verpassen.

5.    Das Datum ist nicht aktuell oder es wird gar nicht angegeben.
-> Datum prüfen: Ist die Meldung überhaupt aktuell? Manchmal werden alte News mit einem neuen Ereignis verknüpft, obwohl es keinen Zusammenhang gibt.

6.    Nachdenken: Kann das wirklich sein? Warum sollte es so sein, wie in der Meldung dargestellt? Ist es vielleicht Satire? Schaue dir an, was die Autor*in oder die Seite sonst noch für Informationen verteilt. Wichtig: Erst denken, dann teilen!

7.    Experten fragen: Frage jemand Unabhängigen, der sich mit dem Thema auskennt und checke, ob das Thema auf einer der Fake News-Sammel-Seiten oder einer Fakten-Check-Seite steht.

Erweiterung

Wenn Sie sich 2 Stunden für diese Einheit nehmen wollen, lassen Sie die Schüler*innen selber nach Fake News recherchieren und die typischen Merkmale von Fake News und woran man sie erkennen könnte herausarbeiten.

Weitere aktuelle Beispiele finden Sie unter anderem auf:

Sofern ein Internetzugang im Unterricht vorhanden ist, lohnt sich hier ein Stöbern.

Tipps zur Worterklärung

In der Unterrichtseinheit werden verschiedene Medienbegriffe verwendet. "so geht MEDIEN" bietet in seinem Lexikon erklärende Videoclips dazu an, die optional in der Unterrichtsstunde eingesetzt werden können. 


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