Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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11. Februar 55 Mysteriöser Tod des Britannicus

Kurz vor seinem 14. Geburtstag starb Britannicus, der Sohn des Kaisers Claudius, während des Abendessens. Was ist wirklich passiert an diesem 11. Februar 55 n. Chr.?

Stand: 11.02.2013 | Archiv

11 Februar

Montag, 11. Februar 2013

Autor(in): Rainer Tautenhahn

Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl

Redaktion: Thomas Morawetz

War es Mord? Eine Quelle behauptet, Britannicus sei einem besonders schweren Anfall der Epilepsie zum Opfer gefallen und dadurch höchst bedauerlich verschieden. Eine andere Quelle scheint zu wissen, dass Nero ihn durch die berüchtigte Giftmischerin Locusta durch giftige Pantherpilze töten ließ. Nero war da ganz und gar nicht zimperlich! Wenn man bedenkt, wie Nero sich seiner eigenen Mutter Agrippina entledigt hat! Als Mittel zum Zweck fädelte Nero einen Schiffsunfall ein.

Doch der Plan misslang, denn Agrippina konnte sich schwimmend an die Küste retten. Daraufhin entschied sich Nero für einen direkten Mord. Er ließ sie in ihrer Villa töten und anschließend einäschern.

Nebenbuhler Nero

Am 11.Februar des Jahres 55 nach Christus erwischte es Britannicus, den Sohn des Kaisers Claudius. Der körperlich behinderte Claudius, er hinkte, stotterte und zuckte mit dem Kopf, wurde im damals stolzen Alter von 50 Jahren vierter römischer Kaiser. Und zum vierten Mal heiratete Claudius später auch: Seine Nichte Agrippina, deren Sohn er als Stiefsohn adoptierte. So gehörte er zur Familie, der Lucius Domitus - bekannt als Nero.

Doch zurück zu Britannicus. Er war der Stolz seines Vaters und wuchs die ersten Jahre mit eigenen Erziehern gut behütet heran. Der Jüngling erlernte die schönen Künste, die rechte Sicht auf die Politik im inneren und äußeren, und den richtigen Umgang am Hof. Und er verliebte sich auch - in die schöne Junia. Die Romanze sollte nicht von Dauer sein. Ausgespannt hat sie ihm ausgerechnet sein Stiefbruder - Nero.

Überhaupt, als Nero in die Familie kam, änderte sich alles. Britannicus wurde vor seinem Stiefbruder zurückgesetzt, die Erzieher und sein sonstiges Umfeld ausgewechselt. Man versuchte ihn als schwachsinnigen Epileptiker hinzustellen.

Wie die Fallsucht überhaupt eine besonders häufige Krankheitsform der herrschenden Klasse Roms gewesen zu sein scheint.

Erfahrungen sammelt man wie Pilze

Eigentlich verfolgte Vater Claudius den Plan, den von ihm verabscheuten Nero zu seinem Nachfolger zu machen. Während sein leiblicher Sohn Britannicus im Exil leben sollte und nach dem Ende des Kaiserreichs, das Claudius mit Neros Herrschaft voraussah, die Republik wieder herstellen sollte. Solche Pläne mochte Agrippina gar nicht, und ermordete ihren Ehemann kurzerhand gegen Ende des Jahres 54. Britannicus stand ohne Schutz da, kurz vor seinem nächsten, dem entscheidenden Geburtstag. Eine Volljährigkeit wie im heutigen Sinne gab es im alten Rom nicht. Mit dem 14. Lebensjahr überreichte man dem Jüngling eine Toga, die ihn zum rechtmäßigen Mann und eben möglichen neuen Herrscher machte. Dieser Altersgrenze näherte sich Britannicus im Februar 55. Und Agrippina schürte Hass und Eifersucht auf ihn - zugunsten ihres eigenen Sohnes.

Es wurde viel gefeiert und gegessen, trotz der ganzen Querelen damals. An einem dieser opulenten Mahle am 11. Februar 55 wandte sich alle Aufmerksamkeit auf den Tisch, an dem Britannicus saß. Bekam er ein spezielles Geburtstagsessen? Er zuckte mit dem ganzen Körper, verdrehte die Augen, gar Schaum vor dem Mund will man gesehen haben. Und war wenige Minuten später mausetot. Schon am nächsten Tag wurde seine Asche im Augustus-Mausoleum beigesetzt.

Es könnte ein eigens für ihn bereitetes Pilzgericht gewesen sein, gesammelt in der Familie, und Britannicus musste daran sterben. Für die Geschichte des heimlichen römischen Thronfolgers gilt ein bei Waldgängern beliebtes Zitat: Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.


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