BR Heimat

Bayern - Land und Leute Bayerische Wandervögel

Gruppenbild Wandervögel mit Instrumenten (um 1910) | Bild: picture-alliance/dpa/akg-images

Sonntag, 16.04.2017
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

Bayerische Wandervögel
Anfänge einer Jugendkultur
Von Monika Dimpfl
Wiederholung von 13.05 Uhr, Bayern 2
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

"Es war im Juli 1904, als ich ... zu Beginn der großen Sommerferien … für eine 14tägige Wandervogelfahrt gekeilt wurde. ... Am 15. Juli tippelten wir nach kurzer Bahnfahrt in Richtung Schliersee los, etwa acht Pennäler im Alter von 14 - 16 Jahren. ... Es war eine 14tägige Fahrt durch die Alpen geplant, leider mit unsinnig angesetzten Tagesmärschen, 30 km tägliche Marschleistung, auf der Karte gemessen, ohne Rücksicht darauf, daß es dabei über Gebirgspässe und Bergpfade ging ..."

Früher als geplant endete diese erste Münchner Wandervogel-Aktivität mit Ferientagen am Chiemsee. Trotzdem hatte der Funke gezündet. Nicht nur in München, sondern bald auch in Amberg und Bayreuth - später in Regensburg, Augsburg, Nürnberg, Rothenburg, Aschaffenburg und Würzburg - entdeckten wanderlustige Gymnasiasten auf selbstorganisierten "Fahrten" in die "freie"Natur" jenseits von Schule und Familie ein neues jugendspezifisches Lebensgefühl, das bei den fortschrittlichen Gruppierungen schließlich in die Entwicklung einer eigenen Jugendkultur mündete.

Begonnen hatte die Bewegung 1895 in Berlin-Steglitz, wo sich um Herrmann Hoffmann die ersten Schülerwandergruppen gebildet hatten. In München wurde im März 1907 der "Wandervogel, Verein zur Förderung des Jugendwanderns in Bayern" ins Vereinsregister eingetragen, der ab 1910 ein eigenes Mitteilungsblatt herausgab und dessen heute bekanntestes Mitglied der Münchner Schriftsteller Josef Ruederer war. Dass von Anfang an beim Wandern gesungen wurde, ist anzunehmen, gehörte doch zur frühen "Führerschaft" der Münchner Wandervögel der Medizinstudent Hans Breuer. Von ihm stammt das populäre Liederbuch der Wandervogelbewegung: "Der Zupfgeigenhansl".

Monika Dimpfl erzählt vom Leben und Treiben der bayerischen Wandervögel - zu denen bald auch eine Münchner Mädchengruppe gehörte - , ohne die reaktionären und antisemitischen Holzwege dieser ersten großen Jugendbewegung zu verschweigen.