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"Schläft ein Lied in allen Dingen …"

Von: Brigitte Kohn

Stand: 19.08.2014 | Archiv

Deutsch und Literatur / GeschichteGy

"Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt ..." Joseph von Eichendorffs "Taugenichts" gilt als das literarische Vorbild aller Aussteiger und Träumer. Sehnsucht ist die Grundmelodie im Werk dieses bedeutenden Dichters der Spätromantik, das auch eine nachtschwarze Kehrseite hat: die Trauer über eine Welt, die der Poesie keine Heimat bietet.

"Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort ..." Wie kein anderer deutscher Dichter ist die Sprache Joseph von Eichendorffs (1788–1857), des bedeutendsten Dichters der Spätromantik, getragen von Sehnsucht und Traum.

Die oft schmerzvolle Suche nach Liebe, die Sinnlichkeit der Natur, die Suche nach der verborgenen Poesie der Welt tragen nicht nur den Sinn, sondern auch den Rhythmus und den Klang seiner Sprache in einer Weise, die große Komponisten zu Vertonungen inspiriert hat. Bis heute haben seine Verse nichts von ihrer Frische verloren, und sein "Taugenichts" ist immer noch das große literarische Vorbild aller Träumer und Aussteiger.

Eichendorff, geboren im südschlesischen Lubowitz, war ein glückliches Kind inmitten einer unberührten Natur, doch in seinem späteren Leben als preußischer Beamter blieben ihm quälende Konflikte mit einer Welt nicht erspart, in der die Poesie keine Heimat hat. Auch davon erzählt seine Dichtung.


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