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Zwölfuhrläuten Steingriff bei Schrobenhausen in Oberbayern

Es war Mitte der 1880er Jahre, als einmal ein Visitator in den kleinen Ort Steingriff kam, sich prüfend umsah und feststellte, dass es auf Kegelbahnen und Tanzböden des Öfteren zu schweren alkoholischen Ausschreitungen, wie Raufereien komme, denen die Polizei kaum her werde.

Von: Regina Fanderl

Stand: 29.05.2016 | Archiv

Zufrieden vermerkte er aber auch wörtlich: "Im Großen und Ganzen sind die Leut‘ kernig altbayerisch, freilich mit leicht schwäbisch - verschlossenem Einschlag. Sie sind voll bildungsfähig und reine Idioten sind selten."

Spätgotisches Wandfresko

Nun – für die reuigen und bildungsfähigen Sünder gab es oben, in der Steingriffer Kirche, die vorzügliche Möglichkeit, bei dem Gnadenbild am rechten Seitenaltar Abbitte zu leisten. Die spätgotische Schnitzarbeit zeigt Christus und Gottvater, wie sie der dazwischen knienden Gottesmutter Maria die Krone aufsetzen. Darüber schwebt der Heilige Geist in der Gestalt einer Taube.
Das Patrozinium der Kirche, die Heilige Dreifaltigkeit – sie gibt den Ton an: am Hochaltar oder auch in dem wunderschönen, erst vor rund 40 Jahren freigelegten, spätgotischen Wandfresko. Im Mittelpunkt steht aber hier - überlebensgroß - der heilige Christophorus. Die Darstellung des Nothelfers genau gegenüber der Kirchentüre kam aus dem alten Glauben heraus, dass, wer die Kirche betritt und Christophorus sieht, an diesem Tag nicht "unversehens" stirbt, also ohne das Sakrament der letzten Ölung.

Über Burgkapelle errichtet

Heuer feiert die Steingriffer Dreifaltigkeitskirche einen runden Geburtstag: Sie wurde vor 450 Jahren, 1566, auf den Trümmern einer längst verfallenen Burgkapelle aufgebaut. Stifter war der damalige Schloss- und Hofmarksherr mit dem schönen Namen Ritter Wiguläus von Weichs! Sicher würde er sich darüber freuen, dass es mit vereinten Kräften gelungen ist, seine Kirche zum Jubiläum wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen.


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