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Schubert in Blaibach Wie die Oberpfalz kulturell "aufrüstet"

München schafft es - vielleicht. Nürnberg sucht - immer noch. Was den Bau von modernen und repräsentativen Konzertsälen betrifft, haben die großen Städte im Freistaat Nachholbedarf. Anders dagegen sieht es in der ostbayerischen Provinz aus.

Von: Siegfried Höhne

Stand: 05.09.2017 | Archiv

In Blaibach im Landkreis Cham steht seit 2014 ein Konzerthaus der Superlative. Der visionäre, monolithische Bau des Münchner Architekten Peter Haimerl hat bereits zahlreiche Preise gewonnen und lockt zwischenzeitlich Kulturbegeisterte aus ganz Deutschland in den Bayerischen Wald. Der international bekannte Opern- und Liedsänger Thomas E. Bauer, mittlerweile Intendant der Europäischen Wochen Passau, hat es sich zur Aufgabe gemacht, zehn Jahre lang die Auslastung des Hauses zu einem Großteil zu gewährleisten. Das Programm umfasst klassische Konzerte ebenso wie Folk- und Kabarettveranstaltungen: Von Schuberts Winterreise bis zur frechen Wirtshausmusik. Der Erfolg gibt den Planern und Machern Recht: Die Konzerte waren bisher immer ausverkauft.

"Ich habe festgestellt, dass sich hier im Bayerischen Wald - wenn man das vergleicht mit vor 40 Jahren - enorme Entwicklungen ereignet haben. Wenn man nach Cham kommt oder nach Deggendorf - das sind richtige Boom-Zentren. Die Leute haben eine tolle Lebensqualität. Manchmal vielleicht sogar besser als in der Stadt. Und ich habe mir gedacht: Im Bereich der ganz prominenten Kunst, da hat sich im Vergleich nicht so eine Entwicklung abgezeichnet. Und ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass man stark in hochwertigste Kunst investieren muss. Und wenn man da glaubwürdig sein möchte, dann darf man keine Lippenbekenntnisse abliefern, sondern muss selber was vorlegen."

Thomas E. Bauer, Bariton

Ein ähnlich kühnes Konzerthaus wie in Blaibach ist in der Marktgemeinde Lappersdorf bei Regensburg entstanden. Auch das "Aurelium" ist ein Hingucker. Nicht nur wegen der ungewöhnlichen Form mit dem fast bis zum Boden reichenden Satteldach sondern auch wegen der goldenen Außenhülle. Daher auch der Name: eine Wortschöpfung aus Marc Aurel, dem Kaiser, der Regensburg beziehungsweise das Lager Castra Regina gründete, und dem lateinischen Wort für Gold - "Aurum". Und wie in Blaibach kümmert sich auch in Lappersdorf ein bekannter Musiker um das Programm: Klaus Wenk, Leadsänger des national wie international bekannten und erfolgreichen Vokal-Ensembles "Singer Pur".

"Wir haben jetzt ganz vorsichtig angefangen. Haben zwei bis drei Veranstaltungen pro Monat gemacht, einfach zu schauen, was wollen die Lappersdorfer hören, was kann man probieren. Es ist natürlich so, die klassische Musik, die mir persönlich sehr am Herzen liegt, hat’s natürlich schwerer wie ein Popkonzert oder Dinge, die populärer Art sind. Aber auch da versuche ich ein spannendes, gut ausgewogenes Programm aufzustellen, das unterschiedliches Klientel anlockt."

Klaus Wenk, Organisator und Manager, Aurelium Lappersdorf

Siegfried Höhne hat für "Zeit für Bayern" die ungewöhnlichen Kulturaktivitäten in der Oberpfälzer Provinz, im Schatten der Metropolen sozusagen, genauer unter die Lupe genommen.


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