Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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26. Juli 1656 Rembrandt ist pleite

Hätten Rembrandts Gemälde zu seinen Lebezeiten genauso viel Geld gebracht wie heute, wäre er fein raus gewesen. So musste er am 26. Juli 1656 Konkurs anmelden.

Stand: 26.07.2013 | Archiv

26 Juli

Freitag, 26. Juli 2013

Autor(in): Carola Zinner

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Thomas Morawetz

Das Wort "Kunst" kommt von "Kunnst ma fünf Mark leihen?" spottete einst der Volksmund. Heutzutage nimmt man die Sache ernster, schließlich gehört es zum guten Ton, Vernissagen zu besuchen und bei Weißwein und Baguette Gebildetes zu äußern über das, was an den Wänden hängt. Der Künstler steht schwarz gekleidet daneben, versucht erfolgreich auszusehen und hofft, dass keiner merkt, wie sehr er darauf angewiesen ist, dass endlich mal wieder ein bisschen Geld reinkommt. Man weiß schließlich, dass die Kundschaft am liebsten die Bilder erfolgreicher Leute kauft, oder, noch besser, solcher, die es demnächst werden, denn die sind momentan noch nicht so teuer. Für den gewieften Künstler heißt das: Blendwerk und Show gehört zum Überlebenskampf, wer da nicht mithält, hat schon fast verloren. Das ist heute so, das war auch früher schon so, und einer, der das ganz genau wusste, war der Niederländer Rembrandt van Rijn, ein Mann, der zum Inbegriff des Künstlers geworden ist.

Fehlspekulationen, opulente Haushaltsführung ...

Rembrandts Epoche, die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts, war eine Ära großer Spekulationen. Man versuchte reich zu werden mit Tulpenzwiebeln und Kriegsanleihen, mit Schiffsbeteiligungen und manchmal auch mit Kunst, und da war es natürlich eine verlockende Perspektive, ein bisschen mitzumischen. Dem jungen Rembrandt allerdings fehlte es dafür an Startkapital. Er war das neunte von zehn Kindern eines Müllers aus Leiden, da war nicht viel da außer massenhaft Talent und einigem Können. Damit ausgerüstet ging er nach Amsterdam, heiratete die richtige Frau und plötzlich sah alles ganz anders aus. Saskia entstammte einer wohlhabenden Familie, und ihr Vermögen rückte Rembrandt ein deutliches Stück nach oben in der Amsterdamer Gesellschaft. Er malte das Portrait von Prinz Frederik Hendrik, dem Statthalter der Niederlande, und war auf einmal ganz groß im Geschäft.

Die Familie seiner Frau allerdings begann zu lästern. Es gebe bei dem jungen Paar ja wohl einen gewissen Hang zur Verschwendung, wurde hinter vorgehaltener Hand getuschelt, natürlich so, dass es jeder hören konnte. Dafür zerrte Rembrandt die Verwandtschaft prompt vor den Kadi, es ging schließlich um seinen guten Ruf und damit auch ums Geschäft. Durchgekommen allerdings ist er nicht mit seiner Klage - und rund zwei Jahrzehnte später stellte sich raus, dass die lieben Verwandten wohl so falsch nicht gelegen hatten: Am 26. Juli 1656 musste Rembrandt Konkurs anmelden. Schuld war die Krankheit und der frühe Tod seiner Frau, hieß es, schuld aber waren auch gewagte Fehlspekulationen, eine opulente Haushaltsführung, die hohe Zahl der Angestellten und gewaltige Schulden für sein Haus in bester Lage.

Kunstmarkt dramatisch eingebrochen

Das Verzeichnis der Konkursmasse verrät, wie feudal der Malerfürst dort lebte: antike Skulpturen, Musikinstrumente, Münzen und ausgestopfte Tiere, hunderte von Gemälden, Zeichnungen und Drucken berühmter Kollegen, dazu eigene Werke. Das alles hätte eigentlich genügen müssen, die Schulden zu tilgen - doch leider war der Kunstmarkt gerade dramatisch eingebrochen. Die Versteigerung erbrachte nur einen Bruchteil vom erwarteten Erlös, die Gläubiger kamen um ihr Geld und Rembrandt war fortan geschäftsunfähig. Nur über eine Gesellschaft, die sein Sohn und seine Lebensgefährtin eigens dafür gegründet hatten, konnte er seine Bilder noch auf den Markt bringen. Große Summen allerdings hat er dafür nicht mehr erzielt. Die Werke erfolgloser Leute sind halt bei der Kundschaft einfach nicht so beliebt.


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