Bayern 2 - Das Kalenderblatt


2

18. Januar 1535 Francisco Pizarro gründet Lima

Er war nichts als ein übler Glücksritter. Angefangen hat er als Schweinehirt, dann suchte er in Peru nach dem sagenhaften Goldland Eldorado. Gefunden hat Francisco Pizarro dabei die Zivilisation der Inka, deren Reich er zerstörte. Dafür gründete er am 18. Januar 1535 eine eigene Hauptstadt – Ciudad de los Reyes, das heutige Lima.

Stand: 18.01.2010 | Archiv

18 Januar

Montag, 18. Januar 2010

Autor(in): Carola Zinner

Redaktion: Thomas Morawetz

Die Welt ist ungerecht. Und besonders ungerecht ist die Geschichtsschreibung. Denn sie straft die mit Missachtung, die ihr Leben in Frieden verbringen und freundlich sind zu ihren Mitmenschen. Den Kämpfern hingegen und den Rabauken schenkt sie ihre Aufmerksamkeit. So sind die Guten schnell vergessen, während die Platz einnehmen im großen Buch der Weltgeschichte, die das Volk auspressten, Kriege führten und denen das Leben der Mitmenschen keinen Pfifferling wert war.

Zum Beispiel Francisco Pizarro. Der Mann war nichts als ein übler Glücksritter. Angefangen hat er als Schweinehirt. Schon bald aber entdeckte er die Chancen, die dem Mutigen zu jener Zeit offen standen. Dem Mutigen, der keine Skrupel hatte. Denn es war die Epoche der Eroberung Amerikas. Was da möglich war, konnte Pizarro am Beispiel eines entfernten Cousins studieren: Hernán Cortés. Er hatte aus dem Reich der Azteken Unmengen von Gold und Edelsteinen heim nach Spanien gebracht und war zur Belohnung vom Kaiser zum Generalgouverneur des Landes ernannt worden. So was wollte Pizarro auch werden – am besten in jenem sagenhaften Goldland Eldorado, von dem allerdings niemand so genau wusste, wo es zu finden war. Pizarro machte sich auf die Suche. Nach mehreren erfolglosen Expeditionen erreichte er im Jahr 1526 die Küste von Peru, wo es tatsächlich Gold in rauen Mengen gab. Eilig schickte Pizarro ein bisschen davon heim zum Kaiser, der ihn im Gegenzug prompt zum Generalkapitän ernannte und ihm erlaubte, dieses vielversprechende Land und seine Bewohner für Spanien in Besitz zu nehmen.

Allerdings war es ziemlich mühsam, zum Zentrum des Inkareiches und damit zur Quelle des Goldes zu gelangen: Man musste dafür das Hochgebirge erklimmen, was Pizarros Leute in voller Rüstung unternahmen. Am Ziel stellte sich dann heraus, dass die Einheimischen schon einen Herrscher hatten und auch nicht auf ihn verzichten wollten, zumal sie Atahualpa als Halbgott verehrten. Das blieb zu Pizarros Freude auch so, als Atahualpa bereits sein Gefangener war. Denn aus so einer Geisel lässt sich wirklich gut Kapital schlagen. Lösegeld Nummer eins bestand in einem ganzen Zimmer voller Gold.

Die versprochene Freiheit erhielt Atahualpa dafür natürlich nicht, und auch nicht nach Zahlung von Lösegeld Nummer zwei und drei, jeweils einem Raum, gefüllt mit Silber. Stattdessen wurde der Herrscher beschuldigt, einen Aufstand geplant zu haben, erhielt sein Todesurteil und wurde erdrosselt. Im Anschluss daran konnten die Spanier problemlos die Hauptstadt der Inka ausrauben und dem Erdboden gleich machen.

Allerdings brauchte man jetzt eine neue Hauptstadt, und zwar möglichst an der Küste. Pizzarro gründete sie zwei Jahre später, am 18. Januar 1535, und nannte sie „Ciudad de los Reyes“, Stadt der Könige, was später geändert wurde in das deutlich kürzere „Lima“.

Ihrem Gründer blieb nicht mehr allzu viel Zeit, das Leben dort zu genießen. Nach einer Auseinandersetzung mit einem ehemaligen Kumpan wurde Gouverneur Pizarro in seinem Palast in Lima ermordet. Interessierte können noch heute in der Kathedrale den mumifizierten Leichnam besichtigten. Dabei lässt sich dann trefflich darüber sinnieren, wie das alles wohl ausgegangen wäre, wenn der Spanier in friedlicher Absicht nach Südamerika gekommen wäre - um, sagen wir mal, sich an fremdartigen Blumen zu erfreuen oder ein Buch zu schreiben über die Kochkunst der Inka. Was das für die Geschichte von Peru bedeutet hätte? – Man weiß es nicht.

Eines aber lässt sich sagen: Wäre ihm seine Sache – die mit den Blumen und dem Kochbuch - auch noch so gut gelungen: An Francisco Pizarro würde sich heute kein Mensch mehr erinnern. Denn für Geschichtsbücher ist so was einfach kein Thema.

Es wäre wohl noch nicht mal eines für ein Kalenderblatt.


2