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Zwölfuhrläuten Aidhausen in Unterfranken

Die Gemeinde Aidhausen liegt malerisch eingebettet in die Wiesentäler, Wälder und Höhen jener abwechslungsreichen Mittelgebirgslandschaft, die dem Landkreis Hassberge und dem gleichnamigen Naturpark den Namen gab.

Von: Georg Impler

Stand: 05.08.2012 | Archiv

Wegen der zahlreichen Wehrbauten, Ansitze und vorgeschichtlichen Wallanlagen trägt die Gegend auch den Titel: Land der "Burgen, Schlösser und Ruinen".

Flucht vor Konversion

Nach einer über 700-jährigen Geschichte als Kastenamt des Hochstiftes Würzburg wurde 1546 in Aidhausen von Freiherr Truchseß von und zu Wetzhausen die Reformation eingeführt. Als 40 Jahre später der Würzburger Fürstbischof Julius Echter versuchte, die wenigen Familien mit Gewalt wieder katholisch zu machen, flohen sie lieber mit ihrer Habe aus dem Dorf. Heute zählt der Ort rund 800 Einwohner.

Neugotische Kirche

Schon ein kleines mittelalterliches Gotteshaus war dem Patron St. Martin geweiht. Für den Bau der heutigen, mit ihrem trutzigen, fast 30 Meter hohen Turm das Ortsbild prägenden Martinskirche kaufte die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde das alte Rathaus, riss es ab und errichtete 1885 an dessen Stelle den neugotischen Bau. Im Inneren ziehen besonders der Taufstein, die Kanzel und die modernen farbigen Chor-Glasfenster die Augen des Betrachters auf sich.

Granate ersetzte Glocke

Die Glocken erlitten das Schicksal so vieler anderer. 1942 wurden sie abgenommen und vom Turm geworfen. Der Mesner hängte damals eine leere Granatenkartusche für den Stundenschlag auf. Sie tat sieben Jahre ihren Dienst. Seit dem 125-Jahr-Jubiläum des Kirchenbaues vor zwei Jahren können sich die Aidhausener wieder am Klang zweier, in Passau gegossener, Bronzeglocken erfreuen. Die neuen Glocken lösten das Stahlguss- Nachkriegsgeläute ab, harmonieren nun viel besser mit der einzig verbliebenen kleinen "Es"-Glocke und sind auf das Geläute der katholischen St. Peter und Pauls Kirche abgestimmt.


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