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Zwölfuhrläuten Schaftlach in Oberbayern

Die Autofahrer, die sich besonders an den Wochenenden Stoßstange an Stoßstange von München über Holzkirchen an den Tegernsee quälen, lassen den Wegweiser nach Schaftlach rechterhand meist unbeachtet liegen. Dabei versäumen sie einiges

Von: Michael Mannhardt

Stand: 27.09.2015 | Archiv

Zum Beispiel eines der ältesten, lebensgroßen Kruzifixe der Welt: Ein ottonischer Lindenholzchristus, dessen Holz auf 970 datiert wird. Seine Herkunft ist rätselhaft. Gut möglich, dass er aus dem nahen Benediktinerkloster Tegernsee hierher in die Schaftlacher Heilig-Kreuz-Kirche kam.

Alte und neue Kunst

Ein schlichter, am 4. August 1476 geweihter Kirchenbau bildet den Rahmen für dieses bedeutende Kunstwerk. Der Tegernseer Klosterbaumeister Alex Gugler hat ihn auf noch älteren Fundamenten errichtet.
In der achteckigen Glockenstube unter der satten Zwiebelhaube des Dachreiters schwingen vier Bronzeglocken, die im Tedeum-Motiv gestimmt sind. Das mit einem Netzrippengewölbe überspannte Innere betritt der Besucher durch eine Tür mit gotischen Beschlägen. Altehrwürdige Kunstwerke, vom gotischen Taufstein bis zum barocken Hochaltar von 1640, geben dem Raum das Gepräge.
Das zeitgenössische Kunstschaffen kommt in einer neuen Altargestaltung in Holz zum Ausdruck.

1.000-Jahr-Jubiläum

Nach einer mündlichen Überlieferung soll sich in Schaftlach schon im 8. Jahrhundert eine hölzerne Taufkapelle befunden haben. Die erste schriftliche Erwähnung als "Scaftloh" findet sich in einer Aufzeichnung des Klosters Ebersberg, dem "liber traditionum". Ein gewisser "Rihheri" schenkte damals dem Kloster eine Waldung. Wenn auch Datum oder Jahreszahl in der Urkunde fehlen - wie damals fast immer - so lässt sie sich doch in das Jahr 1015 datieren. Damit kann Schaftlach heuer das 1.000-Jahr-Jubiläum seiner ersten urkundlichen Nennung feiern - gebührend, versteht sich.


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