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Zwölfuhrläuten Traunstein in Oberbayern

Am Anfang war die Schiene. Am 1. August 1860 nahm die königliche Staatseisenbahn ihren fahrplanmäßigen Betrieb auf der Strecke Rosenheim - Salzburg auf. Das verträumte Städtchen Traunstein bekam Anschluss an das europäische Streckennetz, wurde Station erster Klasse und Knotenpunkt für drei Nebenbahnen.

Von: Regina Fanderl

Stand: 28.03.2016 | Archiv

Diese revolutionäre Änderung hatte entscheidenden Einfluss auf die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt. Neue Baugebiete entstanden, auch jenes zentral gelegene Villenviertel, in dem 1899 die so genannte "Protestantische Kirche" im neugotischen Stil gebaut wurde.

Architekt baute auch Brücke im Ort

Wer den unverputzten Bau aus Nagelfluh über das mächtige Steinportal betritt, dessen Blick fällt automatisch auf das große, in kräftigen Farben gestaltete Chorfenster des Marquartsteiner Künstlers Heinrich Kralik von Meyrswalden. Es zeigt den auferstandenen Christus, der die Hände zum Himmel hebt.
Das Gewölbe und die Emporen tragen stämmige Säulen aus rotem Ruhpoldinger Marmor; kleine Engel, als Sänger ausgewiesen, die Gewölberippen.
Trotz der Kriegsschäden und der dem Zeitgeist geschuldeten Veränderungen der 50er und 60er Jahre ist die Auferstehungskirche als prägendes Element im Stadtbild heute doch wieder nah am Gesamtkonzept ihres Architekten August Thiersch, dem Traunstein im Übrigen auch seine Kammerer-Brücke über die Traun verdankt.

"Christ ist erstanden"-Motiv

Seit 2005 hängt ein völlig neues, klangvolles Geläute im Turm mit der roten Spitze. Alle vier Glocken zusammen geben das Anfangsmotiv des wohl ältesten liturgischen Gesanges deutscher Sprache wieder. Martin Luther schrieb über das Osterlied: "Alle Lieder singt man sich mit der Zeit müde, aber das 'Christ ist erstanden' muss man alle Jahr wieder singen."


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