Für das Format der Betthupferl-Geschichten, die ja kurz vor dem Einschlafen gesendet und gehört werden, ist diese Serie ungewöhnlich politisch und für Betthupferl-Verhältnisse hoch aktuell. Gelesen wird diese Betthupferl-Serie von Stefan Merki.

In jeder Folge wird von einer existentiellen Erfahrung der Flucht erzählt – in der ersten ist es der Verlust lieb gewordener Dinge, in diesem Fall Nivaans Holzschwert – außerdem wird immer eines der Kinder entscheidend an der Lösung der Schwierigkeiten beteiligt sein. Im Gegensatz zur häufigen Realität einer Flucht sind die Kinder hier nicht nur passive und ohnmächtige Zuschauer, sondern greifen in die Ereignisse ein und wenden sie in jeder Geschichte zu einem guten Ende. So wird in der ersten Geschichte Zaris Taschenlampe zum Lichtschwert-Geschenk, über das Nivaan sein zu Hause zurückgelassenes Holzschwert vergisst. Auch wird über alle zwölf Folgen die Familie intakt und zusammen bleiben, damit der innerste Kern der Geborgenheit erhalten bleibt.

Autor Kilian Leypold erzählt: "Die 'Fluchthupferl', so habe ich diese Serie für mich genannt, waren beim Schreiben deshalb eine so große Herausforderung, weil ich sehr dramatische und manchmal auch schreckliche, aber vor allem wirkliche Ereignisse zu Geschichten machen musste, die Kindern keine Angst machen, aber trotzdem etwas über die Wirklichkeit der Flucht erzählen."

"Diese kleinen, alltäglichen Geschichten berührten mich sehr beim Lesen“, so Stefan Merki. "Aus der Perspektive der Kinder erlebt man sehr deutlich, wie es sich anfühlt, sich in einem fremden Land zurechtzufinden. Besonders ist, dass es natürlich ein politisches Betthupferl ist, Flüchtlinge in Deutschland werden ja sehr kontrovers diskutiert. Hier wird über eine Familie erzählt und die Gefühle insbesondere der Kinder sind absolut nachvollziehbar. Und das im Format der Gutenachtgeschichte. Je besser man sich kennt, desto weniger fremd ist man sich – bis man vergisst, dass man sich mal fremd war. So etwas lese ich gerne."

Trotz eines nicht einfachen Themas hat der BR eine Serie produziert, die Ereignisse aufgreift, die inzwischen in vielen Kindergärten und Schulen angekommen sind, die aber trotzdem für die Zielgruppe (5-8 Jahre) und die Sendezeit am Ende des Tages geeignet ist.

"Vor politischer Aktualität möchte sich das Betthupferl nicht drücken," so Redakteurin Anja Mösing. "Kinder brauchen gute Geschichten. Geschichten, in denen sie Spannendes und Vertrautes finden. Ob es um Einhörner, Katzen oder andere Kinder geht, ist da erst mal egal. Die richtige Dosis von Irritierendem und Vertrautem hin zu bekommen, darauf kommt es immer an. Beim Schreiben genauso wie beim Sprechen im Studio. Bei 'Zari und Nivaan' ist die Dosierung unserer Meinung nach sehr gut gelungen."