BR Heimat

Bayern - Land und Leute Der Münchner Sinto Hugo Höllenreiner

Sonntag, 01.11.2015
15:05 bis 16:00 Uhr

BR Heimat

"Ich bin froh, wenn wieder alles draußen ist."
Der Sinto Hugo Höllenreiner und sein Leben mit Auschwitz
Von Ulrich Trebbin
Als Podcast verfügbar
Wiederholung von 13.30 Uhr, Bayern 2

Der Münchner Sinto Hugo Höllenreiner hat ein Leben lang die Bürde von Auschwitz getragen. Im Alter von neun Jahren ist er gemeinsam mit seinen Eltern und fünf Geschwistern verhaftet und nach Auschwitz deportiert worden. Dort waren im sogenannten "Zigeunerlager" mehr als zweiundzwanzigtausend deportierte Sinti und Roma gefangen. Nur dreitausend haben überlebt. Hugo war einer von ihnen. Über das traumatisierende Grauen, das er dort erlebte, hat er jahrzehntelang geschwiegen. Erst in den 90er Jahren hat er angefangen, in Schulen zu gehen und über seine Erlebnisse zu berichten - da war er bereits über 60 Jahre alt.

Alptraumartige Szenen aus vier Konzentrationslagern

Tausenden Schülern hat Hugo Höllenreiner die alptraumartigen Szenen aus vier Konzentrationslagern geschildert: Wie SS-Leute vor seinen Augen Schäferhunde auf nackte Menschen hetzten. Wie sie Menschen ins Gas getrieben haben. Wie er Massenerschießungen mit ansehen und danach beim Zuschütten der Massengräber helfen musste. Und wie der kleine Hugo beim KZ-Arzt Josef Mengele auf dem OP-Tisch lag ...
In den Klassenzimmern war es mucksmäuschenstill, wenn er davon erzählte. Und richtig begreifen konnten die Schüler das alles erst, wenn er ihnen am Ende seine eintätowierte Häftlingsnummer zeigte. Für Hugo Höllenreiner war das Erzählen Teil der Bewältigung.

36 Familienmitglieder der Höllenreiners sind im Holocaust umgekommen

Hugos Eltern und ihre sechs Kinder haben mit großem Glück und viel Mut überlebt. Doch die Diskriminierung ging weiter: Hugo durfte keinen Schulabschluss machen und musste Hausierer werden.

Am 10. Juni 2015 ist Hugo Höllenreiner gestorben. Die Traumata der Konzentrationslager haben ihn bis zum Ende verfolgt.