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Gregor Mendel, Vater der Genetik

Von: Renate Ell

Stand: 28.01.2015 | Archiv

Mensch, Natur und Umwelt RS

Erbsen zählen kann sich lohnen. Zumindest wissenschaftlich. Als der Augustinerabt Johann Gregor Mendel (1822-1884) reihenweise Hülsenfrüchte kreuzte, stellte er fest, dass sich deren Merkmale nach bestimmten Zahlenverhältnissen vererbten. Mit diesen Forschungen begründete er die klassische Genetik. Verstanden hat ihn zu Lebzeiten jedoch keiner so recht; zu ungewöhnlich war seine Herangehensweise und die Verknüpfung mit der Mathematik. Erst posthum erkannte die Wissenschaft die Größe seines Verdienstes.

Gregor Mendel kam 1822 in Heinzendorf, einem 479-Seelen-Dorf im nordöstlichen Mähren im damaligen Österreich zur Welt. Der Vater Anton Mendel war Kleinbauer, der neben seiner unbezahlten Arbeit für den Gutsherrn und der Bestellung der eigenen Felder mit der Veredelung von Obstbäumen experimentierte. Der kleine Gregor war oft dabei und damit von Kind auf mit der Zucht von Obstbäumen und Zierpflanzen vertraut. Die edlen Pflanzen bekam Anton Mendel von der Gutsherrin, die sich besonders für Naturkunde interessierte und dafür sorgte, dass in den Dorfschulen ihrer Herrschaft Botanik, Zoologie und Physik unterrichtet wurde.

Harte Lehrjahre

Der wissbegierige Mendel durfte ins 36 km entfernte Troppau ziehen, um dort das Gymnasium zu besuchen. Das ”Quartier mit halber Kost” meinte es wohl etwas zu wörtlich, denn der junge Mendel litt ständig an Hunger und hatte sehr wenig Geld zur Verfügung. Als dann noch der Vater bei der Fronarbeit verunglückte, musste er sich seine Ausbildung mit Nachhilfestunden selbst verdienen.

Weiße und rosa Erbsenblüten, mit denen Mendel seine Versuche machte

Endlich trat der 21-Jährige in das Augustiner-Stift St. Thomas in Altbrünn als Novize ein. Die Klöster waren damals wichtige Träger der Wissenschaft. Hier studierte Mendel Theologie und erhielt 1848 die Priesterweihe. Nun konnte er Latein, Deutsch und Griechisch unterrichten. Ab 1850 studierte er in Wien Naturwissenschaften, 1854 bis 1863 führte er im Garten des Klosters in Altbrünn seine Kreuzungsversuche mit Erbsen durch. In diesen Jahren stellte er die nachmalig berühmten Mendel’schen Vererbungsregeln auf, die ihn – aus heutiger Sicht – zum Begründer der Genetik machten.

Mendel zu seiner Zeit

Gregor Mendel veröffentlichte seine Studien und schickte sie auch an einige Wissenschaftler. Trotzdem wurde sein Werk zu seinen Lebzeiten nicht in seiner Bedeutung und Tragweite erkannt. Das lag, wie so oft, an kleinkarierten Professoren, die dem Pfarrer aus Brünn nichts zutrauten, zumal er selbst kein Professor war, aber auch an der Bescheidenheit Mendels, der seine Publikation nicht überzeugt genug vertrieben hatte. Zudem überforderte der moderne philosophisch-mathematische Ansatz Mendels die Kollegen. Keiner der wenigen Biologen, die Mendel gelesen haben, hatte ihn wirklich verstanden. Aber er selbst meinte zu dieser Enttäuschung gelassen: ”Meine Zeit wird noch kommen.”


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