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Eines für Alle? Das "Museum für Franken" auf der Festung Marienberg

Die Festung Marienberg ist ein Würzburger Wahrzeichen. 100 Millionen Euro hat der Freistaat nun für die Sanierung zugesagt. Ein "Museum für Franken" soll dort entstehen – ein Prestigeprojekt, das hohe Erwartungen erfüllen muss.

Von: Barbara Markus

Stand: 23.03.2017 | Archiv

Bayerns Heimatminister Markus Söder (CSU) spricht von einem "starken Signal" für Nordbayern als "Kulturland". Für 100 Millionen Euro sollen baulich die Voraussetzungen für ein kulturpolitisches Jahrhundertprojekt geschaffen werden: Das "Mainfränkische Museum" auf der Festung wird zum "Museum für Franken". Der Pakt zur Verstaatlichung mit der Stadt Würzburg und dem Bezirk Unterfranken ist zum 1. Januar in Kraft getreten. Nun steht Gründungsdirektor Erich Schneider vor der heiklen Herausforderung, das Konzept für ein fränkisches Landesmuseum zu erarbeiten – auf der Festung in Würzburg, seinem Studienort.

"Das Mainfränkische Museum hat damals schon für uns Studierende so etwas wie den Charakter, den Status eines Landesmuseums gehabt – es hat weit über Franken hinausgestrahlt. Aber es war eben das Mainfränkische Museum und wir haben bewundernd zu dem 'Alten vom Berge' aufgesehen, zu Herrn von Freeden. der dort oben dieses Museum eingerichtet hat. Wie er das Museum im Lauf der Jahrzehnte mit wunderbaren Kunstwerken ausgestattet hat."

Erich Schneider, Gründungsdirektor des Museums für Franken

Würzburg liegt in Schutt und Asche

Also nicht zum ersten Mal entsteht ein neues Museum auf der Burg. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wird Hermann von Freeden unfreiwillig schon so etwas wie ein "Gründungsdirektor". Denn Würzburg liegt in Schutt und Asche und mit ihm das Luitpoldmuseum. Was hat Hermann von Freeden seinerzeit zum Umzug auf die Festung bewogen? Ein Interview aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks gibt Aufschluss.

"Die Umsiedlung aus der Stadt, wo wir 1945 unser altes Gebäude völlig verloren haben, war eigentlich zunächst eine Notlösung. Aus dem Gedanken heraus, dass eine Stadt wie Würzburg für ein Landesmuseum für Unterfranken, für einen Neubau niemals das Geld wird finanzieren können und es war meine Idee, die teils abgebrannte Festung Marienberg, das alte Herz des Frankenlandes, zu nehmen, um mit dem Geld der Burg neue Dächer zu geben und unserem Museum ein neues Heim zu schaffen."

Hermann von Freeden, Gründungsdirektor des Mainfränkischen Museums auf der Festung

Kunstschätze – aus Trümmern gerettet

Skulpturen von Tilman Riemenschneider, wertvolle Barockmöbel, Kirchengut , Gemälde, Fayencen, spektakuläre Funde aus der Keltenzeit – mit Kunstschätzen, die aus Trümmern gerettet werden konnten, mit Leihgaben und Ankäufen, hat Hermann von Freeden das barocke Zeughaus der Festung Marienberg zum Mainfränkischen Museum gemacht und bis 1978 geleitet.

Darüber hinaus lehrte er Kunstgeschichte an der Universität Würzburg. Sein ehemaliger Student Erich Schneider tritt nun in seine Fußstapfen. Er ist selbst auf dem besten Wege, so etwas wie der "Alte vom Berge" zu werden. Dabei wird einem spürbaren Sanierungsstau auf der Festung ein Ende gemacht. Das historisch gewachsene Ensemble soll selbst Exponat erster Güte für ein "Museum für Franken" werden – ein hochkomplexes Vorhaben hat Bayerns Heimatminister Söder damit in Gang gesetzt.  

"Wir verbinden zwei herausragende Dinge miteinander: Zum einen entwickeln wir die Festung weiter mit 100 Millionen Euro. Das ist im Übrigen die größte Investition der bayerischen Schlösserverwaltung im ganzen Land. Also ein ganz klares Signal. Zum anderen machen wir – und da könnte man sagen, das ist schwierig – aus zwei Museen eines, aber ein ganz besonderes."

Markus Söder (CSU), Bayerns Heimatminister

Hausherr ist nun der Freistaat Bayern

Als Vorläufer für das neue "Museum für Franken" ist das Mainfränkische Museum seit dem 1. Januar 2017 nun verstaatlicht. Damit lasten die Betriebskosten nicht mehr auf Stadt und Bezirk, sondern werden vom Hausherrn getragen, dem Freistaat Bayern. Er unterhält seit Jahren schon ein zweites Museum auf dem Burgareal. Diese stadt- und festungsgeschichtliche Sammlung ist im Fürstenbau angesiedelt, dem Herzstück der mittelalterlichen Machtzentrale auf dem Festungsberg. Die Altstadt Würzburgs liegt ihm zu Füßen.

Umzug und Neukonzeption - eine doppelte Herausforderung

Ein grandioser Ausblick ist jetzt schon garantiert, wenn sich dann das neue "Museum für Franken" nicht nur im gesamten Fürstenbau ausbreitet, sondern auf alle vier Flügel der Kernburg erstreckt – dem ältesten Teil der Festung. Wie sein großes Vorbild steht nun auch Erich Schneider vor der doppelten Herausforderung: Umzug und Neukonzeption.

Welches Franken soll abgebildet werden?

Die Festung Marienberg in Würzburg

Eine Kette von Entscheidungen steht an. Und jede einzelne davon kann Erfolg oder Misserfolg für das neue Museum für Franken bedeuten. Da geht es zunächst einmal um die Frage: Welches Franken soll das Museum abbilden? Kann es sich auf die drei fränkischen Regierungsbezirke beschränken – oder geht nicht allein die Vielfalt der fränkische Dialekte weit über die politische Grenzen hinaus? Unter-, Mittel- und Oberfranken – einer Beschränkung auf die drei fränkischen Regierungsbezirke erteilen Experten wie Helmut Flachenecker eine Absage. Der Nürnberger ist Ordinarius für fränkische Landesgeschichte an der Universität Würzburg.

"Diese drei Regierungsbezirke gibt es erst seit den 1830er-Jahren, von dem damaligen Bayerischen König Ludwig I. eingeführt. Vorher, also vor der Säkularisation, haben wir natürlich eine große Vielfalt von Herrschaften. Die Zählung ist schwierig. Aber man könnte sagen, dass da um 1500 vielleicht 200 Herrschaften  waren, die natürlich unterschiedliche Interessen hatten. Das macht die Vielfalt an Schlössern, Burgen und Klöstern in Franken aus. Und der Raum für diese Herrschaften geht über die drei Regierungsbezirke hinaus."

Helmut Flachenecker, Ordinarius für fränkische Landesgeschichte an der Universität Würzburg

Historisch sind die Grenzen also fließend, weit über die drei Regierungsbezirke hinaus. Das wichtigste Ausstellungsstück ist Erich Schneider aber sicher: die Festung Marienberg. Bereits 704 taucht sie als Castello Wirteburg in einer Urkunde auf – als erster befestigter Sitz eines Fränkischen Fürsten. Bis ins 18. Jahrhundert ist sie Machtzentrale der Fürstbischöfe, jeder Stein atmet Geschichte.

Viele Fragen sind noch offen

Und wie steht es mit Exponaten aus allen bayerischen Landesteilen? Vorerst kann das "Museum für Franken" nur auf die Bestände des Mainfränkischen Museums zurückgreifen - wenngleich es dabei mit nicht weniger als 80 Werken des berühmten Bildschnitzers Tilman Riemenschneider glänzen kann. Aber wo zum Beispiel bleibt  Veit Stoß, der berühmte Nürnberger? Müssen sich andere Museen in Franken nun gegen Begehrlichkeiten aus Würzburg wappnen? Und nicht zuletzt geht es ja nicht nur um Exponate, sondern auch um eine zeitgemäße Präsentation. Wie modern kann da ein "Museum für Franken" in Festungsgemäuern werden? Fragen die Barbara Markus in ihrem Feature aufgreift und damit eine der spannendsten Phasen der Transformation in ein "Museum für Franken" aufgreift.  


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