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Zwölfuhrläuten Hammelburg in Unterfranken

Es sind nur wenige Schritte vom malerischen Marktplatz hinüber zum Südwestende der alten Stadtanlage, wo die katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer steht. Das dreischiffige, spätgotische Langhaus mit seinen sandsteinrot abgesetzten Gewölberippen, Pfeilern und Diensten wurde 1958 um 16 Meter verlängert.

Von: Georg Impler

Stand: 01.06.2014 | Archiv

Empore, Westwand und Hauptportal haben Hammelburger Handwerker Stein um Stein abgetragen, nummeriert, sorgsam wieder zusammengesetzt und dabei auch noch die alte Flachdecke durch ein wohl ursprünglich schon vorgesehenes, aber im 15. Jahrhundert nicht ausgeführtes Gewölbe ersetzt. Das wagemutige Vorhaben zeitigte ein Ergebnis, so stimmig, so elegant, dass ein jeder, der nicht im Kirchenführer nachliest, es für ursprünglich halten wird.

Maria dargestellt als "Herzogin Frankens"

Der "Dom des Saaletales", wie die Stadtpfarrkirche auch genannt wird, gilt als ältestes Bauwerk Hammelburgs, geht bis auf das achte Jahrhundert zurück und besitzt eine künstlerisch hochrangige Ausstattung. Unter den Bildwerken ragen besonders hervor: die gotische Steinplastik der lächelnden Madonna an der linken Langhauswand, die anrührende Pieta von 1490 im Marienaltar, die rechts und links am Chorbogen stehenden Barockplastiken des Kirchenpatrons Johannes und des in Hammelburg mit einer Weintraube dargestellten Diakons Laurentius. Mittig unter dem Bogen hängt freischwebend die kostbare, Gold und Silber gefasste Madonna im Strahlenkranz, geschnitzt um 1720. Sie steht auf der Mondsichel und ist als "Herzogin Frankens" dargestellt mit Hermelinmantel und Zepter. Im Arm trägt sie das Jesuskind, hoch darüber halten zwei Engel ihre Krone.

Unter dem steilen, schiefergedeckten Spitzhelm des Turms läuten fünf, 1953 in Erding gegossene Glocken. Die alten waren beim großen Stadtbrand im April 1854 geschmolzen.


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