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Kampf um das "alte Recht"

Der Deutsche Baunerkrieg Kampf um das "alte Recht"

Stand: 18.09.2017

Porträt Götz von  Berlichingen, Ritter mit der Eisernen Hand | Bild: picture-alliance/dpa

Noch vor der Jahrhundertwende kommt es zu mehreren Verschwörungen unter dem Zeichen des "Bundschuhs". Dieser Schnürstiefel, die traditionelle Fußbekleidung der Landbevölkerung, wird zum Symbol des freien Bauerntums. In den Jahren 1513 bis 1517 erschüttert eine Unruhewelle den gesamten oberdeutschen Raum. In Württemberg beginnt eine Bauerrevolte unter dem Namen des "Armen Konrads", städtische Handwerker schließen sich an. Die Aufständischen wenden sich gegen Grundherren und Richter und fordern die Abschaffung einer Steuer zugunsten des Landesherrn, Herzog Ulrich von Württemberg. Auch in Baden ist der "Arme Konrad" aktiv und in der Steiermark stürmen Bauernhaufen mehrere Schlösser.

Bereits im Februar 1488 haben sich die Landesherren und die Reichsstädte Schwabens in Esslingen zum Schwäbischen Bund vereinigt. Adelige, Bischöfe, Klöster und Städte Südwestdeutschlands schließen sich an. Der Schwäbische Bund wird zum wichtigsten Instrument im Kampf gegen die bäuerliche Opposition. Bis 1517 gelingt es, die Aufstände niederzuwerfen. Eine trügerische Ruhe kehrt ein.

Die Reformation gibt Aufwind

Zu dieser Zeit startet Martin Luther seine - rein theologisch motivierte - Ablassagitation. Die Thesen des Mönchs und Theologieprofessors werden verstanden, sie treffen den Nerv der Bevölkerung und machen allgemeine Missstände bewusst. Zudem hat sich - bei aller Laienfrömmigkeit - in vielen Dörfern und Städten ein wütender Antiklerikalismus breitgemacht, der sich gegen den üppigen Kirchenbesitz richtet.

Luthers Forderung nach der reinen Lehre wird von vielen Menschen nicht als religiöses "Problem", sondern als Basis einer fundamentalen Erneuerung betrachtet. Spätestens nach Veröffentlichung der Schrift "Von der Freiheit eines Christenmenschen"ist das Verlangen der Bauern, an der Reformation teilzuhaben, groß. Luthers Bibelübersetzung in die Volkssprache hilft ihnen, ihre Situation besser zu begreifen. Die Grundlage für eine Massenerhebung ist geschaffen.

Die Bauern wagen den Aufstand

Der "große deutsche Bauernkrieg" entbrennt 1524/25 mit voller Wucht. Ausgehend vom südlichen Schwarzwald dehnen sich die Erhebungen auf Schwaben und Franken, auf Tirol, Salzburg, Württemberg und andere Territorien bis nach Mitteldeutschland aus. An der Revolte der Bauern beteiligen sich auch einige Adelige wie die Reichsritter Florian Geyer und Götz von Berlichingen. Vertreter des niederen Klerus, Handwerker, Bewohner kleiner Orte und Angehörige der Unterschichten größerer Städte schließen sich dem "Aufstand des gemeinen Mannes" ebenso an wie Bergleute.

In manchen Gegenden formieren sich Verbände von mehreren tausend Aufständischen. Politische Führer sind meist angesehene Bauern oder Bürgermeister, als Propagandisten arbeiten schreib- und bibelkundige Theologen oder ehemalige fürstliche Sekretäre. An militärischer Erfahrung mangelt es den Aufständischen. Es fehlt an Kanonen und Reiterei, landwirtschaftliches Gerät wird zu Waffen umfunktioniert.

Sonderfall Bayern

Dass die nord- und westdeutschen Gebiete sowie große Teile Bayerns von Unruhen weitgehend verschont bleiben, liegt hauptsächlich an der gesicherten Stellung der dortigen Bauern. Im Herzogtum Bayern ist die Bauernschaft vergleichsweise gut integriert. Hinzu kommt, dass die bayerische Führung sehr früh gegenreformatorische Maßnahmen ergreift; Bauernproteste und Reformationsbestrebungen werden bereits im Keim erstickt.

Zur Beruhigung der Lage trägt auch bei, dass die bayerischen Bauern gegen Willkür geschützt sind. Die Regierung unter Leonhard von Eck hat ihnen die Möglichkeit eingeräumt, gegen Grundherren vor einem landesherrlichen Gericht zu klagen. Zudem greift der bayerische Herzog immer wieder als Schiedsrichter zugunsten der Bauern ein und entschärft soziale Sprengsätze.

So kommt es nur sogenannten Pfaffenwinkel (westliches Oberbayern) zu einer Krise. Hier fallen im Mai 1525 Aufständische aus dem Allgäu ein. Die einheimischen Bauern verschanzen sich auf dem Peißenberg - mit der Absicht, Widerstand gegen die Eindringlinge zu leisten. Damit zeigen sie unmissverständlich, dass sie hinter den regierenden Herzögen Ludwig X. und Wilhelm IV. stehen.

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Schlacht bei Königshofen am 2. Juni 1525, Truppen des Schwäbischen Bundes siegen über die Bauern. Georg Truchseß von Waldburg zersprengt die Schlachthaufen der Bauern durch einen Reiterangriff, Holzstich | Bild: picture-alliance/dpa zum Thema Der Deutsche Bauernkrieg Aufstand des gemeinen Mannes

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