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Die Sahara Das Thema

Stand: 22.08.2008 | Archiv

Der westliche Teil der Sahara im südlichen Marokko | Bild: picture-alliance/dpa

Flimmernde Hitze, Sandstürme, ein grenzenloses Gebiet ohne Orientierungspunkte und ohne reges Leben, so stellten sich viele Menschen noch Anfang des 19. Jahrhunderts die Sahara vor. Schon das Wort erweckte Angst. In der Sahara zu sein, das hieß, verlassen zu sein. Die große Wüste, das war schlechthin das Gegenteil von Zivilisation und Geborgenheit. Es war die "gelbe Hölle", eine tote, endlose Sandlandschaft. Dabei entfallen im arabischen Saharagebiet nur etwas über 20 Prozent der Fläche auf die reine Sandwüste, der weitaus größere Teil besteht aus Gebirgsfelsen, aus riesigen Schutt- und Kieswüsten, aus Steingeröll und zahlreichen tiefen, mit Staub gefüllten Senken und Erdrinnen.

Barth und Nachtigal

Zu den bedeutenden Wüstenforschern gehören auch zwei Deutsche, Heinrich Barth und Gustav Nachtigal. Barth gelangt als erstem Weißen eine Nord-Süd-Durchquerung der gesamten Sahara. Fünf Jahre war er unterwegs (1850-1855) und reiste dabei über 15.000 Kilometer zu Fuß und auf Reitkamelen durch die bis dahin als "Grab des weißen Mannes" bezeichneten Gebiete. Seine Aufzeichnungen gelten als Pionierleistung; sie gehören zu den seltenen schriftlichen Zeugnissen über die Sahara in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Nachtigal zog von 1869 bis 1875 durch die größte Wüste der Erde. Ihm gelang es, die Aufmerksamkeit der Welt auf das "Geschäft mit dem Menschenhandel" zu lenken. Nach seinen Schilderungen konnte niemand mehr das System der Sklaverei verharmlosen, wie es zeitweilig geschehen war. Nachtigal berichtete, was er gesehen hatte:

" ... Während für die Gejagten Leben, Familie, Freiheit, Heimat auf dem Spiel standen, hatten die Sklavenjäger nur eine Triebfeder für ihr Handeln: Beutegier ... In Verzweiflung töteten die einem schrecklichen Schicksal entgegengehenden Frauen vor ihr Überwältigung häufig ihre Säuglinge, um sie vor dem Hungertod oder der Sklaverei zu bewahren ... Mit der Zahl der Gefangenen sank der Wert der Sklaven. Ältere Männer bekam man für 2 Taler ... junge Mädchen für 8 - 10 ... Kinder für eine altes Hemd..."

Hartes Leben

Diese Zustände sind überwunden. Aber das Leben in der Sahara ist auch heute noch ein hartes, erbarmungsloses Leben. Keiner kann es sich so einrichten, wie er will. Wer in der Wüste lebt, muss sich der Wüste anpassen. Wer denkt, er könnte der Wüste seinen Willen aufzwingen, geht zu Grunde. Die Menge des Grundwassers bestimmt, wo Leben gedeiht und wo Oasen entstehen. Land ist unermesslich viel vorhanden, aber nur wo Wasser ist, ist das Land etwas wert.

Die größte Wüste der Erde

Kamele mit Reitern ziehen durch die Weiße Wüste in Ägypten.

Die Sahara umfasst 8,7 Millionen Quadratkilometer. Sie liegt im nördlichen Afrika. In der Nord-Süd-Ausdehnung reicht die große Wüste von den Küsten des Mittelmeers bis nach Schwarzafrika hinein. Das entspricht etwa der Entfernung von der Nordsee bis nach Sizilien. In der West-Ost-Richtung reicht die Sahara vom Atlantik bis zum Roten Meer; das sind über 6.000 Kilometer. Vergleichsweise ist das so weit wie von Bayern nach Westsibirien.

Dieses riesige Wüstengebiet haben elf Staaten untereinander aufgeteilt: Ägypten, Algerien, Libyen, Mali, Marokko, Mauretanien, Niger, Sudan, Tschad, Tunesien und die Arabische Republik Westsahara.

Knapp 3 Millionen Menschen leben in der größten Wüste der Erde. Zu den größten Völkern und Stämmen gehören die Araber, die Berber, die Mauren und die Tuareg sowie die afrikanischen Daza - die Tubu - und die Fubestämme. Sie leben keineswegs alle friedlich neben- und miteinander. Uralte Gewohnheiten und Stammesrivalitäten haben sich erhalten und führen immer wieder zu Auseinandersetzungen. Verschärft werden die lokalen Konflikte durch das Eindringen der technischen Zivilisation mit ihren für die Wüste schädlichen Begleiterscheinungen (Tourismus, verfehlte Entwicklungshilfeprojekte, Verstädterung).


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