Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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13. Oktober 1917 Das Sonnenwunder von Fatima

Am Himmel eine Frau. Drei portugiesische Kinder sehen sie, aber nur eines kann sie hören. Viele zweifeln - und doch kommen am 13. Oktober 1917 Zehntausende auf ein Feld nahe Fatima. Sie warten auf Maria.

Stand: 13.10.2014 | Archiv

13 Oktober

Montag, 13. Oktober 2014

Autorin: Isabella Arcucci

Sprecherin: Ilse Neubauer

Illustration: Angela Smets

Redaktion: Julia Zöller

Eine idyllische Weide made in Hollywood. Darauf tollend die Hirtenkinder Lucia, Francisco und Jacinta. Ein Sturm hebt an. Doch nein! Passend zu den Geigenklängen erscheint eine himmlische Jungfrau milchig weiß am Horizont der Warner Brothers-Kulisse. Mit sanfter Stimme fragt sie die andächtigen Kinder, ob sie ihr Leben Gott weihen und viele Leiden auf sich nehmen wollen, um der Welt Frieden zu schenken. Natürlich wollen sie! Und Lucia, die Älteste der drei, erscheint mit ihrem verklärten, ebenmäßigen Gesicht selbst wie eine Heilige.

Erscheinung am 13.

Die echte Lucia Santos war kein hübsches Kind. Klein und stämmig, mit struppigen Brauen, unter denen große, dunkle Augen vorwurfsvoll auf die Welt der Erwachsenen blickten. Denn dort wütete der Erste Weltkrieg. Lucia musste miterleben wie Verwandte und Freunde in den Krieg zogen - und nie mehr zurückkehrten. Doch da gab es ja noch die Geschichten von Gott, die ihre Mutter erzählte. Wie gerne hätte sie gelernt, diese selbst zu lesen! Aber das jüngste von sieben Kindern einer portugiesischen Bauernfamilie zu sein bedeutete:
Schafe hüten statt Schulbank drücken. Als die zehnjährige Lucia ihren Eltern erklärte, eine himmlische Dame sei ihr erschienen, holten diese darum auch nicht, wie das gerührte Kinopublikum von 1952, das Taschentuch hervor, sondern den Rohrstock. Alles freche Lügen! Doch Lucia, Francisco und Jacinta behaupteten fest, die Dame würde ihnen an jedem 13. im Monat erscheinen. Was sie sprach, konnte nur Lucia hören.

Auch die religionsfeindlichen Behörden bekamen bald Wind von den sonderbaren Ereignissen in der Nähe des Ortes Fatima und verhafteten die drei kurzzeitig. Doch nichts konnte die Kinder daran hindern, für das Ende des Krieges zu beten, wie die Dame es ihnen aufgetragen hatte. Am 13. Oktober 1917 schließlich, versprach sie, allen Menschen ihre Identität preiszugeben. Die Nachricht sprach sich herum.

Am 13. Oktober haben sich angeblich ca. 70.000 Menschen, Gläubige wie Spötter, in strömendem Regen auf einem Feld bei Fatima versammelt, als plötzlich die Sonne wie eine silbrige Scheibe hinter den Wolken hervor kam und zu kreisen begann. Ein ungeheures Farbenspiel ergoss sich auf die Menge und ein paar Sekunden schien es so, also ob ein Feuerball auf die Erde stürzen würde. Kein Zweifel, Maria war ihnen erschienen.

Keine astronomische Forschungsstation hatte dieses Phänomen bemerkt. War es ein Wunder? Massenhysterie? Stratosphärischer Staub?

Geheime Prophezeihungen

Lucia musste jahrelange Verhöre durch eine bischöfliche Untersuchungskommission über sich ergehen lassen. 1930 erst erkannte die Kirche das Marienwunder von Fatima offiziell als solches an. Lucia trat ins Kloster ein - und durfte endlich lesen lernen. Für das Bauernmädchen ein wahres Wunder. Sie schrieb die drei Geheimnisse nieder, welche ihr die Mutter Gottes anvertraut haben soll und von denen sie lange Zeit nicht sprechen durfte, wie es heißt.
Die Kirche sah in den Schriften Prophezeiungen des Zweiten Weltkriegs, und des Attentats auf Papst Johannes Paul den II. Lange blieben sie unter Verschluss.

Lucia starb 2005 mit 97 Jahren; wie Francisco und Jacinta soll sie selig gesprochen werden. Sie liegt in der Basilika von Fatima neben Francisco und Jacinta, die bereits mit elf und zehn Jahren an Grippe starben. Lucia war sich immer sicher, eines Tages wieder mit ihnen vereint zu sein.


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