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Zwölfuhrläuten Würzburg-Heidingsfeld in Unterfranken

Bereits 1930 wurde Heidingsfeld, die Nachbarsiedlung links des Mains, nach Würzburg eingemeindet. Doch unter den rund 10.000 Heidingsfelder Bürgern lebt die Erinnerung an mehr als 1.150 Jahre kommunale Eigenständigkeit bis heute fort.

Von: Barbara Markus

Stand: 13.05.2010 | Archiv

Dabei hat sich hinter dem fast noch intakten Mauerring aus dem Mittelalter kaum ein historisches Gebäude erhalten. Denn mit dem barocken Würzburg ist auch die Siedlung der Händler, Handwerker, Kleinbauern und Winzer im Bombenhagel des 16. März 1945 untergegangen - und mit ihr die alte Laurentiuskirche als Herzstück.

Schutzengel für Ölbergdarstellung

Rechtzeitig war aber die monumentale, gotische Kreuzigungsgruppe ausgelagert worden, deren Christus deutlich die Hand Tilman Riemenschneiders erkennen lässt. Und wie durch ein Wunder hat sich von dem berühmten Würzburger Bildschnitzer auch eine Ölbergdarstellung erhalten, obwohl die darüber erbaute Kapelle im Kirchhof in Trümmer fiel.

Mittelalterliche Ursprünge

Seit 2006 werden die kostbaren Steinfiguren in einer eigens angebauten Seitenkapelle präsentiert. Sie schließt an eine der ersten Kirchen im Bistum Würzburg an, die nach 1945 von Grund auf neu errichtet wurden. Baumaterial war knapp und so wurden hier Schwerter gleichsam zu Pflugscharen: Denn das hohe Tonnengewölbe über der lichten Pfeilerbasilika trägt eine Stahlkonstruktion, die ursprünglich für eine Flugzeughalle der Rüstungsindustrie bestimmt war. Außen erinnert die Verblendung mit heimischem Muschelkalk an die Ursprünge von St. Laurentius als mittelalterliche Kirchenburg.

Steinernes Zeugnis für den Frieden

Harmonisch fügt sich damit der steinerne Glockenturm aus dem Jahre 1200 an, der allein den verheerenden Luftangriff unbeschadet überstanden hatte. Bereits 1947 konnten vier neue Glocken hochgezogen werden. 1950 läuteten sie dann zur Weihe der neuen Sankt Laurentiuskirche von Heidingsfeld, einem steinernen Zeugnis für Frieden und Wiederaufbau.


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