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Zwölfuhrläuten Medlitz in Oberfranken

Ein Dorf in Oberfranken! Genau so stellt man es sich vor: eingebettet in ein grünes Tal, ein paar schöne Fachwerkhäuser, ein stattliches Wirtshaus mit eigener Schlachtung, ein Dorfbrunnen mit Satteldach, ein Dorfbach und direkt neben dem Bach ein wahres Schmuckstück: die Dorfkirche Mariä Himmelfahrt.

Von: Regina Fanderl

Stand: 15.08.2016 | Archiv

100 Jahre ist sie alt und nach einer gründlichen Aufhübschungs-Aktion zum Jubiläum wieder wie neu!

Maria hat geholfen

Freilich hat der neubarocke Saalbau mit dem Zwiebelturm einen Vorgänger. An ihn erinnert das kleine Sakristei-Türmchen, das einmal der Turm der alten, am Ende baufälligen Kirche war. Es gibt sogar noch Fotos von diesem bescheidenen Bauwerk.
Überlebt hat auch das Herzstück der ehemaligen Wallfahrtskirche: die alte Marienstatue, im 18. Jahrhundert Ziel vieler Pilger aus den umliegenden Dörfern und darüber hinaus. Von dem Bild soll "zu gewissen Zeiten" ein unbegreifliches Licht ausgegangen sein. Das bestätigte sogar der Pfarrer vom benachbarten Rattelsdorf nach einer eingehenden Untersuchung. Der Muttergottes, so heißt es darüber hinaus, sei es zu verdanken, dass Medlitz von der überall grassierenden Viehseuche und den umherstreifenden preußischen Soldaten verschont geblieben ist.

Eigenartiger Steintisch

Nicht verschont vom Zugriff der Kriegsindustrie blieben die beiden großen Glocken von Mariä Himmelfahrt. Die Medlitzer versuchten das noch zu verhindern und planten, die bereits vom Turm geholten Glocken, im Wald zu vergraben. Doch zu spät: sie wurden unplanmäßig einen Tag früher abtransportiert und eingeschmolzen.

Von einem ganz anderen Kapitel in der Medlitzer Geschichte zeugt ein eigenartiger Steintisch aus dem 11. Jahrhundert. Dort hielt, öffentlich und unter freiem Himmel, der Zentgraf mit seinen 12 Schöffen Gericht – alle vier Wochen bei kleineren Vergehen und dreimal im Jahr bei schweren Fällen. Ein Brauch, auf den man gerne verzichtet.


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